Wenn man von „Kulturbörse" spricht, fällt jedem sofort der Name Freiburg ein. Doch auch der Herbst hielt mit der in Osnabrück stattfindenden Spot - die nordwestdeutsche Kulturbörse oder den ShortCuts in Lübeck Präsentationsmöglichkeiten für alle Arten von Kleinkunst bereit. Bieten doch auch diese Messen die Gelegenheit für alle Veranstalter, aus einem reichen Reservoir von Kleinkunst auswählen zu können; zudem sind Ausschnitte aus aktuellen Produktionen bei Kurzauftritten zu sehen und mit Künstlern und Agenturen kann vor Ort direkt verhandelt werden. Soweit die Theorie. Wie aber sieht die Praxis aus ? Zunächst muß das Engagement und der Wille der Veranstalter hervorgehoben werden, ein breit gestreutes Angebot zu präsentieren, mit zahlreichen Mailings und anderen Einladungsarten Veranstalter zu gewinnen und die beteiligten Künstler und Agenturen entsprechend der jeweiligen Möglichkeiten zu betreuen. Die Aussteller danken es dann auch mit ihrem Einsatz bei der Vorbereitung und der optisch anspruchsvollen Gestaltung der Stände. Auffallend bei der Präsentation ist dabei, das sich die Prozentzahl ostdeutscher Künstler meist im einstelligen Bereich bewegt. Ist es nun aber so, daß ein Verzicht auf einen Messeauftritt gleichzeitig auch den Verzicht auf viele Veranstalterkontakte bedeutet ? Eindeutige Antwort: Nein, denn wo nur wenige Veranstalter sind, können auch nur wenige Kontakte zu Veranstaltern entstehen. Sowohl in Lübeck als auch in Osnabrück blieben die Künstler und Agenturen vielfach unter sich und die Frage nach Aufwand und Nutzen darf schon gestellt werden. Und trotzdem: Auch diese Messen sind notwendig, persönliche Begegnungen, das bestätigen immer wieder viele Künstler, bringen immer noch die intensivsten Kontakte.
Daneben boten beide Börsen ein Angebot an interessanten Seminaren und Workshops.
Thema des diesjährigen nordkongresses war „Die Inszenierung von Events". In Osnabrück besuchten rund 150 Teilnehmer die Vorträge "Steuern für Künstler von der Umsatzsteuer bis zur Ausländersteuer", "Neue Medien - Nutzung des Internets für Künstler, Agenturen und Veranstalter" und "Presse- und Öffentlichkeitsarbeit - Beispiele aus einer Nachrichteanentur". Zufrieden waren also beide Börsen-Veranstalter mit der Qualität. Und so wird es beide Veranstaltungen auch in Zukunft geben, insbesondere in Richtung regionaler Angebote für Weiterbildung und Information für Künstler, Agenturen und Veranstalter. Die dabei entstehenden Kontakte und Möglichkeiten der Zusammenarbeit schaffen ein gute Grundlage, um Kultur in den Regionen qualitativ zu entwickeln und nicht nur mengenmässig zu vermarkten.
Auch die Freiburger Organisation hat dies erkannt und wird ab dem nächsten Jahr begleitende Vorträge und Informationsveranstaltungen zu diversen Kulturthemen anbieten. Buchen kann man Künstler ohnehin besser im Einzelgespräch am Telefon, als auf einer Kulturbörse. - Angemerkt sei noch, daß die „5. KulturMesse" in Halle/Saale als einzige ostdeutsche Börse bedauerlicherweise trotz umfangreicher Vorbereitung quasi in letzter Minute am Geld scheiterte.
Redaktion: Ronald Maltha
2001-12-15 | Nr. 33 | Weitere Artikel von: Ronald Maltha