Die dritte Auflage des Westspitzenfestivals bot vom 29. Oktober bis zum 15. November 2002 Schlag auf Schlag Poetisches, Bizarres und Komisches.
Unterteilt in die sieben Sparten A Capella, Musikkabarett, Comedy, Chanson, Kabarett, Clownerie und Varieté/Artistik war wieder für jedes Publikum etwas Passendes dabei. Mein herzlicher Glückwunsch geht an die „Westspitzen-Gesamt-Preisträger“ Christiane Weber und Timm Beckmann! Die hochkarätig besetzte Fachjury und die 1000 Zuschauer haben mit großer Mehrheit dieses erstklassige Chanson-Duo mit „Kurz vor Unendlich“ gewählt. Die hervorragende Moderation der Abschlussgala leistete Knacki Deuser.
Musikkabarett
Während Unsere Lieblinge musikalisch überzeugten, Andrea Badey sich bissig sarkastisch ihre Philosophie „Besser gut geschminkt als vom Leben gezeichnet“ propagierte, warf das langjährig erfolgreiche Duo Schiffer/Beckmann einen gekonnten kabarettistischen Blick auf die Gesellschaft. Die Kerpener Westspitze holte der ostwestfälische Entertainer Martin Lüker mit lautstarken frech-feisten, unpolitischen Liedern wie „mein Körper hat ein Fluidum“.
Comedy
Nach einem überraschenden Auftakt mit autoritärer Unterhaltung durch das Duo Podewitz folgte Katrin Kupke, die für ihre schrillbunten Ausflüge in die Esotherikszene in den 700 Alsdorfer Zuschauern leider nicht das passende Publikum vorfand. Poetisch gestaltete sich der Auftritt des Theater(s) Trifolie, sie ernteten mehrfach Zwischenapplaus. Den Preis der Sparte Comedy erhielt Bülent Ceylan mit der knalligen Präsentation des Proll-Macho Hasan, Gemüsehändler Aslan oder auch des Papstes.
Chanson
Einen Glücksgriff tat Thomas Lüttgens vom KOMM in Düren, der kleinsten Bühne des Festivals. Er engagierte neben Ingeborg Wunderlich, Vanessa Maurischat und Yvonne Werner-Mees die eindeutigen Festivalsieger Christiane Weber und Timm Beckmann. Ihr Epos „Aschenbrödel“ mit zahlreichen musikalischen Genres excellent gespickt, überzeugte eindeutig. Eine ausgezeichnete Moderation lieferte Franco Melis.
Heidi Friedrich (ehemals „Die Tanten“), eröffnete den Abend im Eschweiler Talbahnhof energiegeladen und kreativ mit Ausschnitten aus ihrem ersten Soloprogramm „Allein unter Rüden“. Während Heinz Flottmann seinem Namen keine Ehre machte, die anwesenden Ostwestfalen jedoch sehr erfreute, brillierte Bärbel Schmid mit 1a-Kabarett aus ihrem Programm „Nix wie hin“. Preisträger dieses Abends wurde jedoch der wie er sagte , wegen seiner Hautfarbe mit dem Exotenbonus ausgestattete Marius Jung. Er erntete die Brüller mit seinem Song „Schau einfach nicht hin“.
Stefan Zimmermann, „der Herr der Bälle“ trat mit einem excellenten Geiger an und brachte eine neue spannende Jonglageshow. Während es bei Shihora u.a. um handfeste Tortenschlachten ging, begeisterte mich besonders das Kasseler Duo Henss & Kaiser mit seinen akrobatischen clownesken Choreographien mit Hängematten, Leitern und Eimern. Der charmante Zauberer Ken Bardowicks erhielt für seine Tricks und mit seiner ausgefallenen Bühnenfigur die Jülicher Westspitze.
