Kleinkunst  Straßentheater  Kabarett  Variete  Circus
        Agenturen  Wettbewerbe  Comedy  Galas  Festivals

 
 
 
Suche im Trottoir

Kategorien Alle Jahrgänge

Ausschreibung,Wettbewerbe

Artikel - gewählte Ausgabe
Meist gelesen
Statistik
  • Kategorien: 66
  • Artikel: 3596
  • Services | Tipps :: Weiterbildung | Workshops

    [zurück]

    5 Jahre Comedyinstitut = 1000 Mal „Die Pointe gehört nach hinten!“

    artbild_350_Pressefoto_RenaRenate Coch tritt seit 2003 als Solokabarettistin auf und unterrichtet fast ebenso lang Comedy und Kabarett. Heute vor fünf Jahren gründete sie in Köln das Comedyinstitut für Kleinkünstler aller Genres. Auf und hinter der Bühne kommen ihr zugute: eine Ausbildung in Schauspiel und Musik, ein Diplom in Psychologie und ein Faible für Technik-Studenten. Im Interview mit Trottoir-online verrät sie, warum Brauhäuser Comedy-Zentren sind und wie Künstler in Rekordzeit auf die Bühne kommen.

    Renate, meine Einleitung wirft absichtlich eine Frage auf: Du unterrichtest fast so lang, wie du professionell auftrittst. Wie passt das zusammen?

    Als ich in den 90ern im Ensemble-kabarett anfing, gab es kaum Möglichkeiten zum Weiterbilden. Wenig Bücher, fast keine auf Deutsch. Kurse oder Lehrvideos sowieso nicht. Wir Komiker waren darauf angewiesen, unser Wissen und Erfahrungen auszutauschen. Dass wir in meiner ersten Kabarettgruppe sehr schnell sehr viel lernten, lag aber am besten Lehrmeister, den man sich wünschen kann.

    Wer war das?

    Zeitdruck. Der Auftrittstermin stand schon fest, als unser Mitbewohner der gesamten WG eröffnete, er habe ein Stück für uns geschrieben und wir sollten jetzt bitte unsere Texte lernen. Wir alle besuchten Schauspielkurse, hatten jedoch wenig Bühnenerfahrung. Kabarett war für uns neu.


    Trotzdem solltet ihr auftreten.

    Ja, und zwar schon einen Monat später! Das ist heute noch der wichtigste Tipp, den ich meinen Künstlern gebe, wenn sie nicht vorwärtskommen: Besorg dir deinen Auftritt. Dann noch einen. Dann erst machst Du das Programm fertig. Egal ob du mit Einzelnummern auf eine Offene Bühne gehst oder mit Komplettprogramm auf Tournee: Hauptsache, die Deadline steht. Am besten mit selbstgewählter Konventionalstrafe, damit du nicht absagst. So zwingst du dich zum Handeln und bist in drei Monaten statt drei Jahren bühnenreif.

     

    So wie bei eurem WG-Auftritt damals.

    Jein. Wir sagten natürlich begeistert zu und standen unter Termindruck. Aber wir hatten einen unschätzbaren Startvorteil: Das Stück, der Aufbau, die Dialoge, die Verhandlung mit der Bühne - alles war fertig. Der Autor, Bernd Zeller, hatte das Stück auf unsere Persönlichkeiten maßgeschneidert. Bernd war damals Gag-Schreiber der Harald-Schmidt-Show, Humorprofi durch und durch. Wir mussten nur unseren Text, Schauspiel und Timing pauken.

    Beim ersten Auftritt haben wir total abgeräumt. Wir hießen „Die Informellen Mitarbeiter“ und spielten auf dem studentischen Satirefestival in Cottbus. Ich spürte auf der Bühne, wie geil das ist: Die Leute lachen, sind begeistert - und du hast das auslöst. Es war eine technische Fakultät. Alles Männer und sie lagen uns zu Füßen. Das fand ich besonders gut. (lacht) Aber schreib' das nicht! So etwas Oberflächliches - und das von einer Kabarettistin! Natürlich ging es uns nur darum, politische Inhalte zu vermitteln (zwinkert).

