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    Zirkus- und Artistenmuseen in Deutschland

    Obwohl Zirkus, Artistik und Show so populär wie kaum eine andere Kunstgattung sind, ist ihre museale Aufarbeitung eher selten, und über Jahrzehnte gab es neben größeren Zirkusmuseen in den USA nur das Zirkusmuseum im heutigen St. Petersburg und das – jetzt in Museum für Unterhaltungskunst umbenannte – Museum in Wien.

    Zick Zack Traum TheaterErst mit der Gründung des „Ersten Circus-Museums in Deutschland“, das am 15. Oktober 1974 im schleswig-holsteinischen Preetz eröffnet wurde, gab es ein solches Haus auch in Deutschland. Hervorgegangen war es aus der Privatsammlung des Journalisten und Zirkusfreundes Friedel Zscharschuch, der in seiner Preetzer Wohnung mit einer umfangreichen Sammlung den Grundstock legte. Seit 1990 ist ein „Verein der Freunde und Förderer des Circusmuseums zu Preetz“ der Träger.

    Im ehemaligen Bürgerhaus von Preetz, das im Erdgeschoss auch dem Heimatmuseum Raum bietet, sind auf zwei Etagen Dokumente, Fotos, Kostüme und Zirkusmodelle ausgestellt, die an viele berühmte Artisten und Zirkusse erinnern. Regelmäßig finden Sonderausstellungen statt, so zuletzt zur Geschichte des Zirkus Carl Hagenbeck.

    Allerdings gibt es zurzeit Unsicherheiten über die Weiterführung des Museums, da der Mietvertrag mit der Stadt Preetz im Jahre 2010 ausläuft. Im Gespräch sind derzeit zwei neue Standorte: in der Nachbarschaft von Preetz in der Tourismusregion Probstei, wo in der Gemeinde Höhndorf ein „Circus- und Technikerlebniszentrum“ eingerichtet werden könnte, das bereits Aufnahme in das Tourismuskonzept der Region gefunden hat, und in München im Rahmen des Stadtmuseums. Bei dieser Variante ist allerdings zu befürchten, dass die Sammlung ein ähnliches Schicksal erfährt wie in Berlin – im Magazin zu verschwinden. Die Entscheidung des Fördervereins steht noch aus.

    Am 5. September 1997 erfüllte sich Roland Weise, seit Jahrzehnten in der Unterhaltungskunst tätig, seinen Lebenstraum und eröffnete im brandenburgischen Klosterfelde sein „Internationales Artistenmuseum in Deutschland“. Mit der Namenswahl wollte er bewusst betonen, dass sein Museum sich nicht nur auf den Zirkus, sondern auf alle Formen der Unterhaltungskunst bezieht und die Künstler in den Mittelpunkt stellt. Träger des Museums ist auch hier ein Förderverein, die Exponate sind allerdings im privaten Besitz von Roland Weise. Er hat es in den wenigen Jahren des Bestehens verstanden, das Museum überregional bekannt zu machen, auch durch einen jährlichen „Artistentag“ mit Künstlergala. Mitglieder der Landesregierung nehmen regelmäßig die Eröffnungen der Sonderausstellungen vor, die zweimal jährlich wechseln. Die letzten Themen – „Zirkusspielzeug“, „Zirkus auf Briefmarken“ und „Deutsche Artisten zwischen 1945 und 2008“ – wurden in Zusammenarbeit mit dem Berliner Zirkusarchiv Winkler gestaltet. Aktuell wird eine Ausstellung über berühmte Artisten aus beiden Teilen Deutschlands von 1945 bis zur Gegenwart gezeigt. In den Ausstellungsräumen, die sich über zwei Etagen erstrecken, wurde am 27.10.2000 eine „Ruhmeshalle der Artistik“ eröffnet. Roland Weise betreibt eine intensive Öffentlichkeitsarbeit, es gibt im Museum zahlreiche Veranstaltungen. Der Höhepunkt ist der jährliche „Tag der Artisten“, der in diesem Jahr vom 22. bis 24. Mai stattfinden wird und zugleich das 15-jährige Bestehen des Fördervereins feiert. Auch hier werden derzeit gemeinsam mit der Landesregierung, dem Landkreis Barnim und der Gemeinde Wandlitz Überlegungen zur Perspektive des Museums angestellt, wurde doch Museumsgründer Roland Weise im vorigen Jahr 80 Jahre alt. Er sieht seine vordringliche Aufgabe darin, den Bestand seines Museums zu sichern.

    In Magdeburg entstand das neueste Museum, das am 29. August 2008 in einer denkmalgerecht sanierten Gründerzeitvilla eingerichtet wurde. Initiator war Gerhard Mette, ein begeisterter Zirkusfan und -sammler. Mit Mitteln der Denkmalspflege, der EU und der Spirituosenfabrik Abtshof erfolgte eine Sanierung dieses Hauses. Entstanden ist in der ersten und zweiten Etage eine Ausstellungsfläche von rund 700 Quadratmetern, auf der ein bunter, vielfältiger Einblick in die Welt des Zirkus gegeben wird und wo u. a. auch die Geschichten der Artisten aus Magdeburg und Umgebung sowie des Magdeburger Zirkus Blumenfeld dokumentiert werden.

    Kleinstes Museum in dieser Reihe ist das der Artistenfamilie Malmström in Güstrow, hier werden in einem alten Wohnwagen und einem Museumsraum Dokumente dieser berühmten Familie vorgestellt. Auch das Zirkusmuseum Bajasseum in Enkenbach-Alsenborn beschränkt sich auf die Geschichte von Alsenborner Artisten, die vor allem als Musikanten, Marionettenspieler und Akrobaten im 19. Jahrhundert umherzogen.

    Die in Berlin 1990 eröffnete Zirkusausstellung des Märkischen Museums aus dem Sammlungsbestand der „documenta artistica“ wurde bedauerlicherweise schon nach wenigen Jahren aus Kostengründen geschlossen, die Sammlung befindet sich jetzt in den Magazinen des Stadtmuseums Berlin.

    Auch das Circus-, Varieté- und Artistenarchiv in Marburg, das vor allem auf eine Sammlung des langjährigen GCD-Vorsitzenden Rudolf Geller zurückgeht und heute von der Kunsthistorischen Gesellschaft für Circus und Varietékunst e. V. getragen wird, steht Interessenten nur auf Anfrage zur Verfügung.

    Man sollte bei Reisen nach Nord- oder Mitteldeutschland die Chance nutzen, eines dieser interessanten Museen zu besuchen.

    Redaktion: Dietmar Winkler

     AdNr:1090 

    2009-03-15 | Nr. 62 | Weitere Artikel von: Dietmar Winkler





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