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    Herzlichen Glückwunsch: 10 Jahre GOP

    Zehn Jahre GOP – Varieté. In Hannover wird gefeiert.

    Doch aller Anfang war schwer. Kopfschütteln löste das Vorhaben aus. Kaum jemand glaubte an den Erfolg. Ein Varieté, diese totgesagte Bühnenspielerei. Und dann noch in Hannover. Als das GOP hier vor gut zehn Jahren den roten Samtvorhang aufzog, gab keiner einen Pfifferling dafür. Klar, das Haus hatte eine glanzvolle Vergangenheit: Ursprünglich 1947 gegründet, standen hier Weltstars wie Zarah Leander, Josephine Baker, Marika Rökk und Vico Torriani auf der Bühne. Doch nach dem Krieg gings bergab, 1962 gaben die Betreiber auf. Löwenbräu und Diskos hielten Einzug; ein Neustart 1984 - mit 1,8 Millionen Mark Investition und Stars wie Harald Juhnke und Peter Kraus - ging glatt daneben.  Auch als 1992 Hubertus und Hubert Grote aus Bochum das Haus übernahmen mit Jason Nowbakht als Direktor, sahen sich die Skeptiker bestätigt: Das Publikum machte sich rar. Bald stand das Haus wieder auf der Kippe. Einer glaubte dran: Werner Buss, damals 29 Jahre jung, übernahm die Direktion. Plötzlich kam der Durchbruch, an den Buss immer geglaubt hatte: “Die Hannoveraner sind ein fantastisches Publikum, aber sie lassen sich Zeit.” Auch sonst verstand der gelernte Hotelfachmann seine Pappenheimer vor Ort. “Ein klares Gesicht und Herzlichkeit” gab er dem GOP. Zudem stellte er eine Beziehung zur Stadt her, weckte den Stolz Hannovers auf “sein” Varietee. Ein verlässliches Programm, das nie vergräzt, dabei kleine Experimente wagt, ließ die Vorbuchungen auf Monate wachsen. Heute glänzt das GOP mit 90 Prozent Auslastung; seit 1996 ist sein Name - ursprünglich abgeleitet von Georgspalast - zur Marke geworden; in Essen und später in Bad Oeynhausen wurden GOPs gegründet. Das Jubiläumsjahr glänzt mit Publikumslieblingen, im Januar führten Deutschlands liebster Postbeamter Hans Hermann Thielke und Hannovers Plauder-Zauberer Desimo durch ein Highlight-Programm, in dem außerdem Hannes Kannes blitzgeschwind Keulen wirbeln ließ, Firebird hoch über den Köpfen Akrobatik mit Feuer leicht wie ein Vogel vorführte. Mit Jeff Hess, dem schrägen US-Comedian, wurde im Februar ein Publikumsliebling präsentiert; und wie komisch und kraftvoll Akrobatik aus Ghana sein kann, zeigte das Trio Ndux Malax.

     

    Redaktion: Evelyn Beyer

     

     

    1. Hofgeismarer Weihnachtsvarieté

    “Es hat mir riesig Spaß gemacht!”

    Das erste Hofgeismarer Weihnachtsvarieté öffnete seine Pforten und lud ein, einen überaus unterhaltsamen Abend in der Stadthalle zu verbringen. Ob Jonglage, Tanz oder Marionetten, ob leise Töne oder laute Lieder - das Programm bot für jeden der Anwesenden etwas.

    Anlass der Veranstaltung war das 10-jährige Bühnenjubiläum Olaf Spiers, der sich hier einen Wunsch erfüllte und gemeinsam mit Weggefährten ein abendfüllendes Programm gestaltete.

    Da gab es zum einen die Truppe MoRaMi (Mo de Bleu, Ralf der Gaukler und Mimo), die atemberaubende Jonglage in Perfektion zeigten. Ob Keulen, Bälle oder sogar Fackeln, die drei waren nicht zu bremsen und zeigten, dass sie auch zu viert - nämlich mit Unterstützung von Olaf Spiers - über die Bühne wirbeln konnten, ohne den Überblick zu verlieren.

