An der Staatlichen Ballettschule und Schule für Artistik fand in diesem Jahr am 23. Juni die jährliche Gala der Fachrichtung Artistik statt. Den Rahmen dafür bildete die Bühne des Russischen Hauses der Wissenschaft und Kultur in Berlin. Zwölf Darbietungen präsentierten sich dem Publikum, darunter sieben Absolventen in sechs Nummern, und was es an diesem Abend zu sehen gab, war außerordentlich erfreulich. Beeindruckend vor allem das deutlich gestiegene Niveau. Zu den besten Absolventendarbietungen gehört ohne Zweifel die Diaboloarbeit von Benno Jacob & Johannes Dudek. Sie waren bereits mehrfach in anderen Programmen zu sehen, und es ist spürbar, wie sie an ihrer Nummer gearbeitet haben – sie werfen bis zu fünf Diabolos, aber es sind nicht nur ihre sichere Wurfarbeit und die ungewöhnlichen Tricks, vor allem ist es ihre sichtbare Spielfreude, ihre Ausstrahlung, die überzeugt. Eine sehr gut durchgestaltete Handstandakrobatik, kombiniert mit Kautschuktricks, zeigte Carlo Schöbel. Neben seiner trickreichen Arbeit ist es auch bei ihm die Ausstrahlung, in bemerkenswerter Kombination mit seiner weichen und doch kraftvollen Körperarbeit. Originell die Antipodenarbeit von Laura Schumacher mit Bällen: Sie kombiniert die Ballbalancen und -jonglagen mit der Bodenberührung von Bällen und lässt sechs Bälle am Bein entlanglaufen – eine schöne Arbeit, die sich wohltuend von den herkömmlichen Antipodenspielen mit Rollen und Tüchern unterscheidet. Zwei Darbietungen gab es am Trapez: die Absolventin Seraina Imholz und die noch in der Ausbildung befindliche Liv Knoche, beide mit allen wichtigen Tricks der Trapezarbeit. Auf dem Tanzseil absolvierte Aniko Serfözö; die originelle Idee, als Bürodame mit Stöckelschuhen zwischen klingelnden Telefonen zu balancieren, ist sicher noch ausbaufähig. Wenn sie sich dann im etwas gewagteren Kostüm zeigt, passt allerdings die Musik nicht mehr dazu; hier fehlen auch noch einige anspruchsvollere Tricks. Jakob Deutschmann hat seine Strapatenarbeit verbunden mit der Idee, als Maler zu agieren, das geht leider noch nicht so recht zusammen. Das Äquilibristik-Duo Vanessa Baier & Sven Böker mit der Partnerin als „Unterfrau“ beeindruckte mit einer perfekten Arbeit und hohen Schwierigkeitsgraden. Lediglich Judith Pietzsch muss ihre Show auf dem Schlappseil noch ein wenig flüssiger präsentieren. Weitere Höhepunkte waren die Bouncing-Jonglage von Bertan Canbeldek, der mit bis zu 7 Bällen arbeitet, die recht ausgefallenen Travestie-Hula-Hoop-Spiele von Philip Golle und die Handstandäquilibristik von Jeffrey Hein. Allesamt Schüler des 3. Ausbildungsjahres.
2009-09-15 | Nr. 64 |