Durch die Moderation verschiedenster Sendungen im Schweizer Fernsehen (u. a. „Eiger, Mönch & Kunz“) hat es Susanne Kunz binnen weniger Jahre zu großer Bekannt- und Beliebtheit gebracht. Mit einem ersten abendfüllenden Programm macht sich die 30-Jährige jetzt daran, die Deutschschweizer Kleinkunstbühnen zu erobern. „Schlagzeugsolo – Eine Frau am Höhepunkt“ (Regie: Paul Steinmann) nennt sich der satirische Bericht aus einem Leben in der Arbeiterschicht. „In ihrer Rolle als plauderfreudige Hausfrau beweist sich Susanne Kunz als versierte Stimmen- und Jargon-Imitatorin“, befand der „züri-tipp“. Der „Tages-Anzeiger“ sprach nach der Premiere Ende Januar im Casino-Theater in Winterthur von „einer armen Schweizer Verwandten der ‚Desperate Housewives’ (...). Häufig muss man Tränen lachen, so unvermutet und so griffig fallen die Pointen.“
Ebenfalls auf verschiedenen Bühnen bewegt sich Nils Althaus. Einerseits ist er Filmschauspieler – zurzeit läuft gerade „Happy New Year“ von Christoph Schaub in den Schweizer Kinos. Für seine Rolle als wortkarger Taxifahrer wurde Althaus in der Kategorie „Bester Darsteller“ für den Schweizer Filmpreis 2009 nominiert. Anderseits ist der 27-Jährige ein nicht minder begabter Mundartliedermacher, der im März im La Cappella in Bern sein zweites Album „Ändlech“ getauft hat. Auf Tour geht’s damit ausführlich erst später im Jahr. Nebst einer kleineren Auftrittsreihe mit seinem ersten Liedermacherprogramm „Fuessnote“ steht bei Althaus diesen Frühling die Promotion zweier weiterer Spielfilme im Vordergrund, wobei „Die Räuberinnen“, ein postfeministisches Schauermärchen mit deftigen Sexszenen, bereits vor dem Kinostart im Juni hohe Wellen geschlagen hat.
Vom 15. bis 19. April steht in Thun die 50. Schweizer Künstlerbörse – das Pendant zur Kulturbörse in Freiburg im Breisgau – auf dem Programm. Diesmal über insgesamt 5 Tage, aber wie gewohnt mit 3 Kerntagen von Freitag, den 17., bis Sonntag, den 19. April 2009. Eröffnet wird das Jubiläumsspektakel am 15. mit einer Jubiläums-Gala der KleinKunst. Die Gala wird über die Radiosender DRS1, La 1ère, Rete Uno und Radio Rumantsch live übertragen. Der Schweizer Kleinkunstpreis, der an diesem Abend vergeben wird, geht heuer an den Walliser Yann Lambiel für seine Gabe, Prominente und Politiker auf verblüffende und hochintelligente Art zu imitieren. Am darauffolgenden Abend findet der Eröffnungsabend der diesjährigen KTV-Börse statt mit den Preisträgerinnen und Preisträgern des Schweizer KleinKunstPreises der ktv und des Schweizer InnovationsPreises der ktv.
Zum 50-Jahr-Jubiläum der Künstlerbörse hat sich die organisierende ktv/atp – die Dachorganisation der Schweizer Kleinkunstszene – noch etwas Spezielles einfallen lassen: „die Börse“. Unter diesem Titel schenken Prominente aus Kunst/Kultur, Politik und Sport ein Kunstwerk, das bei einer Auktion am Ostersonntag zugunsten der chronisch unter knappen Finanzen leidenden Künstlerbörse versteigert wird. Die Werke reichen von einem mit einer Magnum durchlöcherten Brett der Snowboard-Olympiasiegerin Tanja Frieden über drei Lithografien von Clown Dimitri und Original-Zirkuskostümen von Franco und Fredy Knie bis zu einer selber gegossenen Bronze-Meerjungfrau von Sänger Stephan Eicher. Weitere Infos unter www.dieboerse.ch.
Ein Blick zurück noch auf einen der bedeutendsten Comedy-Anlässe des gesamten deutschsprachigen Raums, das Humor-Festival in Arosa. Dieses ging im letzten Dezember mit einem kleinen Skandal, einigen Misstönen bezüglich der neuen Festivalleitung, aber auch einem Zuschauerrekord zu Ende. Für Ersteren hatte Altmeister Jango Edwards mit einer peinlichen sexistischen Darbietung gesorgt. Keine Spur mehr vom subversiv, aber immer hintersinnig-witzig agierenden Clown früherer Tage. Der Abend war auch von Laura Herts nicht mehr zu retten. Die begnadete Komikerin sollte eigentlich zusammen mit Edwards auftreten; es war bezeichnenderweise ein striktes Nebeneinander. Festivaldirektor Frank Baumann (bekannt vor allem als Moderator verschiedener TV-Sendungen wie aktuell der für den Adolf-Grimme-Preis 2009 nominierten absurden Nichttalkshow „Ein Fisch für 2“) konzentrierte den Festivalbetrieb in dem auf 2.000 Meter über dem Meeresspiegel gelegenen Zelt. Das Dorf blieb außen vor – entsprechend war dort null Festivalstimmung zu verspüren. Vor allem aber war das Zelt für einzelne Darbietungen schlicht zu groß. Und die in militärischem Befehlston gehaltenen Aufforderungen Baumanns, doch bitteschön näher zusammenzurücken, gerieten manch einem Zuschauer (und auch Sponsoren) eher in den falschen Hals, als dass sie für Erheiterung gesorgt hätten.
Andreas Thiel holte sich übrigens den „Arosa Humor-Füller“, den Nachfolgepreis für den „Schneestern“. Die Begründung der Jury: „Andreas Thiel ist kein Brachial-Humorist, der mit dem sauglatten Zweihänder jede Pointe kurz und klein schlägt. Er ist vielmehr der Meister des verbalen Floretts, der über das politische und gesellschaftliche Parkett tänzelt und mit präzisen Stichen gegen Links und Rechts austeilt. Seine Klinge ist scharf und sein Humor schwarz. Der grandiose Verfechter der fein-, hinter- und tiefsinnigen Politsatire trifft das Publikum mit jedem Stich – in der Zwerchfellgegend.“ Das wird zweifellos auch mit der „Politsatire 3“ nicht anders sein, dem jüngsten Programm des 38-Jährigen, das im März im Theater am Hechtplatz in Zürich Premiere hatte.
Redaktion: Hans Bärtsch
15.–19.04.: 50. KTV-Jubiläumsbörse
mit dem Galaabend am 15., dem KTV-Preisträgerabend am 16. und der Kulturbörse vom 17.–19.
06.–17.05.: Olten, Kabarett-Tage, u. a. mit der Verleihung des Kabarettpreises „Cornichon“ und dem Nachwuchswettbewerb „Sprungfeder“
07.–16.05.: Zürich, Kabarettfestival Spektakuli in Miller’s Studio, u. a. mit Auftritten von Nagelritz, Pigor & Eichhorn, Simon Enzler, Annamateur, Mnozil Brass, Leo Bassi, Martin Puntigam
AdNr:1044
2009-03-15 | Nr. 62 | Weitere Artikel von: Hans Bärtsch