Von Ursula von der Leyen bis Erzbischof Rainer Maria Wölki: Kaum ein Promi ist vor ihren Parodien sicher! Im Interview verrät uns Comedy-Lady Susanne Pätzold, warum sie so gerne Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens auf die Schippe nimmt – und wie die Originale darauf reagieren…
Wie ein Wirbelwind agiert die Kölnerin Susanne Pätzold auf den Bühnen und im TV. Auch privat liebt sie den Humor.
Foto: Robert Maschke
Erzbischof Wölki, Andrea Nahles, Andrea Berg, Nena, Inka Bause, Ursula von der Leyen, Sonja Zietlow… Was reizt Dich daran, Prominente zu parodieren?
Als Zuschauerin habe ich Freude an einer Parodie, wenn das Sofortbild stimmt, ich die Figur also direkt erkenne. Der große Spaß entsteht, wenn dann Eigenarten so hervorgehoben und beleuchtet werden, dass ich lachen muss und denke: Stimmt, genauso ist sie oder er!
Ist die Parodie eine Art Königsdisziplin der Comedy?
Das kann man nicht verallgemeinern. Je nachdem, wo die eigenen Talente liegen, spezialisiert man sich: Stand-up, Parodie, Komödie, …. Oder man ist Allrounder und mag alle Formen gleichermaßen.
Würdest Du gerne mal die jeweiligen Original-Personen treffen? Oder gab es mal Reaktionen von den „Originalen“?
Zu Switch-Zeiten gab es schon mal Reaktionen von Parodierten. Manche waren not amused, andere haben professionell-belustigt reagiert. Sehr souverän und humorvoll hat Andrea Kiewel mitgespielt: Die saß in ihrem eigenen Fernsehgarten gefesselt im Hintergrund, während ich als Andrea Kiewel ihre Sendung anmoderiert habe. Hinterher sagte sie lachend zu mir: Oh nein, mache ich das wirklich alles so???
Du parodierst aktuell Sarah Wagenknecht. Warum ausgerechnet sie?
Hat sie besondere „Special Effects“, die sich gut parodieren lassen?
Zur Zeit spiele ich mit dem Düsseldorfer Kom(m)ödchen-Ensemble einen Jahresrück- und -vorausblick „Don´t look back“. Da bietet sich Frau Wagenknecht mit ihrer kruden Mischung aus rechten und linken Parolen natürlich an.
Da sie selbst großen Wert auf ihre Wiedererkennbarkeit legt, macht sie es uns ParodistInnen beim Sofortbild erst mal leicht: Frisur, Kostüm, Schmuck – voilà.
Parodiewürdige „Special Effects“ hat sie durchaus auch, sowohl inhaltlich als auch physisch.
Was sind Deine aktuellen Projekte? Woran arbeitest Du gerade?
Zur Zeit bin ich ganz Theatermensch und spiele in verschiedenen, sehr unterschiedlichen Produktionen: Im Düsseldorfer Kom(m)ödchen bin ich ganz frisch Ensemblemitglied, in Bonn im Haus der Springmaus spiele ich mit dem Rheinkabarett eine Produktion mit dem Titel „Nur über meine Leiche“, in Köln im Bauturmtheater „Hexe, Heldin, Herrenwitz“ - ein Abend über Frauen der Kölner Stadtgeschichte, dann meine eigenes Programm „Multiple Choice“, begleitet von zwei wunderbaren Musikern und im September habe ich in Köln in der Volksbühne am Rudolfplatz, dem ehemaligen Millowitsch-Theater, Premiere mit einem Stück über Willy Millowitsch, mit Annette Frier als Willy und mir als Peter Millowitsch. Lauter tolle Produktionen, die viel Spaß machen.
Wie entwickelst Du Deine Bühnenprogramme? Hast Du Gag-Schreiber, die Dir zuarbeiten – oder schreibst Du alles ganz allein?
Vieles entwickle ich zusammen mit meinem langjährigen Kollegen und Freund Franco Melis, manches schreibe ich allein. Für mein Programm „Multiple Choice“ hat mir Dietmar Jacobs drei Nummern geschrieben. Er war auch Autor der Nummern, die ich in den Mitternachtsspitzen gespielt habe.
