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    Kritik: Cremer als armes Zirkuskind

    Mit nicht ganz 40 Jahren nahm sich Aglaja Veteranyi 2002 in Zürich das Leben. Die Autorin, Zirkustochter aus Rumänien, die sich das Schreiben und Lesen selbst beibrachte, fand auf der Welt ihren Platz nicht. Aus Veteranyis autobiografischem Text „Warum das Kind in der Polenta kocht“ schuf die Mimin Gilla Cremer zum 20-jährigen Bestehen ihres Gastspiel-Theaters Unikate ein berührendes Bühnen-Solo (Regie: Nik Günther) – Premiere war im 2003 gegründeten Off-Theater Hamburger Sprechwerk. Mit einfachsten Mitteln und feinfühliger Schauspielkunst vermittelt Cremer den Weg des Artistenmädchens von der Flucht aus der Diktatur über das Vagabundieren im Wohnwagen bis zu den Auftritten als Nachtclub-Tänzerin. Geprägt durch den Zerfall ihrer Familie, die Angst um die an der Zeltkuppel hängende Mutter und das Fremdsein an allen Orten, fantasiert das Mädchen von Wohlstand und Sicherheit, Ehe und Liebe – Schläge und Vergewaltigung, Armut und Verlassenheit bildeten ihre Realität. All das erzählt Cremer gänzlich kitschfrei, voller tragikomischer Poesie: „Im Zirkus lächeln die Leute beim Sterben.“

    Redaktion: Ulrike Cordes

    2007-12-15 | Nr. 57 | Weitere Artikel von: Ulrike Cordes





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