Alter schützt vor Preisen nicht. Dass diese abgewandelte Redensart durchaus ihre Berechtigung hat, beweisen unter anderem Dieter Hildebrandt und Hans Peter Schreiner. Letzterer erhielt den Bayerischen Kabarett-Ehrenpreis 2007. Schreiner – immerhin bereits 77 Jahre alt – hat 40 Jahre lang Texte für die Münchner Lach- und Schießgesellschaft geschrieben. In seinem aktuellen Programm zieht er pointiert Bilanz über die Schieflage der Nation. In den anderen Kategorien gewannen Mathias Richling (Hauptpreis), Martina Schwarzmann (Musikpreis) und Claus von Wagner (Senkrechtstarter). Dieter Hildebrandt hat pünktlich zu seinem 80. Geburtstag nicht nur sein neues Buch herausgebracht, sondern auch einen ganz besonderen Preis bekommen. Zum letzten Mal wurde die Garchinger Maske, ein reiner Publikumspreis, verliehen. Wie in jedem Jahr gestaltete die Keramikkünstlerin Birgit Niemes die Maske individuell für den Preisträger. Hildebrandt kommentierte den Preis mit dem ihm eigenen Humor: „Ich bin nicht gerne Letzter, aber in diesem Fall schon.“ Die Garchinger Maske kann er nun nicht mehr bekommen, aber dass er auch mit 80 noch einiges vorhat, zeigte die anschließende zweieinhalbstündige Solovorstellung mit einer Mischung aus Politkabarett und Lesung aus dem inzwischen erschienenen Buch.
Den Kabarettpreis der Stadt München verlieh die Jury im Valentin-Jahr ganz bewusst an einen Künstler, dessen Szenen und Monologe an das berühmte Vorbild erinnern. Zur Verleihung an Helmut Schleich schritt höchstpersönlich „Kollege“ und Oberbürgermeister Christian Ude. Die Laudatio hielt Jörg Maurer.
Große Namen, große Hallen
Von wegen Saure-Gurken-Zeit im Sommer … der Münchner Veranstaltungskalender las sich eher wie das aktuelle Fernsehprogramm. Monika Gruber und Oliver Pocher waren auf dem Tollwood Sommerfestival im Olympiapark zu sehen und Mario Barth begeisterte mehrfach das Publikum im Circus Krone, und sogar in der Olympiahalle sprang der Funke zwischen Künstler und Publikum sofort über. Nicht ganz so mitreißend, aber immer noch hervorragend: Paul Panzer, der in München und Augsburg zu sehen war. Max Raabe verzauberte mit seiner Palastrevue die Besucher des Deutschen Theaters. Einige der bekannten Künstler bevorzugen aber nach wie vor die gemütlichen Räumlichkeiten: Bruno Jonas und Michael Mittermeier kamen wieder einmal ins Lustspielhaus und blieben sich selbst auch mit den neuen Programmen treu.
Aus dem Schlachthof wird die Freiheiz-Halle
Im Juni 2006 haben die Organisatoren der Theater im Schlachthof GmbH Günter Knoll und Ruth Oppl die Räumlichkeiten in der Zenettistraße aufgegeben. Dort wird unter dem Namen Kultur im Schlachthof weiterhin ein Kulturprogramm angeboten. Doch auch die ehemaligen Betreiber haben die Hände nicht in den Schoß gelegt. Fieberhaft wurde an einem neuen Konzept an einem neuen Standort gearbeitet und am 29. Oktober wird die Freiheiz-Halle im ehemaligen Heizkraftwerk direkt an der Donnersberger Brücke eröffnet. Entstehen soll dort ein kultureller Schmelztiegel. Musiker und Literaten werden ebenso eine Plattform finden wie Kabarettisten, Schauspieler und Comiczeichner. Wollen wir hoffen, dass sich die Tradition aus Schlachthof- und Hinterhof-Theater in der Freiheiz-Halle fortsetzt. Übrigens: auch im Hinterhof hat ein neuer Wirt Einzug gehalten: Im Mai eröffnete das Theater-Platz’l an traditionsreicher Stelle.
Lustspielhaus:
08.10.07: Faltsch Wagoni „Herz in Fahrt“
11.–13.10.07: Stermann & Grissmann „Die Deutsche Kochschau“
20.–23.11.07: Matthias Deutschmann „Die Reise nach Jerusalem“
Lach- und Schießgesellschaft:
18.–29.09.07: Jochen Busse & Henning Venske „Legende trifft Urgestein“
09.–13.10.07: Severin Groebner „So gibt man dem Leben seinen Sinn“
02.–03.12.07: Weber/Beckmann „Du mich auch“
Kultur im Schlachthof:
23.10.07: Chris Boettcher „Live“
06.–08.10.07: Die Kleine Tierschau „Was wir unter Unterhaltung verstehen“
04.–22.12.07: Christian Springer „Fonsi – neues Programm“
Heppel & Ettlich
17.09.07: Talentschuppen-Überraschungsabend mit Nachwuchskabarettisten
Drehleier
26.–29.09.07: Marc-Uwe Kling „Wenn alle Stricke reißen, kann man sich nicht mal mehr aufhängen“
02.–06.10.07: Brettschneider & Winkler „Sammawidaguat“
01.–03.11.07: Familie Stachelbär „Hotel Europa“
Pallottihaus (Freising)
13.10.07: 5-Jahresfeier der Clownschule "Kunst des Stolperns"
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