Der Sommer ist nicht gerade eine sehr premierenintensive Zeit. Schon gar nicht in einem WM-Jahr, wo gegen die (hoffentlich) ballzaubernde Konkurrenz schwer anzukommen ist. Dennoch gibt es einige Ausnahmen. So verspricht Nessi Tausendschön den Gästen ihres neuen, ab Juni in der Comedia zu sehenden Programms „akustischen Honig“, mag auch der Titel „Restwärme“ nur bedingt sommerlich klingen. Dieter Nuhr zeigt im Springmaus-Theater erstmals sein Sonderprogramm „Wer’s glaubt, wird selig“. Peter Vollmer wird ab September im Eifelturm sein neues Programm präsentieren; Titel und genaues Premierendatum sind derzeit noch nicht bekannt. Und im Springmaus-Theater vollzieht man das gewagte Experiment, Künstler aus verschiedenen rheinischen Metropolen (die Bonner Andreas Etienne und Michael Müller, den Kölner Christoph Scheeben und – man höre und staune – Susanne Galonska-Semmler, eine Düsseldorferin [!]) in einem neuen Ensemble zu vereinen, das sich @Rheinkabarett (sprich: Et Rheinkabarett) nennt und mit einem provokativen, weil für Kölner schier unerträglichen Titel aufwartet: „Es geht auch ohne Dom“. Selbst wenn Letzteres wahr sein sollte: Ohne Karneval geht es nicht. Dass in Köln/Bonn auch außerhalb der Session irgendwie immer Fastelovend ist, führt das Team der Stunksitzung vor Augen, das in Comedia und Pantheon die komödiantischen Highlights der letzten 22 Jahre wiederauferstehen lässt.
Die Zahl der Darbietungen im Hochsommer hat sich insgesamt gegenüber den vergangenen Jahren deutlich reduziert. Dennoch gibt es einige Sommerspecials zu vermelden, wobei hier vor allem die preisgünstigen Nachwuchskräfte ihre Chance bekommen. Da sind etwa die „Sommerlaunen“ im Senftöpfchen, bei denen sich vom 18. bis zum 23. Juli zwei für das Haus neue Künstler einen Abend teilen, darunter auch die bemerkenswerte Vera Deckers (siehe den Artikel weiter unten). Das Prinzip des geteilten Abends pflegt auch das Springmaus-Theater, nur heißt die Reihe hier nicht „Sommerlaunen“, sondern „Sommersprossen“. Von da ist es titelmäßig nicht weit bis zur „Sommerlese“", die das Wohnzimmertheater ab Anfang Juli außer Haus, nämlich in der Luther-Kirche im Kölner Süden, veranstaltet. Und last but not least: Es gibt auch noch das „Sommerblut“, ein an verschiedenen Orten in Köln veranstaltetes sommerliches Kulturfestival. Auch hier sind viele Doppel- und sogar Dreierpacks angesagt, z. B. die „Dreieinigkeit“ von Fabian Schläper, Torsten Riemann und Rainer Bielfeldt im Bürgerhaus Stollwerck. Von besonderem Interesse ist die Sommerreihe des Atelier-Theaters. Hier treten unter dem Titel „Gratis – und nicht umsonst“ 12 Wochen lang von Montag bis Donnerstag Künstler/-innen auf, die in Köln noch nicht so bekannt sind – darunter Ping Piepenbrink, eine Stand-up-Comedienne aus dem Kölner Norden, das Travestiepaar Jutta & Hilde sowie Petra und Erika Laste mit ihrer „DDR Memorial Travestie“. Fazit unterm Strich: In Sachen Kleinkunst gibt es in diesem Jahr Sommerlesen, Sommerlaunen, Sommersprossen und sogar Sommerblut, aber eines Gott sei Dank nicht: ein Sommerloch!
Redaktion: Guido Bee
Atelier-Theater, Köln
19.6. „DDR Memorial Travestie“ – Petra und Erika Laste
Comedia, Köln
2. 6. „Restwärme“ – Nessi Tausendschön
Pantheon, Bonn
11.9. „Stunk Unplugged“
Senftöpfchen, Köln
18.7. Beginn der Reihe „Sommerlaunen“
Springmaus-Theater, Bonn
29.9. „Es geht auch ohne Dom“ – @Rheinkabarett
Bürgerhaus Stollwerck, Köln
1.6. „Dreieinigkeit“ – Fabian Schläper, Torsten Riemann, Rainer
Bielfeldt
Wohnzimmertheater, Köln
5.7. „Sommerlese: fett und kursiv“ (im Atrium der Luther-Kirche,
Köln-Süd)
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