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    Aktuelle Kritik: Gipfelstürmer im Treppenlift

    Norbert Alich / Rainer Pause: "Kopf hinhalten"

    Nun streiten sie wieder: Fritz Litzmann und Hermann Schwaderlappen treten zum "final countdown" an. Endzeitstimmung ist angesagt. Die allgemeine Krise hat auch die beiden Vereinshaudegen nicht unberührt gelassen. Besonders der demographische Faktor als "Pfahl im Fleisch des deutschen Volkes" hat es ihnen angetan. Was läge da näher, als Senioren gezielt zu Selbstmordattentätern auszubilden? Auch gegen die Energiekrise wissen die beiden Rat: Einfach die Sahara mit Solarzellen zupflastern. An schlimmen Dingen entdecken Litzmann und Schwaderlappen auch das Positive: Der Irak-Krieg etwa war zwar ungenügend mit anderen sportlichen Ereignissen abgestimmt, so dass man im Fernsehen dauernd "zwischen Biathlon und Babylon" hin- und herzappen musste, störte aber vom zeitlichen Ablauf weder den vorschalteten Karneval noch das nachfolgende Ostereiersuchen. Von daher fällt Heraklits Lehre vom Krieg als Vater aller Dinge bei den beiden Vereinsrentnern auf fruchtbaren Boden: Schließlich stagnierte ohne Landminen die Entwicklung der künstlichen Kniegelenke!

    Norbert Alich und Rainer Pause haben auch in ihrem siebten gemeinsamen Programm "Kopf hinhalten" keine Angst vor Tabuverletzungen. Als rheinisch-kabarettistische "Laurel und Hardy"-Variante können sie auch die krassesten Einfälle völlig ungeniert ins böse Spiel bringen, ohne dass dies beim Publikum Verstörungen auslösen würde. Auffällig ist diesmal, wie konsequent der Irak-Krieg und der drohende Zusammenbruch des Sozialsystems das Programm thematisch bestimmen. Die verquere Gedankenakrobatik der beiden Spießerfiguren kreist permanent um Krieg und Kollaps. Dabei werden hinter der Comedia dell'arte-Fassade Widerhaken sichtbar: Pause und Alich sind politischer und böser, als das von vielen ihrer Zuschauer wahrgenommen wird. Sehr witzig sind auch diesmal wieder die Liedeinlagen, besonders ein Abba-Potpourri im Finale und eine Variante von Joe Cockers Gipfelstürmer-Song "Up where we belong", angepasst an die Situation von Litzmann und Schwaderlappen, die den Weg nach oben nur noch im Treppenlift antreten können.

    Termine: Comedia 1.-4.10., 2.-3.12.; Pantheon 25.-29.11.

    2003-09-15 | Nr. 40 |





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