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    „Vom Leben“


    „Vom Leben“, so heißt das neue Soloprogramm von Günther Paal, alias Gunkl, der 2005 den Deutschen Kleinkunstpreis erhalten wird. Und wie alle seine Programme ist auch das siebte sprachlich ausgereift, subtil und fein verworren, eine rasante Conférence für ein sehr aufmerksames Publikum. Der Künstler gestattet kein kurzes Nachdenken über das Gehörte, denn jedes Wort ist wichtig für den und im Kontext. Gunkl berichtet von einer Reise in eine Gegend, in die man gerät, wenn man rechtwinklig aus der Zeit abbiegt. Für sein Debüt als Kabarettist im Oktober 1994 wählte er den Titel „Grundsätzliche Betrachtungen“; sein folgendes Programm benannte er vorausblickend „Das Beste aus den nächsten sechs Programmen mit Ausnahme des fünften“. Als er erstmals mit einem Soloprogramm die Bretter betrat, waren diese für ihn allerdings kein Neuland mehr, bildete er doch gemeinsam mit Peter Hermann und Lothar Scherpe seit April 1994 die Live-Band für Alfred Dorfers Programme. Gemeinsam sind sie auch die Begleitband von „Dorfers Donnerstalk“, einer ORF-Produktion satirischen Inhalts. Das Buch für die Sendungen verfassen Dorfer, Paal und Florian Scheuba. Letzterer schrieb kürzlich gemeinsam mit Rupert Henning das Buch zum Politkabarett „Freundschaft“, das Henning mit Erwin Steinhauer auf die Bühne bringt. Steinhauer gründete 1974 gemeinsam mit Erich Demmer und Wolfgang Teuschl das Kabarett „Keif“, in dem später auch Lukas Resetarits mitwirkte. Das Kabarett „Keif“ galt damals als Renaissance des politischen Kabaretts. Mittlerweile floss viel Wasser die Donau hinunter und der Klassenkampf versandete im Neoliberalismus. Ein letztes Mal hinterfragen die Protagonisten die Werte der Sozialdemokratie und das, was davon übrig ist, um sie dann zu Grabe zu tragen: einen Kranz mit roten Nelken und schwarzer Schleife, auf der der Programmtitel „Freundschaft“ steht. „Eine total politische Privatangelegenheit“, so der Untertitel, ist die Abrechnung mit einer Partei, deren Farbe sich nur mehr auf den von ihren Genossen getrunkenen Bordeaux bezieht.

    Einer, der den neuen Trend schon völlig intus hat, ist Klaus Eckel in seinem neuen Soloprogramm „Schlaraffenland“. Als „neuer Selbstständiger“ nutzt er alle Möglichkeiten, die sich bieten – mit beißender Ironie. Er sieht alles positiv, alles – auch in seinen geglückten Liedern. Eckel tritt auch mit Pepi Hopf, Thomas Stipsits und Martin Kosch in der Formation „Lange Nacht des Kabaretts“ auf und hat mit ihnen den Österreichischen Kabarettförderpreis 2004 erhalten. Gemeinsam warten die vier Kabarettisten mit einem neuen Programm auf, Anfang Februar 2005 in der Grazer Kleinkunstbühne Hin & Wider. Martin Kosch hat ebendort im April 2005 mit seinem neuen Solo Premiere. Die erste Premiere des Jahres 2005 feiert auf dieser Bühne Leo Lukas am 25. Jänner mit „Wohin die kleinen Kinder kommen“. Und man darf gespannt sein, was dem Multitalent nach „Wie man Frauen glücklich macht“ und „Was Männer wirklich brauchen“ einfällt.

    Wien hat wieder eine Kleinkunstbühne mehr, die Brennessel; benannt nach der gleichnamigen Kabarettgruppe, die mittlerweile 23 Jahre besteht und in Mödling beheimatet ist. Als Regisseur für ihr neuestes Programm „Bei Macht und Hebel“ konnten die Vier wiederum Kurt Sobotka gewinnen. Die Kleinkunstbühne Brennessel, die 100 Personen Platz bietet, ist im Theater am Auersperg untergebracht, das als Kabarettspielstätte Tradition hat: In den späten 1960ern spielte dort erfolgreich das Kabarett Der bunte Wagen unter der Leitung von Martin Flossmann; und zwar so lange, bis Flossmann und sein Kabarettteam in den damals schon altehrwürdigen Simpl einzogen. Das war 1974, Regie der ersten kabarettistischen Revue im frisch renovierten Haus führte Kurt Sobotka. Nun, die Jahre zogen ins Land, inzwischen wurde Michael Niavarani Leiter des Simpl, der 2004 wieder generalsaniert wurde. Nach der Renovierungspause eröffnete man mit der Revue „Mitten am Rand“. Als Conférencier wirkt Herbert Steinböck.

    Gerold Rudle ist währenddessen als Solist mit seinem zweiten Programm „Streicheleinheiten“ unterwegs und hat am 24. Februar im Wiener Orpheum mit Band und neuem Programm, „Die Wand nach Pink Floyds The Wall“, Premiere. Mini Bydlinski ist „back on stage“, und zwar mit „Gold“. Es ist dies ein Best-of seiner gelungensten Parodien von Toni Polster, Otto Schenk, Otto Baric oder Hans Krankl. Alexander Bisenz kehrt ebenfalls nach dreijähriger Bühnenabstinenz mit „Die Alfred Wurbala Late Night Show“ zurück. Es ist dies eine Mischung aus Theater, Kabarett, Entertainment und Videozuspielungen. „Hader muss weg“, nennt Josef Hader sein neues Programm, das er in diversen Wiener Kleinkunstlokalen zum Besten gibt. Hader ist aber auch als Schauspieler zu sehen, und zwar als Simon Brenner in „Silentium“, einem Film von Wolfgang Murnberger nach dem gleichnamigen Roman (quasi Krimi) von Wolf Haas. „Düringer spielt Dürflinger“ nennt Roland Düringer sein Programm, indem er Robert Dürflinger spielt, der einen Abend quer durch das Schaffen von Roland Düringer bringt. Die Frage „Warum Frauen gut aussehen und Männer besser fernsehen“ beantwortet ihnen I Stangl umfassend in seinem neuesten Programm. „Einsendeschluss“ betitelt Andrea Händler ihr neuestes Werk, das sie zusammen mit Angelika Hager verfasst hat. Darin geht es schlicht um kinderlose Frauen so um die Vierzig, die sich überlegen müssen, ob sie sich fortpflanzen wollen oder nicht. Händler spielt eine Frau, die sich dazu entschlossen hat – mit allen Konsequenzen. Dolores Schmidinger wird im Februar ein neues Programm herausbringen. Aber: Der Frauenanteil im Kleinkunstbereich ist in Österreich unverhältnismäßig klein. Damit sich dies ändert, haben Susanne Draxler, Eva D. und Anna Blau im Mai 2004 einen „Weiberstammtisch“ als Plattform für Austausch, Vernetzung und Diskussion eingerichtet. Erstes gemeinsames Projekt: Die „Ladies Night“ (vierzehntägig, freitags) im KosmosKlub in der Wiener Siebensterngasse.

    Redaktion: Iris Fink

    2004-12-15 | Nr. 45 | Weitere Artikel von: Iris Fink





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