Zur Vorgeschichte: Während meiner Recherchen für die Redaktion Clowns und Pantomime in den letzten Jahren fiel mir auf, dass nur wenige Pantomime- bzw. Körpertheater-Stücke auf Deutschlands Bühnen zu sehen sind. Die meisten Pantomimen scheinen sich ihre Brötchen auf Galas, Messen und bei Events zu verdienen, wo sie gemäß den Wünschen ihrer Auftraggeber Produkte in Szene setzen oder mit weißem Gesicht und Stoffhandschuhen den Besuchern winken. Und nur wenige PR-Agenturen sind bereit, außerhalb von Produktvorstellungen und Werbe-Einsätzen ein ernstes Pantomime-Theaterstück zu sponsorn und dieser Kunstform damit – ähnlich wie bei klassischer Musik – einen klassischen Rahmen zu geben. Wo also finden die wortlosen Theaterstücke heute statt? Ist es überhaupt realistisch, sich mit pantomimischen Bühnenstücken einen guten Lebensunterhalt finanzieren zu können? Oder ist Pantomime als Theaterform in der heutigen Zeit nicht mehr beim Publikum gefragt?
Getrieben von diesen Fragen recherchierte ich bei Künstlern, in Schulen und Theatern in ganz Deutschland. Die meisten Empfänger meiner Anfragen meldeten sich postwendend und waren sehr erfreut über das Interesse an der Pantomime und neugierig über das Treiben der anderen.
Wer sich informieren möchte, dem seien nun die hier vorgestellten Pantomime-Festivals, Websites und inspirierende, überaus unterhaltsame Videos auf letzteren wärmstens ans Herz gelegt.
„Faust ohne Worte“
Sehr erfreulich war die Mail von Wolfram von Bodecker, welcher zusammen mit Alexander Neander derzeit den Mephisto und Herrn Faust in „Faust ohne Worte“ in Dresden spielt. Regie führten Tom Quaas und Lionel Menard. Publikum und Kritiker sind begeistert. Ein Blick auf die Website www.faust-ohne-worte.de lohnt sich. Zitat von Bodecker: „Wir belegen sehr gern das Gegenteil, dass ‚in Deutschland nicht so viel los sei mit Pantomime‘. Das liegt aber auch in der Natur der Sache, dass diese Kunst in den Medien nur selten vertreten ist. Pantomime ist eben nicht so schnell als das ‚Buch zur Comedy-Show‘ zu vermarkten. Und als Video-Bestseller eignet es sich auch nicht. Nun, es ist eben Theater von Mensch zu Mensch. Aber da tut sich einiges in Deutschland ...“
Über 10 Jahre arbeiteten Wolfram von Bodecker und Alexander Neander mit ihrem Meister Marcel Marceau zusammen. Parallel dazu entwickelten sie ihre eigenen Theaterprojekte. Die tragikomischen Figuren und Geschichten zeichnen sich durch eine originelle Verbindung von Musik, Poesie, feinem Humor und magischen Tricks aus und führten das Duo bereits in viele Länder Europas, nach Südamerika und Asien.
Neues gibt es von Pantomime Norman Ruch alias Norman: Dieser nutzt die Pantomime zum Körpersprache- und Kommunikations-Training. Er unterrichtet unter anderem an der Uni Mainz, der Uni Bonn und der Berufsakademie Mannheim. Jetzt ist sein Buch „Körpersprache – Authentisch auftreten und überzeugend kommunizieren“ im Cornelsen Verlag erschienen. Es hat 128 kleinformatige Seiten und kostet 6,95 Euro.
Redaktion: Kassandra Knebel