Ende Februar lautete im Theater 99, dem Sitz der Aachener Kultur- und Theater Initiative e.V. (AkuT) die Devise "Jetzt geht's los!". Jörg Fabrizius, Mark Welte und Berthold Kastner zelebrierten als "Pappenheim Peepshow" einen Parforce-Ritt zwischen Kabarett und Sitcom. Als Typen wie Al Bundy, Woody Allen und Gerhard Schröder leben sie gemeinsam in einer WG. Alle drei träumen vom großen Erfolg: der spießige Bankangestellte vom Sitz im Landtag, der versponnene Künstler vom lukrativen Job in der Werbung und der lethargische Computerfreak vom High Score auf der Datenautobahn. Doch dann schlägt das Schicksal unbarmherzig zu, sie verlieren Job und Wohnung und den Boden unter den Füßen. Was bleibt ihnen letztendlich übrig, als gemeinsam in den Wahlkampf zu ziehen? Dem Trio gelang es mit guten schauspielerischen Leistungen und einer spannenden Geschichte das Publikum zu begeistern. Ob sie ihre Rollen derartig verinnerlicht hatten oder was auch immer der Grund war, Ende Mai beschlossen sie, ihre Zusammenarbeit nicht fortzusetzen, schade.
· Robert Kreis - 4. Lobby-Kulturwoche
Der Chansonier, Conférancier und Charmeur Robert Kreis riß mit seinem "best of" am 11. Mai das Publikum im Aachener Jakobshof nahezu von den Stühlen. Auch der letzte Platz im sogenannten "Gepäcknetz" (Balkon) war besetzt, als der begnadete Parodist im Rahmen der "Lobby-Kulturwoche" zu Gunsten der Arbeitsgemeinschaft für Wohnsitzlose und Arme z.B. seinen "Lach-Foxtrott" zelebrierte. Von den "goldenen Zwanzigern über die "Dirty Thirties" bis hin zu den "Drifty Fifties" spannte der auf Java geborene "Kollonieholländer" seinen genialen Bogen. Seine Markenzeichen sind das aufgemalte "Menjou"-Bärtchen, ein Frack und jede Menge Pomade. Seine Großmutter, eine Jazzpianistin und Bandleaderin einer Damenkapelle legte ihm die Liebe zur Bühne und zur Parodie in die Wiege. Seine erste Bühnenerfahrung sammelte der heute 51jährige als 16jähriger Barpianist auf einem Kreuzfahrtschiff.
· Jakobshof schließt
Kurz vor Redaktionsschluß wurde bekannt, daß der Jakobshof zum 30.9.2000 seine Pforten schließen wird. Die fünfköpfige Betreibergesellschaft ist nicht weiter bereit, erhebliche Gelder in das Kultur- und Gastronomiegeschäft zu stecken. Geringe Hoffnungen auf Fortführung mit städtischer Unterstützung setzt man in die nächste Sitzung des Kulturausschusses. Es wäre für die Aachener Kleinkunst- und Jazzszene ein großer Verlust.
· 1. Euregionale Kinderkulturbörse - eine Enttäuschung
Konnten die Kinder am liebevoll gestalteten Stand der versierten Märchenerzählerin Angelika Gehrke Sandbilder mit Edelsteinen, Seeigeln und Federn herstellen, so schien mir die 1. Euregionale Kinderkulturbörse vom Veranstalter (Willi Finck, Barockfabrik Aachen) doch eher in den Sand gesetzt worden zu sein. Im kleinsten erwählten Kreis fand die Eröffnung mit Valeri & Gleb statt. Die Künstler, die in den zwei folgenden Tagen vergeblich auf Veranstalter warteten, waren hierüber weder informiert, noch geladen. War man in der ursprünglichen Planung von 250 Kindern, die in einem benachbarten Zeltlager eine Woche verbringen sollten, ausgegangen, so fanden sich hier lediglich 70 ein. Einzelne Mütter und Omas mit Kindern fanden zusätzlich den Weg in das Aachener Einhard Gymnasium. Trotz mangelndem Zuspruchs fand Programm parallel auf drei Bühnen statt. Während es dem Duisburger Liedermacher Helmut Meier in Kürze gelang, die ca. 20 Zuschauer zum Klatschen und Singen zu bewegen, wurde der Auftritt des jungen Musical Theaters Heinsberg eine reine Katastrophe. Statt der 50 Darsteller traten nach einer langen negativen Vorrede des Initiators lediglich 8 auf und weder Licht noch Ton funktionierten. In der 730 Plätze bietenden Aula folgten weit unter 100 Zuschauer, die zum großen Teil aus den Standinhabern bestanden, dem Geschehen. Enrico's Roadrevue versuchte auf einer im Freien gelegenen Kellerbühne mangelnde Qualität beim Musical "Die Monster sind los!" durch gängige Musik wie "Spiel mir das Lied vom Tod" auszugleichen. Neben der Nichtbeachtung der Bühnenanweisung wie z.B. bei "'t magisch Theatertje" die einen dunklen, trockenen Raum brauchten und ins Freie plaziert wurden, fehlender Einladung z.B. der Veranstalter aus der Region trug sicherlich der gewählte Termin in den Sommerferien zum Nichtgelingen bei. Die Börse soll in den nächsten beiden Jahren in den Niederlanden und Belgien eine Fortsetzung finden.
