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    Zehn Jahre Chansonfest

    Tanja Ries, die Veranstalterin des Chansonfestes 2005, konnte das zehnjährige Jubiläum feiern. Nachdem 2004 das Chansonfest Berlin kurzfristig ausfiel, da der Veranstaltungsort Insolvenz angemeldet hatte, ging es diesmal vom 27.9. bis 3.10.2005 im Berliner Ballhaus reibungslos über die Bühne. Für alle Insider war das 9. Chansonfest in Gedanken anscheinend durchgeführt, so dass nun in diesem Jahr das Fest als die Nr. 10 gilt. Einige, die im letzten Jahr ausgeladen werden mussten, waren dafür diesmal dabei. So z. B. Lohmann aus Hamburg. Lohmanns Lieder erzählen vom Bleiben und Verlassen, sind minimalistisch und überzeugend.

    Die bekannte Diva Georgette Dee eröffnete das Jubiläums-Fest, bei dem insgesamt 23 Solisten und Gruppen an sieben Abenden auftraten. Beim ersten Fest 1996 überwog noch die Comedy-Note. Inzwischen gibt es auch in Berlin weniger zu lachen. Das nachdenkliche Chanson hat die Macht übernommen. Und mittendrin das intellektuelle Lied. Beim Chanson wiegen bekanntlich meistens Text und Musik gleichermaßen. Die gelungene Mischung sorgt dabei oft für den Erfolg. Ein Beispiel dafür ist Kitty Hoff, deren Debütalbum „Rauschen“ gerade produziert wurde. Kitty Hoff, im Grünen Salon schon bekannt für ausverkaufte Abende, zog auch diesmal das Publikum in ihren Bann.

    Der 1.10.05 war den Bands vorbehalten. Die Zimtfische, die selbst in verschiedenen Bands spielten, nahmen das Jubiläumsfest als Anlass, wieder zusammen zu spielen. Mit großem Erfolg und Jubel beim Publikum. Die Wolke Band war da wohl etwas zu laut, nicht nur für die Chansonzuhörer, sondern auch für die Nachbarschaft, die die Polizei einschreiten ließ ...!

    Überzeugend wie immer natürlich Pigor und Eichhorn und Boris Steinberg, der frühere Gastgeber und Mitbegründer des Festes. Martina Brandl zeigte unverhofft und professionell ihre ernste Seite, die man sonst im Quatsch-Comedy-Club oder bei den Wühlmäusen nicht hört. Überraschend war auch das Pitch-Pipe-Project. Die A-capella-Gruppe setzte in diesem manchmal eingestaubten und strapazierten Genre mit eigenen erfrischenden Texten aus dem Alltag und der „Kühlschrank- Botanik“ (über lebende Joghurt-Kulturen) neue Akzente.

    Wir freuen uns bereits auf das 11. Festival 2006 (bei dem man theoretisch ein 2. Mal „Zehnjähriges“ feiern könnte ... lassen wir uns überraschen).

    Ganz einfach mit dem Zählen war es dagegen beim ersten Berliner Herbstfestival in der Charlottenburger Schalotte. Neun Künstler und Bands aus Berlin, Frankreich, Polen, Russland und Amerika waren hier im Oktober 2005 angetreten, um Lieder wie das legendäre „Les Feuilles Mortes“ aufzuführen, u. a. mit Morin Smolé, die in Deutsch und Russisch sang. Voller Erwartung und Spannung konnte man wie immer auf Celina Muza hoffen. Natürlich liegt immer etwas Melancholie im Herbst. Mit einer Mischung aus Jazz, Rock und Folk kamen Jeanette Hubert und Catrien Stremme, die in diesem Jahr den Förderpreis für Populäre Musik vom Senat erhielten.

    Im Grünen Salon eröffnete Sebastian Krämer sehr erfolgreich sein neues Programm „Schule der Leidenschaft“. Ebenfalls neu Gayle Tufts, die zum 1. Advent ihr aktuelles Weihnachts-Special im Tipi, das Zelt am Kanzleramt präsentierte: amerikanisch, deutsch und glamourös. Inspiriert von den amerikanischen Christmas Specials der 60er, präsentierte sie Unterhaltung mit Witz und Charme, wie immer voller Ironie auf „Denglish“. In diesem Sinne „Merry Tannenbaum“.

    Ihre Yvonne Wende

    2005-12-15 | Nr. 49 | Weitere Artikel von: Yvonne Wende





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