Clownerie
Das Schlußlicht der sieben Festival-Sparten bildete die Clownerie. Olli Hauenstein versuchte hier mit Hilfe eines Assistenten aus dem Publikum zu suggerieren, er sei der Beste... Peter Mim schlüpfte in das poetische Spiel Charly Chaplins, Bernd Weckerle kombinierte leider seine geniale Sacknummer mit belanglosen Clownerien, aber Valeri & Gleb vermochten mit ausdrucksstarker Körpersprache und pfiffigem Humor stumm zu überzeugen und erhielten prompt den Preis.
Alles in allem war es ein rauschendes Festival, was den zahlreichen Zuschauern einen intensiven Vorgeschmack auf die kommende Spielzeit gibt, in der sicherlich das eine oder andere Programm komplett in der Region zu sehen ist. Die Veranstalter sind mit dem Zuspruch der Zuschauer und der Qualität der dargebotenen Kleinkunst sehr zufrieden und werden diese Arbeit 2004 fortsetzen.
Nach einem bravorösen Auftritt mit ihrem „Best of“ auf Burg Nideggen präsentierten Madeleine Sauveur und Clemens Maria Kitschen „Wunschkind – Fröhliche Geschichten von schrecklich traurigen Leuten“ im Aachener Jakobshof.
Premiere : Wall Street Theatre „Take a Seat“
Dass sie hochstapeln können bewiesen die “dear old Gentlemen” Herr Schulze und Herr Schröder nicht nur mit ihren übergroßen Kravatten. „Take a Seat“ heißt ihr Programm, das am 27.9.02 im Jakobshof Premiere feierte. Neben ihrem bewährten erstklassigen englischen Humor erprobten sie sich unter der Regie von Detlef Winterberg in chinesischer Stuhlakrobatik. Sie präsentierten somit ein weiteres Meisterstück ihres Genres, das mit ausgiebigen Lachsalven und tosendem Applaus quittiert wurde.
Premiere : Die Fleddermäuse „Gehirnjogging“
Die Aachener Kabarettgruppe „Die Fleddermäuse“ lud am 9.11.02 ins Audimax. 1000 Zuschauer folgten gebannt den Darbietungen der Künstler, die bereits im 24. Jahr gemeinsam auf der Bühne stehen. Den Saal zum Kochen brachte Manfred Hammers mit seiner Joggernummer und Jürgen Fleuster als Aldifilialleiter, aber auch Michele und Wolfgang Offermanns und Petra Groos boten von Ursula Wawroschek gekonnt am Klavier begleitet Abstruses aus dem Alltag.
„Die 270. Nacht“ des Zelttheaters Comoedia Mundi
Ausnahmslos begeisterte mich Loes Snijders. Mit ihrem Kollegen Moise Schmidt und Band entführten sie die Zuschauer in eine orientalische Geschichte von „Ali Baba und die 40 Räuber“. In rasantem Tempo mit starker Ausdruckskraft geht es um Liebe, Hass, Eifersucht, Intrigen, Rache, Verrat...
Redaktion: Helga Korthals
7.3. Konrad Beikircher "und sonst?!..."
29.3. Herbert Knebel's Affentheater "Unter Strom"
5.4. Mathias Richling "Waaas?!"
11.4. Jürgen Becker&Didi Jünemann "Frühstückspause"
4.4. KÄTHE LACHMANN „Andere lassen sich piercen“
9.5. COCO CAMELLE „Eine wie keine“
16.5. JÜRGEN B. HAUSMANN alias JÜRGEN BECKERS „Ohrläppchen FKK“
24.5. CHRISTOPH BRÜSKE – Viva la Vita“
Altes Rathaus Würselen
7.3. Weber & Beckmann “Himmel ist oben“ Chanson
21.3. H.H. Friedrich “Allein unter Rüden“ Kabarett
2.4. Springmaus “Nur auf Rezept!“ Improvisationstheater
11.4. Ken Bardowicks “Defekte Effekte“ Zauberkunst
13.5. The House Jacks “wanna funk?“ A Cappella
24.05. U-Bahn Kontrollöre “Gesichtsgünther“ Comedy A Cappella
2003-03-15 | Nr. 38 | Weitere Artikel von: Helga Korthals