Stille Tage im Klischee (Parthas ISBN 3-932529-83-9) gönnt sich Martin Buchholz, der Berliner Journalist und Kabarettist, der einst mit Eberhard Diepgen die Schulbank drückte. Er ist ein sprachgewandter politischer Kabarettist, dessen analytische Programme schon manchem tiefe Erkenntnisse ermöglichten. Hier nun ein Band mit Texten zu Deutschland, dem Deutschen im allgemeinen und dem Wessi und Ossi im besonderen. An diesen "Expeditionen in die Tiefen des deutschen Hohlraums" sollte man mal teilnehmen, um ein Stück verrückt zu werden von/an der deutschen Wirklichkeit. In einem kleinen Interview gibt's im Anhang biographisches des Künstlers.
Vater unser – gleich nach der Werbung (Blessing ISBN 3-89667-150-2) wurde von Dieter Hildebrandt noch vor dem proklamierten Ende der Spaßgesellschaft geschrieben, doch es steht zu befürchten, daß es trotzdem aktuell bleibt. Nach einer gewissen Verschnaufpause wird der Unsinn auf der Mattscheibe weitergehen und neue Reißerformate werden gefragt sein. Ein älteres Ehepaar führt ein Containerleben, in der Küche ihres Hauses, der Rest des Hauses ist von der Fernsehgesellschaft gemietet worden, die diese Old-Brother-Show sendet. Die Hierarchie von Küchenbewohnern, Produktionsteam, TV-Gesellschaft und des wirklichen Lebens beginnt zu rotieren und in dem Strudel ist von Leuna-Akten, Roland Koch und Günther Jauch, bis zur Love-Parade alles zu finden. Lassen sie sich hineinziehen!
Jean-Jacques Schuhl, ein französischer Schriftsteller hat ein Buch geschrieben über das Leben seiner Lebensgefährtin: Ingrid Caven (Eichborn ISBN 3-8218-4719-0). Sie war Schauspielerin und kurzzeitige Ehefrau des großen Rainer Werner Fassbinder, dieses schwierigen und exzentrischen Filmgenies. Legendär wurde sie jedoch mit einigen wenigen Chansonplatten, die in ihrer Art einmalig waren. Das Leben einer Diva wird vor uns ausgebreitet, zwischen New York und Paris, zwischen der stillen Nacht und dem Abendstern. Eine ungewöhnliche Biographie über eine außergewöhnliche Künstlerin.
2001-12-15 | Nr. 33 |