Nach 18 Jahren Dienst hat Hamburgs beliebtester Polizist die alte grüne Uniform weggehängt und sich beigen Breitcordlook plus gelben Helm zugelegt: Der pingelige Dirk Bielefeldt alias Herr Holm agiert in seiner typisch norddeutsch-prolligen (Körper-) Sprache jetzt als Bauarbeiter. „Die Holms – Nach fest kommt ab“ heißt das Programm, in dem der gelernte Schauspieler Bielefeldt erstmals ein Ensemble (Mario Ramos, Arnd Heuwinkel, Ishel Eichler), eine feste Dramaturgie und fertige Dialoge auf die Bühne bringt. Und so machen diese „Holms“ denn auch ordentlich Theater: Um ein verstopftes Abflussrohr zu regulieren, fahren sie aufwendigst Bauzaun, Geräte, Bierkisten sowie ein lichtschrankengesteuertes, vielseitig verwendbares Förderband auf. Bei der ganzen ineffizienten Betriebsamkeit des Trupps, massenhaft „practical jokes“, Herrn Holms ewiger Besserwisserei und Sinniererei über Leben, Arbeit („Man muss auch mal Pause machen. Ruhe ist die Grundlage für alles.“) und Männerfreundschaft jubelte das Premierenpublikum im St.-Pauli-Theater. Doch zeigte der Abend auch Timing-Schwächen und Bielefeldts Neigung, sich noch allzu sehr auf den alten Holm-Habitus zu verlassen – dabei aber zugleich das Potenzial, sich im Laufe weiterer Vorstellungen von solchen Verstopfungen zu befreien.
Redaktion: Ulrike Cordes
2009-06-15 | Nr. 63 | Weitere Artikel von: Ulrike Cordes