     

    Du hast also weitergespielt.

    Absolut! Mir war sofort klar, dass ich mein Leben lang nichts anderes machen wollte. Ich habe danach Ensembles gegründet, im Duo gespielt, mich professionalisiert. Umso schneller musste ich lernen. Seitdem sauge ich alles auf, was ich an Theorie und Praxis über Humor finde, und gebe mein Wissen weiter.
     

    Du unterrichtest seit vielen Jahren als freie Dozentin bei bekannten Bildungseinrichtungen der Kleinkunstszene. Vor fünf Jahren hast du das Comedyinstitut gegründet. Weshalb?

    Von der eigenen Schule träumte ich schon zur Anfangszeit im Kabarett. Wie gesagt: Wir suchten damals nach Angeboten zum Lernen, aber fanden kaum etwas. So ein Zentrum, wo lauter lustige Leute zusammen Quatsch machen - ein Lebenstraum! Ich wollte eine Plattform schaffen, wo sich alle in wertschätzender, kollegialer Atmosphäre weiterentwickeln können.

    Ein fester Ort für Kabarett und Comedy, nicht nur einzelne Workshops mal hier und mal da.  Viele Kurse über das Jahr verteilt, als aufbauendes System. Damit die Künstler genau dann mit ihren Projekten vorwärtskommen, wenn sie es brauchen.

     

    Was lernen sie bei dir?

    Vor allem Praxis. Jeder Künstler steht vor einer anderen Herausforderung. Im Gruppenseminar oder Einzelcoaching suchen wir eine Lösung, die sich direkt auf der Bühne umsetzen lässt. Ein Gesangsduo zum Beispiel brauchte fürs abendfüllende Konzert eine Zwischenmoderation. Ihre Bühnenfiguren wurden irre komisch – ein toller Kontrast zur klassischen Musik. Ein Bauchredner fand sich und seine Puppe nicht witzig. Ein paar kleine Änderungen in der Dramaturgie – schon lagen wir vor Lachen auf dem Boden. Oft proben wir Anfänge. Denn das Publikum entscheidet in der ersten Minute über dein gesamtes Programm: lustig oder nicht lustig? Mit der richtigen Startenergie zünden Gags sofort. Letztendlich geht es auch bei Profis um Handwerk.

    Für Fortgeschrittene und Profis biete ich zwei Gruppenkurse an: "Gagschreiben" mit Schwerpunkt lustige Textarbeit und "Bühnenreife Nummer" zu Komikstil und witzigem Bühnenspiel. Zur Entwicklung des eigenen Abendprogramms buchen Künstler/innen vor allem Einzelcoachings – für die Konzeptionserstellung, über den gemeinsamen Text-Feinschliff bis hin zur kompletten Bühnenregie.

     

    Du sprichst von den Profis. Was ist mit Anfängern?

    Im Kurs "Handwerk Comedy" vermittle ich die Grundlagen zu Comedy, Kabarett, wie man lustige Nummern schreibt und damit auftritt. Anfänger brauchen etwas mehr Theorie, aber auch bei ihnen überwiegt der Praxisteil. Ein paar kommen mit ersten Nummern oder zumindest Ideen zum Seminar. Nach dem Wochenende können sie damit auftreten, und zwar nicht nur im Freundeskreis. Am meisten lernen sie durch das Spiel vor Publikum und durch dessen Rückmeldung. Deshalb ist mein Ziel in jedem Seminar, die Teilnehmer auf die Bühne zu bekommen.

     

    Was sagst du ihnen am häufigsten?

    Die Pointe gehört nach hinten! Bestimmt schon 1.000 Mal.

     

    Du hast in einigen großen Städten Deutschlands gelebt. Warum hast du die Schule in Köln gegründet?

    In Köln hatte ich sofort den Eindruck, angekommen zu sein - sowohl privat als auch beruflich. Als ich vor vielen Jahren in die Stadt zog, ging es mit meinen Aufträgen als Künstlerin steil bergauf. Die vielfältige Künstlerszene, die Treffen, der Austausch sind ein Geschenk. Der Kölsche Humor bringt so viel Leichtigkeit ins Alltagsleben, dass man sich insgesamt wohlfühlt und gut Komik produzieren kann. Das zieht das Gros aller Kollegen immer wieder nach Köln. Außerdem verwickeln die Kölner einen ständig in Gespräche, da schreibt sich die nächste lustige Nummer fast von selbst.

