„Benehmen Sie sich, wie Sie wollen – nur nicht, wie Sie sind“: Spitzen dieser Art gehören noch zum Zartesten, was Gerburg Jahnke und Stephanie Überall auf der Bühne und im Fernsehen über Männer zu sagen haben. Dafür werden die Missfits seit 20 Jahren von ihren nicht nur weiblichen Fans geliebt. Als Begleiterinnen und Kommentatorinnen des nicht immer rosigen Alltagsgesichts von Emanzipation und erstarkendem Selbstbewusstsein sprechen die beiden Damen aus Oberhausen aus, was viele Geschlechtsgenossinnen auf dem Herzen haben. Dabei geben sie sich häufig so analfixiert, wie nach Freud die Deutschen nun einmal sind. Entsprechend denn auch das Bühnenbild ihrer vom Hamburger Kabarett-Papst Ulrich Waller inszenierten und im stets ausverkauften Schmidts Tivoli erstmals gezeigten Abschiedsproduktion „Letzte Runde“: Toiletten müssen es sein, samt Kachelwand und Rolle. Darauf sitzen Jahnke und Überall gern in ihrem bis 2005 terminierten Best-Of-Programm und geben ihre Sketche und Songs zum Besten – über Menopause und Macho-Gehabe, Selbsterfahrungs-Untersuchungskurse und Sex-Gewohnheiten von Rentnerinnen. Währenddessen agieren „Matta und Lisbett“ so wandlungsfähig, souverän und präsent wie bekannt, und die sie begleitende fünfköpfige Band sehr kultiviert. Das Tivoli-Publikum bedauerte spürbar herzlich, dass es für das Urgestein des Frauen-Kabaretts nun heißt: „Gute Nacht, Freunde, es wird Zeit für mich zu gehen.“
Redaktion: Ulrike Cordes
2004-09-15 | Nr. 44 | Weitere Artikel von: Ulrike Cordes