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    Daheim und unterwegs – Trottoire an Rhein und Ruhr

    Hab’ ich es nicht schon beim letzten Mal gesagt? Die machen richtig Ernst mit der Kulturhauptstadt-Bewerbung! Mal sehen was so los war:

    Das Comedy Arts Festival in Moers präsentierte unter dem Motto „Schlecht leben – gut lachen“ wieder einmal alle Varianten der Bühnenkunst, die lachen machen, mit einigen Publikumslieblingen, aber auch Premieren und Erstaufführungen. Wie immer dominierten musikalische Comedians bzw. solche mit viel Körperwitz, wie z. B. die Clowns Nani & Ingmarsson mit „The Art of Dying“ oder das Petersburger Teatr Licedei das Programm. Höhepunkt war am Samstag Mime-Comedian Ennio Marchetto, der lebende Cartoon, der in Moers das letzte Mal vor sieben Jahren mit stehenden Ovationen gefeiert wurde. Der Sonntag gehörte ganz der nationalen Komik-Riege und seltsamerweise liegen die Veranstalter, die international ein gutes Händchen haben, hier oft daneben (wie letztes Jahr mit der wahnsinnig langweiligen Kleinen Tierschau). Wer z. B. schon einmal Willi Tomczyk als „Working Class Hero“ mit Gitarre und Gesang erleben musste, wundert sich, ihn hier in Moers zu finden.

     

    Kollegen der Nacht – Teil 2

    Im April startete der Bahnhof Langendreer in seinem neuen Veranstaltungsraum Studio 108 die Comedyreihe „Kollegen der Nacht“ mit Heinz-Peter Lengkeit (ex-„Lengkeit gegen Bender“) als Gastgeber. Inzwischen hat er das Gemäuer trockengewohnt und im Herbst kommen folgende Kollegen zu Gast: Multiinstrumentalist Andi Steil mit „Hoch die Eier“, Simone Solga, die „Perle mit Zündschnur“, Dagmar Schönleber, die Stand-up-Comedienne erzählt aus „Dagmar Schönlebers schönem Leben“ und am 17. Dezember öffnet das Adventstürchen Der blonde Emil.

     

    Lachmann & Popette „Privat bin ich Profi“ Welturaufführung in DO (Fletch Bizzel)

    Wenn Frau Betancor mit Frau Lachmann die Bühne betritt, kann alles passieren. Die eine ist eine genial-komische Musikerin, die andere eine verwandlungsbegabte Komikerin. Beide zusammen sind ein Damendoppel, das sich nicht nur gewaschen hat, sondern auch verdammt gut riecht. In „Privat bin ich Profi“ verbergen sich einige der unterhaltsamsten Solo-Perlen jeder einzelnen und auch Nummern zu zweit, also Duette. Denn wenn die Popette ihre musikalischen Samples zu skurrilem Textgut darbietet, muss die Käthe manchmal mitsingen. Genauso, wie es umgekehrt für Frau Betancor heißt, auch mal ein Tier zu imitieren. Ab sofort auf jeder gut sortierten Kleinkunstbühne zu finden.

     

    Hingegangen und angeguckt

    N8chtschicht „Hotel ICH“

    Die N8chtschichtler gehörten lange zum Grundbestand der Ruhrgebiets-Szene. Dann wurde es bis auf den Frontmann Fritz Eckenga ruhig um die Truppe. Anfang des Jahres wurde „Hotel ICH“ auf die Bühne gebracht und siehe da, ihre Fans (inzwischen alle etwas älter) sind ihnen immer noch treu. Programmatisch sind auch sie sich treu geblieben und das ist Plus- wie Minuspunkt zugleich. Denn sie sind durchaus imstande, witzige Ensemble- und Solonummern und gelungene Persiflagen zu präsentieren, aber einige der Sketche wirken altbacken, klamaukig und überholt. Die kabarettistischen Pointen in Richtung sozialdarwinistischer Politik sitzen nicht immer sicher. Der zweite Teil ist deutlich stärker und versöhnt am Ende mit manch flauer Pointe.

     

    Mix-Show im Queue

    Es gibt ja schon viele seltsame Stätten des Humors: Comedy im Waschsalon, im Friseursalon, in der Pommesbude, im Saal ... und in Dortmund im Fitnessstudio (mit drei s oder zwei?). Marcus Preis hatte sich dort einmal im Monat einquartiert und jeweils zwei bis drei Kollegen zum schwitzen-und-lustig-sein eingeladen. Die können zukünftig die Plauze wieder über den Gürtel hängen lassen: die Show zieht um. Ab Ende des Jahres findet sie im Cabaret Queue (Dortmund) statt, wo die Bedingungen letztendlich doch besser sind.

     

    Premierenankündigungen:

    Zwei Ruhrgebietcomedians sind ab diesem Herbst mit einem neuen Programm am Start. Da ist einmal Moses W. aus Essen, der sich mit „ROCKER!“ einen festen Platz in der Comedy-Szene erspielt hat. Er geht in seinem neuen Werk „Zimmerlautstärke“ dem Phänomen Mann und Um-Welt nach, wie gewohnt mit einem schmackigen Mix aus Stand-up- und Musik-Comedy. Premiere: 26.11. Rotationstheater Remscheid, 28.11. 100meister Duisburg, 27.1. Unterhaus Mainz

    Der zweite ist Hennes Bender, der im Rahmen des Köln Comedy Festivals am 8.10. mit dem programmatischen Paradoxon „Komm geh weg!“ in die nächste Runde startet. Er verfolgt in unnachahmlicher Giftzwergmanier die Spur unserer unpräzisen Welt, in der alles Hü und gleichzeitig Hott ist.

    Wir sehen uns in der März-Ausgabe wieder. Beste Grüße.

    Redaktion: Wiebke Doktor

    2004-09-15 | Nr. 44 | Weitere Artikel von: Wiebke Doktor





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