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    Wieder Bundesfestival im November

    Wer meine Beiträge verfolgt, weiß, dass bei mir die Betrachtungen zu den Kabaretts im Osten im Vordergrund stehen. Doch Kleinkunst ist bekanntlich mehr und so wende ich mich diesmal der Gruppe Quijote aus Chemnitz zu. Ganz einfach auch deshalb, weil hier ein heute eher selten gehörtes Liedgut gepflegt wird, das mit hoher künstlerischer Ausdrucksstärke berührt und in seiner musikalischen Intensität den Hörer zu faszinieren versteht. So finden sich im aktuellen Programm „Nur diese eine Schwalbe – Lieder von Mikis Theodorakis in deutscher Sprache“ – Songs mit großem musikalischem und inhaltlichem Spektrum, auch mit zeitkritischer Poesie für Leute, die noch richtig zuhören können und selber denken wollen. Die drei erfahrenen Musiker Ludwig Streng (Piano, Keyboard u. a.), Wolfram Hennig (Guitars, Sax., Voc.) und Sabine Kühnrich (Voc., Perc., Fl.) haben für dieses Programm Lieder aus verschiedenen Schaffensperioden und von verschiedenen Dichtern (J. Ritsos, O. Elitis u. a.) ausgewählt. Die Nachdichtungen (von Hans-Eckhardt Wenzel, Klaus-Peter Schwarz, Gisela Steineckert u. a.) haben dabei alle einen sehr engen Bezug zu den griechischen Originaltexten. Obwohl die großen Melodien von Theodorakis an sich schon überwältigend sind, interpretieren die drei Chemnitzer diese Lieder auf ihre eigene Weise. Bereichert wird das Programm noch mit biografischen Texten. Der Versuch, dem großen griechischen Komponisten auch als Menschen näher zu kommen, ist, wenn man das Programm erlebt, mehr als gelungen. Quijote hat übrigens äußerst moderate technische Bedingungen – eine CD zum Programm kann bei Sabine Kühnrich unter Tel./Fax 03 71/3 11 771 bestellt werden. Die Gruppe gastierte auch schon auf der Frankfurter Buchmesse bzw. in renommierten Einrichtungen, die diese künstlerische Facette pflegen.

    Neue Informationen bietet auch die Bundesvereinigung Kabarett in diesen Tagen an. Wenn auch der aktuelle Workshop nach Erscheinen dieses Heftes bereits beendet sein wird, so ist es doch wichtig, auf die vermittelten Inhalte hinzuweisen, da auch 2005 wieder Workshops in Zusammenarbeit mit dem Paritätischen Wohlfahrtsverband Sachsen-Anhalt und der Jugendbildungsstätte Peseckendorf im dortigen Schloss stattfinden werden. 4 Möglichkeiten, die vor allem Nachwuchskabarettisten nutzen sollten, gab es in diesem Jahr. Rainer Otto leitete die Arbeitsgruppe „Der Text im Kabarett“, bei dem alle Teilnehmer die Möglichkeit hatten, eigene Texte vorzuspielen oder vorzulesen; Gisela Oechelhaeuser leitete die Regiewerkstatt, die übrigens bei den Anmeldungen am meisten nachgefragt wurde; Corinna Wenzel-Schwarz gab Tipps und Tricks, wie man vom Text zur Inszenierung kommt und Günter Weiskopf stellte erstmalig das Thema „Schwarzes Theater im Kabarett“ vor. Letztgenannter Workshop ging vor allem dieser neuen und im Kabarett noch sehr selten verwendeten Spielform nach. Schwarzlichteffekte, gekonnt in Szene gesetzt, können schließlich eine große Bereicherung für Programme sein. Das jedenfalls bestätigen auch die Werkstatt-Teilnehmer, die immer zu dritt bzw. viert eine kleine Szene erarbeitet und vorgestellt haben. Im Rahmenprogramm traten das Kabarett Stacheltiere und das Musikkabarett Schwarze Grütze auf.

    Auch das diesjährige Festival vom 5.–7. November in Bernburg wirft seine Schatten voraus. Wie in einem meiner vorhergehenden Beiträge schon erwähnt, wird es in diesem Jahr erstmalig beim Festival auch Kirchenkabarett geben. 3 Gruppen sind eingeladen, um das Festival um eine weitere Nuance zu bereichern. Die Eröffnungsveranstaltung am 5.11.04 bestreitet die Pfeffermühle mit „Durch die Mühle gedreht“ – dem Jubiläumsprogramm zum 50-jährigen Bestehen des Kabaretts. Weiter werden außerhalb der Werkstattprogramme auftreten: speziell für Senioren das Kabarett SeniOrenbrettl aus Strausberg, Martin Buchholz, Clemens-Peter Wachenschwanz, Die Zwickmühle aus Magdeburg mit ihrem neuen Programm „Tunnel am Ende des Lichts“, Cabavari aus der Schweiz sowie Simone Solga aus München. Bereits gemeldet sind 200 Teilnehmer. Erstmalig wird als dritte Spielstätte eine Kirche zur Verfügung stehen, ein vierter Spielort ist in Planung, da das Festival bereits im letzten Jahr mit seinen Kapazitäten bis an die Grenze gehen musste und sich dieses Jahr daran nichts ändern wird.

    Zwei Dresdner Premieren sollen noch erwähnt werden. Jörg Lehmann und Thomas Schuch vom Kabarett Breschke und Schuch bereiten für den 15. Mai die Premiere von „Solange wir noch schön sind“ vor; am 17. Mai 2004 heißt es im gleichen Haus bei der Kaktusblüte erstmals „Politik ist (k)eine Kunst“.

    Meine abschließende Bemerkung heute gilt einem Datum, das auch die Kabaretts nicht unbeeindruckt lassen dürfte – ich meine den 1. Mai als Tag der EU-Erweiterung. So hat zum Beispiel auch Polen eine interessante Kabarettszene, die hierzulande in ihrer künstlerischen Ausprägung, schon aufgrund der Sprachbarriere, relativ unbekannt sein dürfte. Auch für mich war neu, dass zum Beispiel der Wuppertaler Steffen Möller ein gefragter Kabarettist in Polen ist. Ich hoffe, in Zukunft mehr darüber zu erfahren.

    Redaktion: Friedemann Heinrich

    2004-06-15 | Nr. 43 | Weitere Artikel von: Friedemann Heinrich





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