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    Kritik: Premiere Vince Ebert „Denken lohnt sich“

    Soll man nach einem sehr erfolgreichen Programm ein zweites, ähnliches nachschieben? Sozusagen eine B-Version? Oder wieder etwas Neues wagen? Vince Ebert geht den zweiten, schwierigeren Weg, auch wenn er seinen Grundsätzen treu bleibt, dass sich Wissenschaft und Kabarett nicht gegenseitig ausschließen müssen. Nach seinem Abräumer „Urknaller – Physik ist sexy“ feierte der Frankfurter im Mainzer Unterhaus im Oktober Premiere mit „Denken lohnt sich“. Eine gewagte These, schließlich braucht man für die wirklich wichtigen Dinge des Lebens wie Schlafen, Essen und Sex lediglich das Rückenmark. Doch irgendetwas muss sich die Evolution bei unserem übergroßen Hirn gedacht haben, und schließlich sei nicht zu denken auch gar nicht so einfach. Anhand eines wissenschaftlich angelegten Experiments inklusive Testgruppe tritt der Diplom-Physiker mutig den Beweis für die evolutionäre Nische des Denkens an und überprüft, ob sich Denken wirklich lohnt. „Doch nicht nur beim Thema Gesundheit bleibt das Denken auf der Strecke“, weiß Ebert. Und schnell steht es 12:0 für das Nicht-Denken. Es sieht düster aus im Land der Dichter und Denker. Im Bundestag entscheiden Industriekaufleute und Müllermeister über Atomausstieg und Gentechnik, und viele Topmanager haben keine Ahnung von Mathematik und wissen nicht einmal mehr, wie sie Statistiken fälschen können. Ob Treibhauseffekt, Mondphasen oder der Einfluss relativistischer Effekte auf Fernbeziehungen: in seinem Programm, bei dem Kabarett-Kollege Eckard von Hirschhausen Regie geführt hat, räumt Ebert auf mit populären Halbwahrheiten und oberflächlichem Zweidrittel-Wissen und gibt fundierte Antworten auf die Fragen des alltäglichen Lebens. Dabei zeigt der Kabarettist aber stets die Grenzen wissenschaftlicher Erkenntnis auf und fordert: „Bleiben Sie kritisch, denken Sie selbst. Sonst tun es andere für Sie“. Die Resonanz nach sechs Tagen im Unterhaus war sehr positiv, auch wenn es nicht nur Lob für Eberts Premiere in den Zeitungen gab. „Nach einem so erfolgreichen Programm wie ‚Physik ist sexy‘ nachzulegen, ist nicht einfach gewesen“, so Vince Ebert. Und sicher hätte man auch einfach ein Physik-Nr.2-Programm nachschieben können. Doch das wollte der Frankfurter nicht. „Ich wollte zwar das Wissenschaftliche beibehalten, mich aber dennoch weiterentwickeln“. Und so sei er der Frage nachgegangen, was Wissenschaft beantworten könne und was nicht. Hier wird Alltägliches wissenschaftlich hinterleuchtet. Das Unterhaus gehört zu den renommierten Bühnen in Deutschland, das weiß Ebert, der dem Mainzer Haus seit Jahren verbunden ist. Hier starten zu können „macht einen stolz“, erklärt der Frankfurter, der nun den Rest der Republik zum Denken animieren will.

     

     
    2007-12-15 | Nr. 57 |





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