- Kabarett aus Franken -

Wer schon als Franke auf die Welt kommt, mit Rosenkranz und Ede Zimmermann aufwächst und sich fortan in serieller Monogamie mit dem Mysterium Frau herumplagt: Der muss ja irgendwann beim Psychiater landen. Oder auf der Kabarettbühne. Mäc Härder verbindet das Eine mit dem Anderen, Gaga meets Dada, sozusagen: Als bärbeißiger Kleinstadtneurotiker therapiert er sich sowie den Rest der Welt mit un- bis hintersinnigen Betrachtungen über die Grundrätsel aller Existenz: „Woher komme ich? Wohin gehe ich? Und was soll der ganze Scheiß?"

Dass ihn die Studien der Theologie, Geschichte und Pädagogik der Lösung dieser Menschheitsfragen nur sehr bedingt näher brachten, darf als Glücksfall für das bayerische Schul- und Kleinkunstwesen gewertet werden: Nicht auszudenken, wo der Freistaat auf der nach unten offenen PISA-Skala stünde, hätte Mäc Härder Mitte der 80er Jahre nach (übrigens brillantem) 1. Staatsexamen die Lehrerlaufbahn eingeschlagen.

Der Wahl-Bamberger aus Bad Neustadt/Saale, der schon in der katholischen Jugend und in der Friedensbewegung humoristisch auffällig geworden war, zog das Brettl dem Katheder vor – und mauserte sich zu einem der populärsten Scherzartikel, den Bayerns Norden je hervorbrachte. Mit seinem Komik-Komplizen des Totalen Bamberger Cabarets (TBC) machte Mäc Härder  ab 1985 die Brache urbar, die in der Vor-Comedy-Epoche zwischen Hallervorden und Hüsch lag: Nonsens und Kabarett, Polit-Satire und Brachial-Blödsinn – jetzt wuchs zusammen, was sich zusammen partout nicht gehörte. Mit durchschlagendem Erfolg: Die sieben Programme des professionellen Ulk-Trios gerieten zu frankenweiten Kassenknüllern.

Doch es kam noch härder: Auf dem Solopfad pirscht der Mann mit dem Kukident-Lächeln seit 1995 quer durch den süddeutschen Kleinkunstkosmos, in Kellerkneipen und auf Freilicht-Bühnen (persönlicher Publikumsrekord bis dato: 15000 Zuschauer auf dem Nürnberger Hauptmarkt) lässt der „Här der Ringe" (so der Titel des aktuellen Programms) die Pointen und die Keulen schwirren, neuerdings auch Bierkästen. Denn der Komiker ist obendrein erstklassiger Jongleur („meine Eltern wollten, dass ich ein Handwerk lerne") - ein preisgekrönter sogar, seit dem europäischen Jonglierfestival 1995 in Göteborg.

Die Lust am Sprachspiel und an der Überlistung der Schwerkraft verknüpft der Artist so rasant wie originell: Gewitzt jongliert Mäc Härder mit Worten, Dingen, Vorurteilen – mal tiefenpsychologisch, mal hochgradig albern, stets amüsant und selten wirklich böse. Flott kalauert Härder durch die Absurditäten des modernen Lebens im Allgemeinen und der fränkischen Provinz im Besonderen. Hier kristallisieren sich schließlich die Befindlichkeiten einer ganzen Nation, wie der Kabarettist  beim Studium der Bohlen-Biographie und weiterer Pissoir-Poeme bemerkte.

So weist er denn in seinem neuen Programm recht luzide nach, dass die deutsche Kultur vollständig auf Alkohol fuße: „Bier ist für die Deutschen flüssiger Sex. Und ein Bierbauch ist quais die Solidarität des Mannes mit der Schwnagerschaft der Frau. Nur dauert sie nicht 9 Monate, sondern 40 Jahre".

Man sieht schon: Härder klärt gnadenlos auf, doch die in gewissen Kabarettistenkreisen verbreitete Neigung, das Publikum an im Halse steckengebliebenen Lachern qualvoll verenden zu lassen, teilt er nicht: „Wer belehrt werden will, soll zur Volkshochschule gehen" stellt der geläuterte Pädagoge klar.

Sein Entertainment-Talent nutzt er übrigens nicht nur in eigener Sache: Seit 1999 ist Härder künstlerischer Leiter des internationalen Straßenfestivals „Bamberg zaubert"  - und demnächst auch noch TV-Moderator. Ab 10. Oktober präsentiert Härder mehrmals jährlich im Bayerische Fernsehen eine jener Sendungen, in der er selbst (wie auch in Ottfried Fischers „Ottis Schlachthof") bislang Stammgast war: „Kabarett in Franken".