Kunst vereint
Theater schließen nicht nur, es gibt noch das Wunder, daß Neue eröffnen: das Consol Theater in Gelsenkirchen. Es bietet dem forum kunstvereint e.V. endlich Heim und Raum. Die Mitglieder des forums, das es schon seit 1989 gibt, kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen der Kunst und wollen "den Alltag spielerisch impulsieren". Dazu bringen sie Theater, Tanz und Musik in das Alltagsleben der Stadtbewohner und spielen auch schon mal mitten im Kaufhaus. Jetzt können die Bürger auch zu ihnen kommen und bekommen ein abwechslungsreiches Programm geboten. Das Consol Theater bietet darüber hinaus die Möglichkeit, nicht nur im Parkett zu konsumieren, sondern auch selber aktiv zu werden: "Theater ist mehr als ein Haus" steht im ersten Programmheft. Damit das wahr wird, startete im September die Qualifizierungsmaßnahme !STAGE für arbeitslose Jugendliche, die rund um die Bühne und ihre Berufe kreist.
Neue Schauplätze
"Bloß raus hier!" Diesen Gedanken aller Klaustrophobiker hat der Schauplatz aus Langenfeld aufgeriffen und veranstaltet ein "Festspiel andernorts - die Banale 2001". Die kreativen Köpfe des Hauses suchten sich neue Schauplätze außerhalb ihres Hauses, damit die künstlerischen Darbietungen den Ort kriegen, den sie verdienen: Manes Meckenstock steht im Friseursalon, unter "Leinen los für MS Schauplatz" sticht Kapitän Alich in See und Serdar Somuncu liest im Bierzelt auf der ehemaligen Adolf Hitler Straße aus "Mein Kampf". Besonders charmant finde ich die Idee, Privatwohnungen zu beschlagnahmen: bei dem Nachmittagsvergnügen "Trautes Heim, Glück allein" dürfen die Zuschauer Wiglaf Droste, Tina Teubner, Jochen Malmsheimer und Samir Kandil in Wohnungen besuchen, auf ein Tässchen Tee, ein Liedchen oder ein schmackhaftes Abendessen (vielleicht Schnittkes?).
Texte ausse Siedlung
Es gibt zwar fast keine Zechen mehr im Ruhrgebiet, aber die typische Art und seine Sprache sind so lebendig, wie zu Tegtmeiers Zeiten. Das beweist Mimi Müller aus Oberhausen, die seit Jahren lokale Kolumnen schreibt und damit inzwischen auch ein Buch herausgebracht hat: "Hömma, Härzken" (im Mercator Verlag). Sie schwimmt nicht auf der Ruhri-Welle, sondern ist wahrscheinlich eine der wenigen, denen es damit ganz ernst ist. Jetzt hat sie sich zum Lesen mit den AkkordArbeitern Frank Baier und Barney Brands zusammengetan, die seit den 80ern schon als Duo musikalisch und politisch umtriebig sind. Am 25. Oktober präsentierte sich das Trio des erste Mal zusammen in der Stadthalle Waltrop.
Fritz macht Hallas
Kumma Dieter, ich weiß datt ihr da seid: im November gibt es im Fritz-Henßler-Haus wieder Hallas. Zum siebten Mal bringt die Veranstaltungsreihe "Watt'n Hallas" jede Menge Künstler und -innen nach Dortmund. Hallas läßt sich für alle Nicht-Ruhrgebietler so ungefähr mit Lärm, Aufregung, Unruhe, aber auch Partyalarm übersetzen. Auch dieses Jahr gibt es wieder eine beeindruckende Mischung aus Kabarett (z.B. Django Asül, 3Gestirn, Dieter Nuhr), Comedy (Kaya Yanar, Hennes Bender, Arnim Töpel, etc.) und Musik (Queen Bee, Popette Betancor, usw.). Dazu gesellt sich der Theatersport mit zwei Impro-Theater-Duellen (u.a. mit den Lokalhelden Emscherblut). Wer das ganze Programm wissen möchte, schaue nach unter: www.fhh.de.
Jubiläum:
5 Jahre Grend! Das soziokulturelle Zentrum Grend ist ein Zusammenschluß dreier Vereine, die seit 1996 gemeinsam die ehemalige Schule in Essen-Steele betreiben. Es gibt ein umfangreiches Bildungsangebot, eine Kneipe und natürlich auch kleine und große Kunst.
Das Theater Freudenhaus hat daran einen maßgeblichen Anteil und deckt innerhalb des GREND die Sparten Theater / Komödien und Chanson ab. Besonders die Stücke des Autors Sigi Domke bescherten dem Freudenhaus große Popularität. Der Dauerbrenner "Freunde der italienischen Oper" gab den Anstoß, seitdem hat sich das Ensemble ein respektables Repertoire erspielt und bietet Volkstheater im besten Sinne des Wortes. Im September feierte das Theater Freudenhaus mit "Die Koplecks im Klinch" die Premiere eines neuen Stücks rund um die Familie Kopleck.
Reingehört:
Ist schon zwei Jahre her, da hab ich hier im TROTTOIR eine Kritik über Andrea Badey geschrieben, aber seitdem stehen ihre Texte und Lieder meinem Herzen sehr nahe. Das Schöne ist, daß es sie jetzt auch auf CD gibt. "Herzblut" heißt sie und genau das gießt sie aus. Zu hören ist eine Auswahl der Lieder von Andrea Badey und Stefan Kaspring aus den gemeinsamen Programmen. Zu bestellen gibt es sie im Internet auf ihrer Homepage: www.andrea-badey.de.
Redaktion: Wiebke Doktor
2001-12-15 | Nr. 33 | Weitere Artikel von: Wiebke Doktor