    Da fragte sich manch Zuschauer: "Wie machen die das bloß?"

    Die Erklärung gab es von Olaf Spiers persönlich, der einen kleinen Einführungskurs in die Jonglage gab. Danach waren natürlich keine Fragen mehr offen. Aber Spiers zeigte, dass er noch weit mehr kann, als zu jonglieren. Den meisten Lesern vielleicht als Stelzenmann bei vielen Gelegenheiten bekannt, blieb Spiers hier mit beiden Beinen fest auf dem Bühnenboden - meistens jedenfalls... Denn zu seiner persönlichen Version eines Stuhltanzes gehörte neben einem heißen Strip auch der Handstand auf einem Stuhl.

    Eine ganz andere Art des Stuhltanzes zeigten Henß und Kaiser, die kurzfristig in das Programm eingestiegen waren. Sie ersetzten Uwe Fredrich, der eigentlich durch das Programm führen sollte, aber aus persönlichen Gründen absagen musste.

    Henß und Kaiser waren für die leisen Töne des Abends verantwortlich. Ihre Tänze, perfekt aufeinander abgestimmt und synchron ausgeführt, faszinierten nicht durch Schnelligkeit, sondern durch fließende und anmutige Bewegungen.

    Präzision ist für Ludger Hollmann unerlässlich. Diaboloartistik und Jonglage so schnell, dass das Auge manchmal kaum folgen konnte, hielt das Publikum in Atem. Zu heißen Rhythmen wirbelte er über die Bühne und schaffte es immer wieder, das Band des Diabolos zu entwirren - nur wie?

    Wie es Martin Lüker schaffte, Stimmung in den Saal zu bringen, ist jedoch kein Geheimnis. Mit spritzigem Wortwitz und schlüpfrigen Texten hatte er die Lacher auf seiner Seite und begnügte sich nicht damit, alleine für die musikalische Unterhaltung zu sorgen. Das Publikum musste mit ran. Zunächst ging es ja ganz leicht, die Reime waren für jeden ersichtlich und auch leicht zu merken, aber dann wurde es schon etwas schwieriger - und der Künstler anspruchsvoller. Bei “Ich bin so scharf auf Erika / Wie Kolumbus auf Amerika / ich steig mit ihr ins Segelboot / dann fahren wir ins Abendrot” konnten die Zuschauer noch mithalten, als es dann aber komplizierter wurde, sah sich Lüker gezwungen, einen strafenden Blick ins Publikum zu werfen und ein strenges “Hofgeismar- also...!” loszulassen.

    Strenge spielte für den Auftritt des Theaters Laku Paka keine Rolle. Das bezaubernde Figurenspiel, welches Kerstin Rhön und Günter Staniewski boten, faszinierte nicht nur die Kinder im Publikum. Ob Bella Pfundig, Hasi, Kamel und Schlange, Mariandl und Mariandl oder die verliebten Hessen mit Verständigungsproblemen - Laku Paka zog mit seinen Puppen die Zuschauer in ihren Bann und schnell vergaß man, dass die Puppen kein Eigenleben haben, sondern ganz dem Willen von Kerstin Rhön und Günter Staniewski gehorchen.

    Olaf Spiers blickte mit der Revue auf zehn Jahre als freischaffender Künstler zurück. Zehn Jahre, die nicht immer leicht, aber doch meist sehr schön waren.[...]

    Das erste Hofgeismarer Weihnachtsvarieté stieß sowohl bei den Künstlern als auch bei den Zuschauern auf eine ausgesprochen positive Resonanz. Schon jetzt sollte man sich einen Termin im nächsten Jahr freihalten, wenn hoffentlich zum zweiten Weihnachtsvarieté geladen wird, denn eigentlich kann man Olaf Spiers nur zustimmen: “Es hat mir riesig Spaß gemacht.”

    ArtNr:1069   

     

    2003-03-15 | Nr. 38 | Weitere Artikel von: Evelyn Beyer





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