Eine Neuerung beim alljährlichen Hausprogramm im Renitenztheater. Da zwei interessante Themen sich nicht zu einer Einheit zusammenschweißen ließen, gab es ein Doppelpack: „Big Brettl“ und „Cafe D“. Cafe D. verarbeitet die aktuelle Politlandschaft. Vom Auslaufmodell Kohl mit dem Song „Weil ich sensibel bin“ bis zu seinem potentiellen Albtraumerben Koch, der wenigstens in der Spendenpraxis eine gewisse Kontinuität garantiert. Ernste Passagen, manchmal am Rande der Betroffenheit, wechseln mit fetzigen, humorvollen Songs. Deutlich ist die Handschrift von Hannelore Kaub zu spüren, die fast alle Texte des ersten Teils geschrieben hat. Besonders aktuell ihr „Anna“-Text zum Thema Ausländerfeindlichkeit, der alle Zuschauer mit der Frage „Wie verhalte ich mich eigentlich?“ in die Pause entläßt. Dann der gewollte Bruch nach der Pause, der Big-Brettl-Container Abschnitt. Fünf Kabarettisten haben sich von RTL ködern lassen, Quoten durch Zoten heißt das Motto, bei jeder intellektuellen Glanzleistung rast der thermometerartige Quotenmesser in den Keller. Die fünf Gutmenschen kippen nach und nach alle moralischen Bedenken über Bord. Rasant treibt Sebastian Weingarten als Moderator die Kleinkünstler an, bis sie zu fiesen und mobbenden Quotenmonstern mutiert sind. Richling, Hallervorden und Appelt besuchen den Container, gekonnt von Bernd Lamprecht parodiert. Je dümmer die Bemerkungen, desto höher die Einschaltquoten. Miriam Pleva, stark in Gesang und Bewegung, glänzt als Veronika Feldbusch. Als gegen Schluß ausgerechnet der Moderator in einem Song einen sentimentalen Anfall hat, muß er das Feld räumen. Das Quotenmonster frisst seine eigenen Kinder. Sensationelle Zurschaustellung oder intelligente Unterhaltung, Sieg oder Niederlage, ein Kampf gegen Windmühlen in der neuen Medienlandschaft ? Bleibt noch zu erwähnen, dass die „Big Brettl“-Container-Texte von Kurbjuhn und Gerhard Woyda stammen, der mit F. König auch für die Musik verantwortlich ist.
Sein 10. Jubiläum konnte das teatro piccolo mit der Collage „Creation“ feiern. Unter der Leitung von Martin Seeger hat sich dieses Theater zu einem unverzichtbaren Kleinod in der Stuttgarter Theaterlandschaft entwickelt, und das bei einem geringen Etat. Auch im neuen Stück wechseln witzige, intelligente Texte mit phantasievollen Körperbildern und beeindruckenden Schattenspielen.
Termine:
Stuttgart:
Theaterhaus:
28.2.01: Peter GrohmannRenitenz-Theater:
11.3.01: Magdeburger ZwickmühlePforzheim:
Kulturhaus Osterfeld.
17.3.01: Künneke, Mira, VitaEsslingen:
Galgenstricke: 9.-10.3.: Martin SommerhoffAdNr:1099