Es ist nicht neu: KünstlerInnen werden häufig respektlos behandelt und schlecht bezahlt.
Häufig denkt man, das sei ein Einzelfall, jedoch wenn man sich unter KollegInnen umhört, stellt man fest: Unverschämtheiten und Ausbeutung von KünstlerInnen scheinen eher die Regel als die Ausnahme zu sein - JedeR KünstlerIn hat damit schon Erfahrungen machen müssen.
Das haben die Macher einer Facebook - Seite wohl genauso erlebt. Zwei Musicaldarstellerinnen sitzen im Februar diesen Jahres mit ihrem Kollegen Johannes Schatz zusammen im Wohnzimmer und erzählen über ihre Erlebnisse im Berufsalltag. "Man müsste mal all unsere Erlebnisse aufschreiben und veröffentlichen. Das würde uns niemand glauben!" - gesagt, getan.
Und das ist die gute Nachricht: Johannes Schatz eröffnet die Facebook- Gemeinschaft:
Die traurigsten & unverschämtesten Künstler-Gagen & Auditionerlebnisse
Der Name ist Programm. Im Nu sammeln sich die Negativ - Berichte aus der Kulturszene.
Das Ausmaß an Dreistigkeit, die KünstlerInnen entgegengebracht wird, lässt einen mit den Ohren schlackern.
Es scheint als sei eine solche Zusammenkunft der Kulturschaffenden schon lange überfällig. Nach nicht einmal 3 Monaten hat die Gemeinschaft schon über 8000 Follower.
Und spätestens als Elisabeth Kulmann - prominente Mezzosopranistin sich anschliesst und zur „Revolution der Künstler“ aufruft gibt es regelmäßig Berichte in TV, Netz und Print zu sehen.
Doch was jetzt tun - nun, nachdem man sich endlich Gehör verschaffen konnte? Was, außer persönlicher Erleichterung und dem Gefühl des Zusammenhalts kann aus einer solchen Initiative erwachsen? Gibt es überhaupt einen gemeinsamen Wunsch so vieler KünstlerInnen? Einen Wunsch der über ein schwammiges „mehr Respekt und bessere Bezahlung“ hinausgeht? Also ein klar definiertes Ziel ? Und wenn ja - wie würde man den weit schwierigeren Teil angehen? - Das Umsetzen in die Praxis.
Ebendiese Gedanken haben sich Herr Schatz und seine MitstreiterInnen gemacht und einen Zielkatalog erstellt.
Hier einige Auszüge (FBGagen vom 21.03.2013):
1. Kurzfristig: Ein GÜTESIEGEL sowohl für Künstler, als auch für Arbeitgeber. (...)
2. Mittelfristig: Vorbereitung eines INTERNATIONALEN KÜNSTLERSYMPOSIUMS (...)
3. Langfristig: Gründung eines INTERNATIONALEN INTERESSENVERBANDS (...)
Gerade werden unter dem Arbeitstitel „Goldene Regeln“ selbstverpflichtende Regeln für Künstler, Kunst-Produzenten, Intendanten und Veranstalter, Kulturpolitiker, Kulturbehörden und Auswahljurys erstellt. Diejenigen, die diese Regeln des fairen Umgangs anerkennen, dürfen das oben genannte Gütesiegel tragen.
Eine Gagenliste in Arbeit - quasi der Mindestlohn für Kulturschaffende und die Vorbereitungen für den internationalen Verein laufen. Die Macher stürzen sich in Arbeit und posten regelmäßig den aktuellen Stand.
Respekt für so viel Mut und Schaffenskraft!
Die Bewegung hat Fahrt aufgenommen: immer mehr Kreative schliessen sich an, um eine starke, solidarische Gemeinschaft erwachsen zu lassen, die sich den Unverschämtheiten in Bezug auf Gage und Umgang souverän entgegenstellt.
Um sich selbst ein Bild zu machen, besucht man am besten die Seite selbst. Dort kann man sich vernetzen, die Beiträge sehr vieler Kulturschaffender lesen und sich auf dem neuesten Stand halten.
Jedoch ist die Seite durch die Fülle an Informationen reichlich unübersichtlich und es dauert bis man sich durchgewurschtelt hat.
Redaktion: Kassandra Knebel
2013-04-22 | Nr. 79 | Weitere Artikel von: Kassandra Knebel