· Open-Air Hof-Konzerte
Sechs hochkarätige Konzerte haben Ute Pennartz und Elke Wienen vom Kulturbüro den Aachenern kostenlos in der historischen Kulisse des Hofes beschert. Mit von der Partie waren die keltischen Barden "Moyland", "B.B. & The Blues Shacks", "Oldtime Blues & Boogie Duo", Irlands Entertainer No. 1 "Five Alive 'O", "Tumbin' Dice", für alle Rolling Stones Fans und "The House Jacks". War das Publikum zunächst skeptisch, was A-Capella betraf, so überzeugten die "House Jacks" bereits in den ersten Minuten. Perfekter Sound, solide Rhythmussektion mit Funky-Bass und Drums, gnadenlos guter Gesang und eine hervorragende Bühnenperformance waren die Elemente dieses Rockkonzertes ohne Instrumente. Bekannte Songs wie "Suddenly" und Eigenkompositionen wechselten sich mit Instrumentalsoli, wie einem furiosen Drumsolo, einzig durch Zunge, Lippe und Atem erzeugt, ab.
· Limburgisches Straßentheaterfestival
Zum 11. Mal beteiligte sich Aachen am limburgischen Straßentheaterfestival, das seit 1983 jeden Sommer in der Provinz Limburg stattfindet. 2108 Vorstellungen mit 188 Gruppen oder Solokünstlern aus 30 Nationen lassen nur ahnen, welche bunte kreative Welle über das Dreiländereck schwappte. Als ein besonderes Highlight in diesem Jahr erlebte ich das "Natuurlijk Theater". Start und Ziel war der kleine niederländische Ort Margraten-Norbeek. Von hieraus führte eine 17 km lange Fahrradroute bergauf und bergab durch Felder, Dörfchen und Wiesen. An verschiedenen Punkten fanden Aktionen wie Akrobatik mit dem jungen Trio "Mimbre" (England/Schweden) oder kulinarischer Slapstik mit "Nakupelle" (USA/Finnland) statt. Leo Bassi zertrümmerte in gewohnter Manier Zitronen und Äpfel. Dieses erstklassige Festival ist eine ausgezeichnete Aktion, Europa zusammenwachsen zu lassen.
· Neue Bühne: "Eifelstern-Varieté-Theater" in Monschau-Konzen
Am 19. August eröffnete unter der künstlerischen Leitung von Klaus Walter und "Gilbert" der Gastronom Ralf Dreesen das "Eifelstern-Varieté-Theater" mit einem bunten Showprogramm. Mit von der Partie waren u.a. Hinz und Kunz (Musik Comedy, D), Bobby & Anouschka (Comic Comedy, USA) und Mike (Fakir, Peitsche & Feuer, F). Erlebnisgastronomie, Kultur und Sport sollen zukünfig unter einem Dach bis zu 450 Gäste anziehen. Talk-Shows, Dance-Nights und Themengalas mit internationalen Künstlern sowie Tanztees und Workshops vom Hipp Hopp bis zum Autogenen Training sind geplant. Möge das Konzept neben dem regelmässig schwach besuchten "Statt-Theater" Monschau aufgehen. Weitere Infos unter 02472/7272 oder 5717.
Redaktion: Helga Korthals
Das Westspitzenfestival
Alle Veranstaltungen beginnen um 20 Uhr
19.10. Altes Rathaus Würselen
Female Affairs Main Street Intermezzo ABBA jetzt!
21.10. Eschweiler Talbahnhof
Bernd Gieseking Corinna Wenzel-Schwarz Kalla Wefel Aphrodi Sia K
23.10. Stadthalle Alsdorf
O. Lendl Die Tanten Pepe Bernd Kohlhepp
25.10. Soziokulturelles Zentrum Kerpen
Coco Camelle Michi Kleiber Nils Kaiser Queens of Spleens
30.10. KOMM Düren
Madeleine Sauveur Alix Dudel Schall & Hauch Mayo Velvo
3.11. Töpfereimuseum Langerwehe
Gogol & Mäx Raluti Samuel Sommer Sintez - Buff
4.11. Kulturbahnhof Jülich
Marcus Jeroch Hertha Schwätzig Bernd van Werven Die Steptokokken
7.11. Alsdorf Stadthalle
Abschlußgala mit den 7 Spartensiegern
Eifelstern Varieté Theater, Monschau-Konzen
13.10. Lemmy & Herr Tarzer "Streetcircushardcorecomedylightshow"
20.10. Farfarello - der "Teufelsgeiger" in concert
27.10. Trivolie - Comedy Theater
3.11. Venus & Co. Quartett - Chanson d'amour
10.11. Duo Naseweiss - akrobatische Comedy
Eschweiler Talbahnhof
1.10. Die PLAGIATenÖRE "Trio Infernal"
27.10. Frank Lüdecke Verteidigung der Sittsamkeit
2000-09-15 | Nr. 28 | Weitere Artikel von: Helga Korthals