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    Kritik: Tanja Ries hat sich genordet


    Die prominenteste Vertreterin des „Neuen Berliner Chansons“ stellt ihre neue CD „Nord“ vor.

    Sie ist sowas wie die Mutter des „Neuen Berliner Chansons“, dabei strahlt sie nichts weniger aus als Mütterlichkeit: Tanja Ries. Mit „Nord“ hat die Sängerin mit der elfenhaften Erscheinung nun ihre dritte CD vorgelegt, die sie mit einer Reihe von Konzerten vorstellt. Die Kritik an der 30jährigen Künstlerin setzt immer am selben Punkt an: an der exzessiv vorgetragenen Innerlichkeit, dem monotonen Gesang, den oftmals kitschigen Texten. In ihnen bekommen Herzen immer Flügel, will jemand im Fall gehalten werden, bilden Träume Räume. Dazu kommt die betont artifizielle Aussprache der Pforzheimerin, der klagende Ton ihrer Stimme, ihre Pose. Und dann geschieht immer dasselbe: Nach wenigen Liedern sind die Kritiker nicht mehr kritisch. Tanja Ries darf das.

    Sie wirkt in ihrer ganzen Gefühligkeit authentisch, wenn sie selbstversunken auf der Bühne steht. Und in den Zwischenmoderationen kommt auch Selbstironie ins Spiel. Tanja Ries hat eine starke Ausstrahlung. Darum ist es auch kein Wunder, dass sich Künstler und Publikum um „Tanjas Nachtcafé“ rissen, einem regelmäßigen Abend, bei dem sie bekannte und unbekannte Kollegen auf ihre Bühne bat. Vor kurzem wurde er, nach vier erfolgreichen Jahren, eingestellt, weil die Musikerin sich entwickeln wollte.

    Bei „Nord“ ist erstmals nicht mehr nur ihre Stammbesetzung Florian Grupp am Piano und Sonny Thet am Cello vertreten. Diesmal tritt sie mit einer richtigen Band an: An Klavier und Synthi noch immer der großartige Florian Grupp, (den man auch von „Zimtfisch“ kennt). Am Cello ein sensibler Peter Erles. Am Schlagzeug macht Tara Zintel ordentlich Dampf. Und an der Gitarre steht und kniet der Berliner Klangkünstler Christian Meyer, der auch für allerhand Geräusche verantwortlich ist. Nicht zuletzt für ein sehr charmant hergestelltes Wasserplätschern bei Rod Stewards „Sailing“, das die Ries in der Zugabe auf schön eigenwillige Weise covert. Mit dieser Besetzung geht der Sound von „Nord“ noch weiter weg vom klassischen Ries-Chanson und liegt nun irgendwo in der Nähe von Trance. Die Musik von Tanja Ries wird damit kontinuierlich spannender und die Kritiker können sich freuen: Irgendwann wird sie die introvertierte Pose überhaupt nicht mehr nötig haben.

    Redaktion: Susann Sitzler

    2001-03-15 | Nr. 30 | Weitere Artikel von: Susann Sitzler





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