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    TV-Comedy: Schräg, schrill und erfolgreich

    Thomas Hermanns hat vor zwölf Jahren in Hamburg den Quatsch Comedy Club ins Leben gerufen und damit der deutschen Unterhaltungsbranche und insbesondere der Stand-up-Comedy hierzulande einen entscheidenden Kick gegeben. Wohltuende Professionalität, ein cleverer Geschäftssinn und vor allem ein großes Herz für die Künstler haben den QCC, wie er von vielen abgekürzt wird, zu einer beispiellosen Erfolgstory werden lassen.

    „Quatsch“ wurde in den ersten zehn Jahren zunächst in einem Musikclub, später in einem Theater an der Hamburger Reeperbahn gemacht, zuerst an einem, später an zwei Abenden im Monat. Fast alles, was heute in der deutschen Comedy-Szene angesagt ist, wurde schon damals von Thomas Hermanns angesagt: u. a. Dieter Nuhr, Michael Mittermeier, Gaby Decker, Rüdiger Hoffmann, Sissy Perlinger, Ingo Appelt, Olli Dittrich und Käthe Lachmann. Aber auch viele weniger bekannte Kolleginnen und Kollegen traten auf. Es war jedes Mal ein Riesenspaß, ein freudiges Wiedersehen und eine Herausforderung zugleich.

    Die goldene Auftrittsregel lautete: Nichts wiederholen! Schließlich bestand das Publikum selbst fast ausschließlich aus „Wiederholungstätern“, d. h. Stammgästen. Die Shows waren meist ausverkauft.

    Erste Fernsehsendungen vom Quatsch Comedy Club gab es auf Premiere, doch schon bald zeigte sich Pro7 interessiert. Dort ist man inzwischen stolz, mit dem Quatsch Comedy Club seit Jahren das Flagschiff der deutschsprachigen Stand-up-Szene zu präsentieren.

    Seit gut zwei Jahren gibt es nun in Berlin im Souterrain des legendären Friedrichstadtpalasts eine feste Spielstätte, den Quatsch Live Club, in dem auch ich regelmäßig das Vergnügen habe aufzutreten und zu moderieren.

    Wer sich also für die Kunst der Stegreif-Unterhaltung begeistert, sollte sich bei Gelegenheit einen Abend im Quatsch Live Club im Herzen Berlins nicht entgehen lassen. Zu den aktuellen Entwicklungen und den Voraussetzungen, die man/frau als guter Stand-Upper mitbringen sollte, befragte ich Thomas Hermanns direkt in Berlin. 

     

    Trottoir: Was gibt es Neues zu deiner Sendung in dieser Staffel?

    T. Hermanns: Die Show wird ja zum ersten Mal aus unserem Live-Club in Berlin gesendet – das ist ein großer Schritt! Erstmals fließen die beiden Linien des QCC – live und TV – zusammen.

    Trottoir: Wie erkennt man, dass man das Zeug zu einem gutenStand-up-Comedian hat?

    T. Hermanns: Knapp gesagt, man hat eine eigene Welt, die man in eigene Worte fasst.

    Trottoir: Kann man sich weiterbilden, und wenn ja, wie? Kannst du Kurse, Seminare, Bücher empfehlen?

    T. Hermanns: Ich empfehle zum Einstieg „Comedy Writing step by step“ von Gene Peret.

    Trottoir: Warum gibt es weltweit relativ wenige komische Frauen auf den einschlägigen Bühnen?

    T. Hermanns: Stand-up-Comedy ist eine einsame, oft brutale Erfahrung – nicht belacht, also nicht geliebt zu werden ist eine der schlimmsten Bühnenerfahrungen. Deshalb gibt es mehr Frauen in der Tanzwelt.

    Trottoir: Wie schafft man es in den Quatsch Comedy Club auf Pro7? Kannst du Künstlern einen Tipp für die erfolgreiche Bewerbung geben?

    T. Hermanns: Wir haben ja Gott sei dank im Live-Club in Berlin alle Möglichkeiten, einen Künstler vom ersten Auftritt bis zur „Fernsehreife“ zu präsentieren. Anfänger beginnen bei uns in „Ediths Talentschmiede“, einem wunderbar wilden Erstlingsabend moderiert von Edith Schröder alias Ades Zabel. Das Publikum entscheidet dort, wer eine Runde weiterkommt und der Gewinner kommt in unseren CLUB MIX, die klassische QCC Live-Show, und kann dort weiter regelmäßig performen. Von dort geht es oft weiter in den Pro7 Newcomer-Contest „Comedy Hot Shot“, der 2003 von Konrad Stöckel und 2004 von Benny Kaltenbach gewonnen wurde. Dem Sieger winkt ein Auftritt in unserer regulären TV-Show und von da an sind die Sterne das Limit ...

    Trottoir: Wie ist es dem Live-Club in den ersten zwei Jahren ergangen und wie geht´s dort weiter?

    T. Hermanns: Wir sind gutgelaunt in Berlin angekommen und die Berliner haben uns an die Brust genommen und herzen uns heftig. Die Auslastung stimmt und wir sind sehr glücklich. Die TV-Übertragung aus dem Club setzt dem Ganzen natürlich ein Sahnehäubchen auf.

    Trottoir: Wie hat sich die Stand-up-Comedy-Szene in den letzten 10 Jahren aus deiner Sicht entwickelt und wohin gehen die Trends?

    T. Hermanns: Vor zehn Jahren gab es noch keine Stand-up-Szene, inzwischen gibt es eine ganze Industrie. Das Publikum kann inzwischen Stand-up, Sketch, Kabarett, Sitcom und Late Night auseinanderhalten und sieht alles gern. Natürlich ist das Fernsehen für einen Performer als Werbemedium immer wichtiger geworden, wird aber inzwischen oft auch ausschließlich als solches benutzt, d. h. das Geld wird live verdient und im TV wird für die Live-Shows geworben. Es hat sich eine sehr muntere Industrie gebildet, die trotzdem ihr Zusammengehörigkeitsgefühl und ihre Solidarität nicht so verloren hat wie beispielsweise die Musikindustrie.

    Trottoir: Gibt es für dich neue Projekte oder Ziele?

    T. Hermanns: Nächstes Jahr feiern wir 13 Jahre Live QCC und zehn Jahre TV-Show bei Pro7 – das wird heftig ...

    Trottoir: Vielen Dank, Thomas, und viel Erfolg im Jubiläumsjahr 2005.

    Wer sich bewerben will schickt sein Material an: Serious Fun, Stichwort „Bewerbung“, Reinhardtstr. 6, 10117 Berlin.

    Redaktion: Michael Genähr

    2004-12-15 | Nr. 45 | Weitere Artikel von: Michael Genähr





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