„Klassentreffen“ ist eine Motto-Platte mit dem Thema, dass auch die Göttinger nicht jünger und die Zeiten nicht besser werden. Weihnachten wird billig und auf der „Gammelfleischparty“ treffen Augenringe auf Orangenhaut. Mit Songs wie „Dönerrevolution“ und „Hektik“ treffen sie wunde Punkte. Vordergründig bestechen Ganz Schön Feist mit Wortwitz, Musikalität, Satzgesang und Humor. Was ihren Songs jedoch das Quäntchen Qualität verleiht, was sie eben besser macht als andere, ist die Tiefe, die sich nie aufdrängt, die man aber hören kann. Wenn man es will.
Rainald Grebe präsentiert zu seinem neuen Programm auch gleich die passende CD „Hongkongkonzert“ (Versöhnungsrecords) mit einem glasklaren und wütenden Blick. Grebe zeichnet in nur drei Minuten etwa in „Fußgängerzonen“ ein derart bitteres Deutschlandbild, dass danach erst einmal nichts mehr kommen kann. Ob es unsere Angst vor China als Wirtschaftskraft ist, die Finanzkrise oder die Sucht nach Geld und Karriere: Der 38-Jährige entwickelt selbst im Nebensatz große Schlagkraft und Präzision. Rainald Grebe ist damit ein gefährlicher, wenn nicht sogar der gefährlichste Sänger und Beobachter, den wir derzeit in Deutschland haben. Das unterscheidet ihn von Kabarettisten.
Redaktion: Nicola Volckmann
2009-09-15 | Nr. 64 | Weitere Artikel von: Nicola Volckmann