Blick in die Probenwerkstatt von Sebastian Müller-Blech
Die Saarländer sind ein Volk der Schenkelklopfer – auf diese Idee könnte kommen, wer glaubt, man lache hier nur über Gerd Dudenhöfer (kennt jeder), Detlev Schönauer (kennen viele) und Alice Hoffmann (kennen einige). Über die lacht man auch, logisch, aber nicht nur – denn es gibt auch hintergründiges Kabarett, wie es der 39-jährige Riegelsberger Sebastian Müller-Bech (kennt niemand) zelebriert. Das zieht dann nicht die Massen an, aber dafür ein ausgesprochen intellektuelles Publikum, solches, das auch mal nachdenkt, bevor es lacht. Das neue Programm von Müller-Bech hat noch keinen Titel, es kommt auch erst im Februar auf die Bühne, aber es ist schon erkennbar, wohin die Reise geht. Denn als moderner Prophet – so will es der Prolog im Himmel – ist „Er“ auf die Welt geschickt worden, um sie zu verbessern. Und damit fängt er auch gleich an, wobei allerlei zeitgeistige Fußangeln ausgelegt sind, über die sich trefflich stolpern lässt. Wie war das noch mal mit Zeitverträgen? Als Fußballer hat „Er“ einen, jetzt will er auch im Ehevertrag Ausstiegsklausel, Ablösesumme und Laufzeit festhalten. Oder wie ist das mit dem Leben, das, aufs Wesentliche reduziert, einer Kaffeefahrt ins Krematorium gleicht. Müller-Bechs Stärken sind Wortwitz, Mimik (die Nase!) und vor allem Improvisationstalent. Deshalb sei scheuen Gemütern empfohlen, sich nicht in die ersten beiden Reihen zu setzen. Da ist nämlich die Mitmachenmüssen-Gefahr am höchsten. Und wehe dem, der dem selbst ernannten Zeitgeistkorrigierer in die Klauen gerät. Sein Leben wird in kürzester Zeit ad absurdum geführt. Nein, lieber weiter hinten Platz nehmen und herzlich über die anderen lachen. Ab Februar 2005 soll das neue Programm durchs Saarland touren.
Reaktion: Christian Bauer