Seit 1993 machen „Die BlechHarmoniker“ mit ihrem klassisch-komischen Musiktheater deutsche und europäische Bühnen unsicher. Das einst aus den Gefilden der klassischen Musik hervorgegangene Blechbläser-Quintett mit Stephan Dürschmid (Trompete), Roland Kämmerling (Trompete), Ruth Funke (Horn), Roland Pütz (Posaune) und Martin Kaiser (Tuba) versteht sich mehr denn je als unorthodoxes Bindeglied zwischen der sogenannten „E-Musik“ und dem komischen Schauspiel. Trottoir traf die fünf vor einem ihrer Konzerte in der Garderobe.
Seit 10 Jahren steht Ihr nun gemeinsam auf der Bühne. Wie würdet Ihr selbst Eure Entwicklung beschreiben?
Roland Pütz: Dass wir es überhaupt so lange geschafft haben, macht uns schon sehr stolz! Schließlich ist es kein leichtes Unterfangen, über Jahre hinweg gemeinsam ein solch umfangreiches Projekt aufzubauen, zumal ja einige von uns damals auch noch in einer beruflichen Orientierungsphase steckten bzw. in anderen Orchestern verpflichtet waren. Letztendlich aber wurde die Arbeit mit den BlechHarmonikern immer intensiver und auch immer erfolgreicher, so dass irgendwann für alle klar war, dass diese Sache Priorität bekommen sollte.
Martin Kaiser: Der ganz besondere Reiz dabei ist ja auch, dass wir keine Konzerte im herkömmlichen Sinne geben. Auf der Bühne verkörpern wir immer die Figur, die jeder von uns sich für diese Arbeit erschaffen hat. Als ausgebildete Musiker kam für uns somit der völlig neue Bereich Schauspiel hinzu, und im Laufe der Jahre haben wir diesen Bereich immer mehr ausgebaut und intensiviert.
Wie kam es denn dazu, vom reinen Musizieren in das - wie Ihr es nennt - „Klassisch-Komische Musiktheater“-Fach zu wechseln?
Ruth Funke: Die Idee stammte von Roland Pütz, der schon lange vor der Existenz der BlechHarmoniker als Musiker im Gala-Geschäft tätig war und dort die eine oder andere Show-Einlage verfolgt und begleitet hatte.
Roland Pütz: Genau! Und irgendwann dachte ich: Wie wäre es, selbst eine komische Musikshow zu entwickeln, die als Grundlage klassische Musik und die traditionelle Besetzung eines Blechbläserquintetts – also 2 Trompeten, Horn, Posaune und Tuba – hat? Diese Idee hat mich nicht mehr losgelassen, ich habe dann Kollegen von der Kölner Musikhochschule angesprochen, tja, und so waren die BlechHarmoniker geboren!
Welche Höhepunkte Eurer Bühnenlaufbahn fallen Euch spontan ein?
Martin Kaiser: Ich denke da an den Frankfurter Opernball, auf dem wir viel Erfolg und genau so viel Spaß hatten!
Ruth Funke: Für mich waren die Produktionen, die wir mit Orchester gemacht haben, besonders spannend, weil ich sozusagen in vertraute Gefilde zurückgekehrt bin, aber eben nicht als die Hornistin Ruth Funke, sondern als Alexandra von Breitenstein.
Roland Kämmerling: Letztens haben wir standing ovations bekommen nach einem Theaterabend. Da hatte ich schon Gänsehaut...
Wie erarbeitet Ihr Eure Programme?
Roland Kämmerling: Unsere Programme – inzwischen haben wir ein abendfüllendes Theaterstück, zwei kürzere Showprogramme, einen Walk Act und ein sogenanntes mobiles Musiktheater – entwickeln wir immer in Zusammenarbeit mit einem Regisseur. Zudem gehen wir regelmäßig „in Klausur“ für schauspielerisches Basistraining oder Clownsarbeit. Dafür engagieren wir dann ausgebildete Clowns oder Schauspieler. Außerdem proben wir natürlich mehrmals wöchentlich, wobei wir immer verschiedene Schwerpunkte setzen, mal auf Schauspiel, mal auf musikalische Arbeit, mal auf Kommunikation und Brainstorming.
Was ist das nächste Projekt?
Roland Pütz: Eine Sache, die jetzt wirklich dringend ansteht, ist eine langfristige Zusammenarbeit mit einer neuen Agentur oder Künstlervertretung aufzubauen. Bisher haben wir unser Büro bis auf kurze Ausnahmen noch selbst geführt und sehr viel Zeit, Energie und auch Geld in unsere Vermarktung investiert. Da wir aber im letzten Jahr ca. 100 Auftritte hatten und diese Tendenz sich fortsetzt, ist es nun einfach sinnvoll, diesen Bereich auszulagern, damit wir uns noch mehr auf die künstlerische Arbeit konzentrieren können. Vielleicht tut sich ja auch auf der diesjährigen Kulturbörse in Freiburg in der Hinsicht etwas...
Und Eure Pläne im künstlerischen Bereich?
Stephan Dürschmid: Oh, da haben wir viel vor! Zum einen schwirren uns schon Ideen sowohl für eine neue kurze Music-Comedy-Show als auch für ein abendfüllendes Theaterprogramm durch den Kopf, zum anderen möchten wir zukünftig auf mehr Fernseh-Präsenz setzen – wir hatten ja im vergangenen Jahr schon einige TV-Auftritte und auch für dieses Jahr stehen bereits mehrere Produktionen mit dem WDR – unter anderem auch mit der WDR Big Band - an. Dafür entwerfen wir dann 2-3minütige Sets, die musikalisch als auch szenisch viel zeigen sollen! Es gibt halt immer viel zu tun, die Ideen gehen uns da nicht aus!
www.blechharmoniker.de
Büro: 02206/869999
Tourplan „Das Konzert“ (Klassisch-Komisches Musiktheater in 2 Akten): 13.02. Stuttgart, 14.02. Tübingen, 16.02. Ludwigsburg, 07.03. Buxtehude, 13.03. Lahr, 19.03. Heiligenhaus, 21.03. Fellbach, 22.03. Schüttorf, 27.03. Kusel, 28.03. Hockenheim, 31.03. Köln
2003-03-15 | Nr. 38 |