Stichwort „Multiple Choice“. Bist Du eine Frau, die sich nie entscheiden kann?
Tja, soll ich da jetzt mit ja oder mit nein antworten? Kann mich gerade nicht entscheiden.
Mal ganz im Ernst: Bist Du nur auf der Bühne so lustig – oder auch im Privatleben?
Ich kann nur sagen, dass Humor und Lachen für mich ein Lebenselixier sind, ohne das ich auch im Privatleben nicht auskommen würde.
Kommt man eigentlich als Comedian zur Welt – oder muss man sich das Humoreske erst hart erarbeiten?
„Harte Arbeit“ und „Humor“ sind Begriffe, die für mich nicht zusammenpassen. Was ich von klein auf mitbekommen habe ist jedenfalls eine unfreiwillige Komik – mir ist immer irgendwas runtergefallen, ich bin irgendwo hängen geblieben etc. Das war mir immer sehr peinlich. Aber so begriff ich irgendwann, wann und warum andere über mich lachten und dann fing es an, Spaß zu machen.
Wie kamst Du eigentlich zur Comedy? Hast Du auch einen „richtigen Beruf“ erlernt?
Schon in der Schule habe ich jede Möglichkeit genutzt, zu spielen und wusste immer, dass es das ist, was ich tun möchte. Nach dem Abitur fehlte mir aber der Mut, es beherzt anzugehen. Ich habe dann erst mal eine kaufmännische Ausbildung absolviert und mich anschließend auf dem Weg gemacht: Kameratest bei RTL, dort mit zwei jungen Regisseuren (Sven Unterwaldt und Dennis Satin) erste Sketche gedreht, Schauspielunterricht, Sprechunterricht, Gesangsunterricht, und schließlich erstes Engagement 1991 beim Improvisationstheater Springmaus in Bonn. Seitdem habe ich beruflich nix anderes mehr gemacht, als zu spielen. Herrlich!
Werfen wir einen Blick auf die aktuelle Comedy-Branche. Welche Trends zeichnen sich ab? Sind Comedy-Frauen weiter auf dem Vormarsch?
Der „Vormarsch“ klingt mir etwas zu kriegerisch. Da könnte der Eindruck entstehen, Männer und Frauen kämpften gegeneinander um die knappe Ressource Publikum. So sehe ich das überhaupt nicht. Menschen wollen lachen. Und glücklicherweise wollen sie heute ebenso selbstverständlich über lustige Frauen wie lustige Männer lachen.
Kriege, Krisen, Katastrophen: Wie kann Comedy in schwierigen Zeiten funktionieren?
Es klingt wie eine Binsenweisheit: Komik und Lachen sind gerade in schwierigen Zeiten enorm wichtig. Wir erleben das ganz konkret im Düsseldorfer Kom(m)ödchen. Da hören wir immer wieder von Zuschauern, dass das Lachen für sie regelrecht heilsam war. Denn an unserem Abend „Don´t look back“ sparen wir die Herausforderungen, mit denen wir alle zur Zeit zu kämpfen haben, nicht aus. Wir gehen mitten rein und lachend hindurch. Und jeden Abend spüren wir, dass uns das gemeinsam, dem Publikum und uns, sehr guttut.
Foto: Robert Maschke
Info:
Mit den „Mitternachtsspitzen“ gewann Susanne Pätzold den Deutschen Comedypreis.
Mit „Switch Reloaded“ den Deutschen Fernsehpreis – für den Adolf Grimme Preis war sie gleich zweimal nominiert.
Für die Bühne produziert die gebürtige Kölnerin eigene Programme, wie das Solo Napoleon bei Fuß, das Musikprogramm Susanne Pätzold und die Lätin Lovers, die Love Comedy Bis dass der Tanz uns scheidet. Mit ihrem aktuellen Soloprogramm Multiple Choice – der Abend der Entscheidungen ist sie seit zwei Jahren erfolgreich unterwegs. Und immer wieder tritt sie mit Axel Strohmeyer und Franco Melis auf, ihren Bühnen-Partnern im Improvisationstheater 3 Kölsch Ein Schuss.
Seit November 2024 ist sie Ensemblemitglied im Düsseldorfer Kom(m)ödchen.
Kontakt: hb-management.info