„Virus“ – anstecken erlaubt
Ein großes modernes mit aller Technik ausgestattetes Zelt empfing uns. Im Entree, Ärzte Krankenschwestern und Pfleger. Das ist Circus „Flic Flac“ mit seinem derzeitigen Programm „Virus“. Auf Risiken und Nebenwirkungen wurde man vor Showbeginn auf zwei großen Leinwänden hingewiesen. Kein „normaler“ Circus im klassischen Sinne, sondern spannend, extravagant und tempogeladen. Handstandequilibristik vom Feinsten mit Alona Jouravel und Leonid Beljakov gefolgt von Vitali Jouravel mit einer außergewöhnlichen Bugeedarbietung wurde zum Auftakt präsentiert. Die Palazovis (10 Personen) vollführten in ihrer Schleuderbrettakrobatik atemberaubende Stunts und menschliche Pyramiden. Feurig wurde es mit dem Trash-Clown und Master of Hellfire (Hubertus Wawra), der die Funken und Flammen meterhoch sprühen ließ zu rockigen Klängen. Jonglage auf einem sich drehenden Podest und dazu noch schnell ein Kleiderwechsel ohne das Gleichgewicht zu verlieren war die hohe Kunst von Ira Rizaev und Oleg Chaplya. Vier junge Herren bewiesen dann, das Trampolinspringen nicht gleich Trampolinspringen ist. Mit ihren Salti und Flic Flacs begeisterten sie die Zuschauer. Larissa Kastein bot eine Handstandequilibristik mit feurigen Einlagen. Zwischendurch prüfte „Doktor“ Leonid Beljakov, ob noch alle gesund waren und die atemberaubenden Darbietungen nicht schon erste „Krankheitssymptome“ oder Schwächeanfälle aufwiesen. Die Brüder Antares (Bruno & Gilles) mit ihrer Partnerin Maria Garcia trieben einem den Angstschweiß auf die Stirn. Mit ihrer einmaligen Airplane-Darbietung (rotierendes Trapez) faszinierten sie u.a. mit dem Mund- und Nackenhang. Paternoster hieß die Band, die nicht nur alle Artisten begleitete, sondern auch selber auf ungewöhnlichen Instrumenten wie Töpfen zu musikalischen Höchstleistungen aufliefen. Das Duo Camadi (Adrian Marin Rendon & Carlos Maria Diaz) wagte nicht nur Sprünge auf dem Hochseil, sondern auch den Gang zwei Mann hoch über den schmalen Grad. Laura Miller kombinierte in anmutiger Weise Reifenakrobatik an der Circuskuppel mit Wasserballett, indem sie sich von der Luftartistin zur Wassernixe verwandelte. Mit Postamenten jonglierte die Antipodenakrobatin Claudia Bremlov und türmte meterhoch ihre immer größer werdenden Kisten aufeinander. Poetisch in luftiger Höhe schwebte an einem überdimensionalen Stahlwürfel Michail Dimitrov und entführte das Publikum mit seinen anmutigen Bewegungen in das Reich der Schwerelosigkeit. Patrick Lemoine hingegen beeindruckte die Zuschauer mit der Vielseitigkeit seiner Jonglierkünste, sowohl als Sprechjongleur, wie auch seine Einlagen zur Musik fanden riesigen Anklang. Rasant wurde es schließlich noch einmal mit dem Lauf u.a. mit verbundenen Augen auf dem Todesrad (5 Personen) bevor es dann endgültig Abschied nehmen hieß im großen Finale.
Manege frei, hieß es bei „Manege – Die Circusshow“. Den Auftakt bildeten die Jumping Boys mit Seilspringertricks aller Art. Clown Pom Pom begeisterte große wie kleine Zuschauer mit seinen Entrees, wie etwa dem fliegenden Teddybären, als Winnetouch mit seinen scharfen Messern, oder als Fahrer auf dem Minirad. Jonglage und Balance waren das Markenzeichen des jungen Künstlers Ben. Ob Reifen, Bälle oder Keulen, alles hielt er in der Luft, um dann auch noch auf einer Leiter zu balancieren. Weiter ging es mit Poesie am Ringtrapez traumhaft dargeboten von Galina mit diversen Hängen und Fallern. Filmreif wurde es mit Clown Rudy Rudini nach dem Motto Hollywood comes. Filmisches mit Zuschauern über das man bei soviel Komik nur Schmunzeln und Lachen konnte. Elegant und anmutig zugleich war die Perche-Akrobatik von Katja und Olga. Der beste Freund des Menschen ist der Hund und auf einen solchen war auch das Duo Biasini gekommen, deren Vierbeiner zusammen mit ihrem Lehrer eine pfiffige Show abzogen. Sprungkraft und Balance waren beider Truppe Moisseva gefragt. Salto gestreckt und zweifach auf dem russischen Barren gehörten hier zu den Höhepunkten. Esel und Ziegen ergaben eine herrliche Mischung für einen Dressurakt mit Cotton Eye Joe. Kraft und Ausdauer präsentierte Oleg Sheloudyakov in seiner Handstandakrobatik am schwingenden Washington Trapez. Nur noch selten zu sehen, ein Illusionist in der Manege. André Waskow führte uns ins Reich der Illusionen und ließ seine bezaubernden Assistentinnen nicht nur erscheinen, sondern verdrehte ihnen auch gehörig den Kopf. Die Herrin des Hula Hoop Natascha ließ zu feurigen Rhythmen die Reifen kreisen. Einen Wirbelwind am Vertikalseil, schwungvoll und dynamisch erlebte man mit Lydia bevor noch einmal die Jumping Boys mit ihrem Doppelschleuderbrett und vielfältigen Sprüngen menschliche Türme hoch in die Circuskuppel bauten. Zum Finale verabschiedeten sich noch einmal alle Künstler mit einer tänzerischen Einlage.
Das „Ratz Fatz“ Circustheater ist eine Initiative der Goetheschule in Bochum, in der junge Menschen die Gelegenheit haben circensische Künste einzustudieren und vorzuführen. In diesem Jahr traten die jungen Künstler- und Künstlerinnen im Varieté et cetera mit ihrem Programm „Ratz Fatz und die 2?? – Ihr erster Fall: Die merkwürdige Entführung der Leila S.!“ Die Rahmenhandlung der moderierenden Clowns wurde durch viel Artistik, Tanz und Zauberei bereichert. Herausragende Vorführungen waren u.a. eine Schwarzlichtjonglage (2 Personen) in der man wirklich nur die weißen Bälle fliegen sah, eine außergewöhnliche Vertikaltuchdarbietung mit unterschiedlichen Hängen und Fallern, sowie eine Trapezdarbietung mit vielen exquisiten akrobatischen Einlagen. Die junge Dame am Trapez wird nach ihrem Abschluß an der Goetheschule an der Berliner Artistenschule ihre Ausbildung zur Artistin beginnen. Für den artistischen Nachwuchs ist also gesorgt.
Das gesamte Ensemble wird auch ein Gastspiel in Bochums Partnerstadt Sheffield geben.
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