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    Ab dafür! Ein kleiner Jahresrückblick 2005

    Niemand weiß heute, während ich diese Zeilen schreibe, wie es um Deutschland stehen wird, wenn Sie diese Zeilen lesen. Ist Angela Merkel dann tatsächlich die erste Kanzlerin der Republik? Regiert uns überhaupt jemand? Kommt Stoiber oder geht Stoiber oder bleibt er, wo der Pfeffer wächst bzw. da, wo Müller-Milch und Weizenbier fließen, obwohl ihn da auch keiner mehr haben will?

    Das aktuelle politische Berlin ist nur noch philosophisch zu erklären, am besten beschrieben wohl in den Worten des ostwestfälischen Weisen Konfusion: „Mau-Mau kann man nicht nach Mensch-ärgere-dich-nicht-Regeln spielen.“

    Überhaupt, 2005. Wir können ja froh sein, dass wenigstens die Bundestagswahl war. Was war denn sonst? Visa-Untersuchungsausschuss, Schiedsrichterskandal, ein bisschen Ackermann, ein paar Heuschrecken und mal ausnahmsweise nix von Mehdorn – das war es? War es das? Das ganze 2005? Na gut, wir haben noch eine neue Partei und einen neuen Papst und die VW-Führung war im Puff.

    Und Dittsche hat den Grimme-Preis bekommen. Ach ja, und der 1. FC Köln ist aufgestiegen. Und deswegen hat der Papst Köln besucht. Weltjugendtag der Katholiken. Ich bin Evangele und habe hier eine Woche unter Christenverfolgung gelitten. Gleichzeitig ist man neidisch. Als Evangele. So einen da vorne, an den man sich halten und an dem man – oder der –sich abarbeiten könnte, so was haben wir nicht. Das ist auch arm, oder? Na, wenigstens kam der Luther-Film im Fernsehen. Ach so, das hatte ich fast vergessen zu sagen: Wir sind Papst! Seit dem 19. April.

    Das Jahr 2005 begann am 22. Mai, dem Tag, an dem der Kanzler Neuwahlen verkündete, weil Schröder lieber Wahlkampf wollte als regieren. Der kennt seine Stärken und Schwächen eben. Als dann aber ein Deutscher Papst wurde, wollte er überraschend doch Kanzler bleiben. Obwohl er verloren hatte, sagte er: „Nix is’! Ich bleibe, denn ich habe gewonnen.“ Was subjektiv gesehen sogar stimmte. Und objektiv betrachtet war Merkel auch nicht die Wahlsiegerin.

    Seit der Wahlankündigung hat die SPD Chaos, denn nun gibt es eine neue Partei, die WASG, die die bessere SPD sein will. Seit die SPD Chaos hat, hat die FDP Hoffnung. Kaum, dass Müntefering zurücktrat, rief Westerwelle: „Alle Mann in die Wanten! Segel setzen.“ Die Mannschaft rief: „Welchen Kurs sollen wir steuern?“

    Und Westerwelle rief: „Jamaika. Wir segeln nach Jamaika.“

    Da ließen die FDPler die Taue sinken und riefen: „Das haben wir auf der letzten Reise schon nicht gefunden!“

    Dass Stoiber nicht kommt, freut Merkel. Denn Stoiber hätte gestänkert, egal ob in der Regierung oder aus München. Da sind ihr Glos und Seehofer dreimal lieber.

    In der SPD läuft gleichzeitig das Schauspiel „Der Widerspenstigen Zähmung“, wobei hier gleich zwei Widerspenstige gezähmt wurden, Frau Nahles und Frau Wieczorek-Zeul. Und wenn eine von beiden kommt, hieß es, soll wenigstens die andere gehen.

    Das hatten sich die Herren so ausgedacht. Jetzt kommt keine von beiden. Sauber!

    Was ist das für eine Partei, wo ein Kajo Wasserhövel nicht gewählt wird und deswegen tritt Müntefering zurück, der aber gar nicht zur Wahl stand?

    Gibt uns Müntefering den Lafontaine? Oder gibt er uns den Schröder, der ist auch ohne jede Not zurückgetreten, nur weil Peer Steinbrück nicht gewählt wurde. Vielleicht tritt in der SPD jetzt immer jemand zurück, wenn ein anderer nicht gewählt wird.

    Wegen Müntefering ist ja nun Stoiber nicht nach München gegangen.

    Wie? Müntefering tritt vom Parteivorsitz zurück und Stoiber wird nicht Bundeswirtschaftsminister? Also, genau genommen, weil Kajo Wasserhövel NICHT gewählt wurde, will Stoiber in München bleiben? Das wird langsam aber total kompliziert, Personalentscheidungen zu erahnen.

    Wer tritt zurück, wenn wer was nicht wird? Aber das alles ist hochdemokratisch – die Abgeordneten sind in ihren Entscheidungen frei. Das sagt auch Stoiber: „Ich trete wegen dem Rücktritt zurück, wegen dem ich will!“

    Ein Mitarbeiter von Müntefering hat gesagt: „Der Franz hat mit seinen Mitteln sehr deutlich gemacht, dass die Personalie für ihn alternativlos war. Er wollte nicht das Wort „Rücktritt“ benutzen. Er wollte keine Drohung. Das wäre seiner Vorstellung von einer autonomen Entscheidung im Vorstand zuwidergelaufen.“ Bitte? Machen die jetzt Kabarett oder ich?

    Am 1. Juli hat Angela Merkel im Bundestag wörtlich gesagt: „Wir, die CDU, werden mit der SPD, äh, der FDP regieren.“ Damals dachte ich, es sei ein Versprecher gewesen. Heute weiß ich, das war ein Versprechen!

    „Du bist Deutschland“ heißt eine neue Aktion der deutschen Medien. Eine Aktion mit prominenten Prominenten. Du bist Deutschland. Das ist gut. Denn wenn DU Deutschland bist, muss ich das nicht auch noch sein. Denn ich bin ja schon Papst. Früher war ich mal das Volk. Mir wird das alles etwas viel. Ich mach’ das ja alles ehrenamtlich.

    Da kommt mir gerade eine Idee: Wir verzichten auf 2006! Genau! Nach dem 31.12.2005 springen wir gleich auf den 1.1.2007. Wir lassen 2006 einfach aus. Wir lassen das Jahr 2006 hinter uns, bevor es angefangen hat. Keine steigende Staatsverschuldung, immense Einsparungen überall, ein ganzes Jahr keine Ausgaben, keine Zinsen. Niemand erfährt, dass wir die Fußball-WM vergeigen, also vergeigt haben werden – denn wir überspringen einfach das Jahr komplett. Und bis zum 1.1.2007 haben wir dann vielleicht auch wieder eine Regierung. Vielleicht sogar wieder mit Schröder! Was weiß denn ich?

    Redaktion: Bernd Gieseking
    

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    2005-12-15 | Nr. 49 | Weitere Artikel von: Bernd Gieseking





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