"Kometen" hieß das letzte 2002 – Programm im Stuttgarter Friedrichsbauvarieté. Ein passender gleichzeitig aber sehr allgemein gehaltener Titel, mit dem sich jedes gelungene Programm schmücken könnte. Kometen sind ja die Himmelskörper des Sonnensystems, die am meisten für Überraschungen sorgen. Sie stehen irgendwo zwischen den rasch verglühenden Sternschnuppen und den doch etwas beständigeren und berechenbareren Planeten. Auch werden immer wieder neue entdeckt und der ihnen eigene leuchtende Schweif sorgt für Aufsehen. Man könnte also sagen, ein gelungenes Varietéprogramm setzt sich aus Kometen zusammen, die einer in der Regel unsichtbaren Ordnung folgen und nacheinander vor den staunenden Augen des Betrachters erscheinen. Eric Varelas, Goldmedaillengewinner beim Festival Cirque de Demain, eröffnete die Kometenparade mit Handstandequilibristik. Gilles le Leuch, gehörte zu den Kometen, die immer wieder überraschend – auch für die, die schon wissen, was komt, zu den Klängen eines Wiener Walzers seine Diabolokunst wie aus dem Nichts heraus mit viel zartem Humor und sanfter Ironie zum Leuchten bringt. Seine Lebenspartnerin Caroline Schroeck indes führt am Trapez ganz in Weiß so etwas wie einen zupackenden, kraftvollen Kostümtanz vor, der in einer Kostümverwandlung gipfelt. Jan van Dyke und sein Partner Frankie Boy vertraten die Sparte Comedy. In der ersten Auflage des Kometen-Programms arbeiteten die beiden ziemlich lange am Stück, beginnend mit dem hinreißenden Kampf des vermeintlichen Geigenvirtuosen mit seinem Mikrofonkabel. Auch die magischen Kometen, Zauberer Oguz Engin und seine Partnerin Anja Eggert, spielten hervorragend bis auf die Tatsache, das es Anfangs eine Illusion mit einem lebenden, ausgewachsenen Vogel zu sehen gab. Die Verwendung von lebenden Tieren als Requisit ist entwürdigend und sollte eigentlich nicht mehr vorkommen. Solche Effekte hat Oguz Engin auch gar nicht mehr nötig, denn mit seinen Manipulationen ist er zur zeit fast unschlagbar.
Redaktion: Manfred Hilsenbeck
Kabinettstückchen im Apollo
Roncalli´s Apollo Varieté, Düsseldorf spielte im Dezember und Januar sein 43. Monatsprogramm. The Teslenkos (drei Herren, eine Dame) jonglierten tempogeladen mit Ringen und Keulen, im Schulterstand drei Mann hoch, über einander springend etc. – Höhepunkt, der älteste Bruder fängt von dreien in atemberaubendem Tempo 50 Ringe. Das Duo Iouvilov (eine Dame, ein Herr) verband mystische Kontorsion mit Akrobatik und Tanz zu neuen anatomischen Gebilden des Körpers. Erik Boo sorgte mit seinen Slapstick-Kabinettstückchen für allgemeine Heiterkeit. Einmalige Einradakrobatik mit den Farellos (eine Dame, ein Herr) und atemberaubenden Stunts begeisterten die Zuschauer ehe es zum großen Finale mit dem hauseigenen Varietéorchester ging.