     

    Gibt es das nicht in jeder Großstadt?

    Ja. Aber die Kölner machen das ungefragt. Du musst dich nicht einmal bemühen, du wirst mit Geschichten zugedonnert. Manchmal setzt sich ein Workshop-Teilnehmer abends ins Brauhaus und kommt mit zwei neuen Figurenideen zurück.

     

    In welcher anderen Stadt muss man gelebt haben, um besonders lustig zu werden?

    London. Auch dort bin ich immer wieder gern, zuletzt Anfang des Jahres. Habe Bühnenveranstaltungen besucht in Comedy-Clubs in Camden - die haben mich umgehauen. Und wenn du die Möglichkeit hast: Das Fringe-Festival in Edinburgh ist so speziell! Da möchte ich so schnell wie möglich wieder hin. Ich glaube, von Großbritannien kann man das Meiste und Beste über Humor lernen.

     

    Also klare Reiseaufforderung an alle Kabarettisten und Comedians?

    Auf jeden Fall! In England ist der Humor ständig und fest im Alltag verankert, noch stärker als in Deutschland. Die Deutschen sind tatsächlich kein humorloses Volk, wie immer wieder behauptet wird. Aber ich liebe diesen britischen Humor.

     

    Was ist für dich das größte Glück im Beruf?

    Wenn "meine" Künstler ihr Programm fertigstellen und auftreten. Egal ob ich sie als Regisseurin im Einzelcoaching begleitet habe oder im ersten Anfängerkurs. Sie gehen auf Tournee und bringen Menschen zum Lachen. Es gibt einfach nichts Besseres.

     

    Nächste Termine im Comedyinstitut


    2024


    Für Einsteiger

    6./7.1.24 Handwerk Comedy – Online

    20./21.1.24 Handwerk Comedy – Köln

    6./7.4.24 Handwerk Comedy – Köln

    8./9.6.24 Handwerk Comedy – Köln

    3./4.8.24 Handwerk Comedy – Köln


    Für Fortgeschrittene

    13./14.1.24 Gagschreiben-Online

    3./4.2.24 Gagschreiben-Köln

    20./21.4.24 Gagschreiben-Köln

    27./28.4.24 Bühnenreife Nummer-Köln

    10./11.8.24 Gagschreiben-Köln


    2023

    Workshops für Einsteiger
    13./14.5.23 Handwerk Comedy - Köln
    10./11.6.23 Handwerk Comedy - Online
    12./13.8.23 Handwerk Comedy - Köln
    7./8.10.23 Handwerk Comedy - Online
    14./15.10.23 Handwerk Comedy - Köln
    4./5.11.23 Handwerk Comedy - Köln

    Workshops für Fortgeschrittene
    1./2.7.23 Gagschreiben-Köln
    30.9./1.10.23 Gagschreiben-Online
    21./22.10.23 Bühnenreife Nummer-Köln
    28./29.10.23 Gagschreiben-Köln


    ---------------------------------------------------------------------------------------- 

    Kontakt:

    Comedyinstitut
    Renate Coch
    Kleine Spitzengasse 2-4
    D- 50676 Köln
    Fon: 0221 – 45 58 02 52
    Web: https://www.comedyinstitut.de
    Email: kontakt@comedyinstitut.de
    2023-11-25 | Nr. 118 |





    Copyright © 2008 Quibo e.K.
    Alle hier erwähnten Produkt- und Firmennamen sind Marken der jeweiligen Eigentümer. Trottoir-online ist ein Online-Magazin für Kleinkunst - redaktionell aufbereitete Themenbereiche: Variete, Kabarett, Circus, Comedy, Straßentheater mit Agentur-News und Terminen von Festivals, Premieren, Wettbewerben und Ausschreibungen, Workshops und Weiterbildung.