Schwerpunkt des ersten Teiles meines Artikels über die Kinderliederszene im Heft 38 waren die 80-er Jahre. Anfang der 90-er Jahre arbeiteten einige ehemalige Pläne-Liedermacher für die Spielen-und-Lernen-Jahreskassetten, die unter Kindergartenkindern und –eltern regen Zuspruch fanden. Für Klaus W. Hoffmann und mich begann die intensive Zeit unserer Zusammenarbeit für den Patmos-Verlag, u.a. mit sechs gemeinsamen CD-Produktionen.
Detlev Jöker überraschte in der zweiten Hälfte der 90-er die renommierten Verlage und Plattenfirmen und wurde mit seinen (teils religiösen) Schlagern für Kinder im Sauseschritt Umsatzmillionär. Er bediente sich der Hilfe gestandener Schlagertexter wie Heinz Meiser, der mit seinen Texten Jahrzehnte früher schon Peter Alexander oder Cliff Richard in die Hitparaden schrieb.
Ansonsten waren die Kinderlieder in dieser Zeit schnelllebig und hatten nicht die Nachhaltigkeit der 80-er-Jahre-Songs.
Sehr viele neue Kollegen kamen hinzu. Die Qualität konnte allerdings mit der steigenden Quantität nicht immer Schritt halten. Einige Kinderlieder bleiben dennoch angenehm in Erinnerung, wie z.B. "Paule, der Baggerseepirat" oder die "Wackelpuddingberge" von Ferri.
Die 80-er Jahre konnten nicht neu erfunden werden und selbst das zweihundertste Grusellied wird in den Kindergärten, Schulen und Kinderzimmern den Kult-Status des Dracula-Liedes von Fredrik Vahle nicht erreichen.
Musikalisch anspruchsvolle, rockige Töne brachten Gruppen wie Rumpelstil aus Berlin und Die Blindfische aus Niedersachsen auf die Bühne. Rythmisch interessant auch die Weltmusik-Einflüsse, z.B. bei Spunk oder Pit Budde (früher Cochise). Speziell durch die zahlreichen Bands ging der Trend vom einfachen Lied hin zu raffinierten Arrangements. Ganz gleich, ob die Klänge dabei rockig, popig, folkig oder klassisch daher kamen. Besonders beeindruckt hat mich in einem Konzert in Berlin-Spandau Mike Svoboda, ein Amerikaner aus Tübingen. Er musizierte und komponierte einige Jahre mit Stockhausen und versucht nun mit zahlreichen Blasinstrumenten auf der Bühne den Kindern zeitgenössische Musik näher zu bringen.
Redaktion: Ralf Neuhaus
Im nächsten Heft: 2000 - Das Jahrzehnt der Netzwerke
Nachrichten aus der Kinderliederszene:
- Atze Musiktheater: Neue CD "Zwischen Himmel und Erde"
- Clown Heini: hat mit Klaus Wolf einen neuen Duopartner gefunden. Genialer
neuer Duoname: Heini und der Wolf
- Geraldino und die Plomster: Neue CD " Hin und Weg"
- Ferris Kindermusiktheater: Neues Programm "Jede Menge Zoff"
- Die Blindfische: Neue CD "Im Netz"
- Matthias Meyer-Göllner: Neue CD, neues Programm "Fränkie Frosch und die
Mondscheintomate"
- Gruenschnabel: CD "Versöök dat mal", plattdeutsche Kinderlieder!!!
- Helmut Meier: Neue CD, neues Programm "Berti, der Detektiv"
- Ulf und Zwulf: Neue CD "Neue Abenteuer aus dem Drachenland"
- Beate Lambert: Spielt gemeinsam mit Ferri ein Programm zur
Verkehrssicherheit "Schau mal, hör mal, mach mal mit"
- Spunk: Neue Winter-CD "Wenn es schneit"
- Uli Bär: CD, Liederheft und Programm "Rund um die Welt mit Musik und
Tanz"
- Klaus Neuhaus: Tour Baden-Württemberg/Bayern im Oktober 2003 mit
einem Best-Off-Programm "Hundert flinke Hasen"
- Martin Hörster: Neue CD und Programm "Und wir, wir machen Musik"
- Kindertheater Larifari: MC und Programm "Alles Paletti"
- Klaus W. Hoffmann: Neues Programm "Musikalisches Zaubertheater" mit
Clown Pampadam
- Wolfgang Hering: Auftritte Solo und mit dem Trio Kunterbunt. Bietet im
Herbst und Winter 2003/2004 Fortbildungsseminare an: Vom
14.-16.01.2004 findet im Tagungshaus Neuhof-Rommerz bei Fulda das 2.
Treffen von kindermusik.de statt.
Neue Spielstätten
Das Atze-Musiktheater erföffnet im Herbst 2003 in Berlin ein Theater- und Konzerthaus für Kinder. Im neuen Max-Beckmann-Saal werden neben Atze auch andere Kindermusik- und Theatergruppen auftreten. An der Infrastruktur (Licht, Ton etc.) wird z.Zt. noch fleißig gearbeitet.
2003-09-15 | Nr. 40 | Weitere Artikel von: Ralf Neuhaus