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  • Szenen Regionen :: Rhein-Main

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    Kurz und fündig

    Gut, dass es jenseits der großen kommerziellen Kinder-Musicals auch noch regionale Stars gibt. Einer dieser Tausendsassa ist Eberhard Metsch, besser bekannt als Zauberer Zinnobro. Zusammen mit Keyboarder Florian und Schlagzeuger Ernst entführt Metsch in seinem Stück „Die Wilde 3“ zu einer Abenteuerfahrt, die vor großer Kulisse und mit viel Requisiten stattfindet. Die Kids singen begeistert die Songs mit und amüsieren sich prächtig über die eingebauten Zaubertricks. Metsch, als „Fresse“ der Truppe agierend, ist halt ein echter Abräumer beim Publikum, das spürt, hier ist jemand voll bei der Sache und liefert nicht nur eine Dienstleistung ab. Kein Wunder, dass Zinnobro alias Metsch regional inzwischen regelrecht Startstatus hat. (Infos: 0611 40 16 52).

    Neuzugang in der Kabarett-Szene Mainz ist das Foyer des SWR. Ursprünglich der Literatur verpflichtet findet im Entreé des Senders nun auch öfter Kleinkunst statt. Luise Kinseher, Popette Betancor, Schellack-Quintett oder Blues und Lyrik mit Thomas C. Breuer bringen Brettl-Atmo in den coolen Neubau.

    Es gibt ein Leben jenseits des Eisberg-Duos! Martin Meinschäfer hat sich produktiv mit dem Musiker Toett zusammengerauft. Das Ergebnis ist „Rosen&Gomorrha“, eine Performance mit Live-Musik und Leinwand-Konzert, bei dem sich beide Ebenen mischen. Riskant, aber überzeugend!Info: www.rosenundgomorrha.de.

    Tausendsassa Michi Herl wagte sich zum Saisonstart seiner Kleinkunstbühne Stallburgtheater/FFM an zwei ganz unterschiedliche Eigenproduktionen. Eine sichere Humor-Nummer ist natürlich „Wer kocht, schießt nicht“ mit Ilja Kamphues als Dr.T.Kröger, der seinem Publikum Fertigspeisen der Firma Schnell&Lecker anpreisen soll. Eine brutal komische Kaffeefahrt zwischen Fakten und Fiction. Mahlzeit! Als Autor schlägt Herl lieber fein-philosophische Töne an. „Von oben ist die Welt so klein“ ist eigentlich eine Erzählung (dielmann Verlag). Wer Locken- und Brausekopf Herl von Cappelluti und dessen HR-Kultshow „Late-Lounge“  kennt, lernt den Äppalwoi-Kneipier und Lederjackenträger von einer ganz neuen Seite kennen. In der Regie von Manfred Roth wurde die Begegnung des krisengeschüttelten Kulturmachers Oskar mit dem geisterhaften Wesen Nanon in Szene gesetzt. Die Rolle von Ilona Strauß ist eine doppelte, denn sie agiert mit eine große Figurette an ihrer Seite, die das Märchenhafte der Situation gestaltet.

    Info: www.stalburg.de

     

    Kurzkritiken

    Bei manchen Kabarettisten genügt eigentlich der Slogan „Aus Erfahrung gut!“. Das Überzeugendes noch steigerungsfähig ist, bewiesen in der Wintersaison zwei altbekannte Brettelgrößen, die offenbar dabei sind nunmehr richtig durchzustarten.

    Sinasi Dikmen immer noch mit „Knobi-Bonbon“ zu identifizieren kann man mit seinem aktuellen Solo „Quo vadis Türke?!“ endgültig als Altlast beiseite legen. Die Zuschauer erleben eine wahnwitzige Münchhausiade, wenn Dikmen als bekennender Tscherkesse loslegt und tausendundeine Story über Jugendsünden mit Deutschlehrerinnen und Schafen, Lebenstipps von Onkel Yilmas und Ulmer Krankenhauserfahrungen entspinnt. Unter der satirischen Lupe des gelernten Deutschen passieren 30 Jahre bundesrepublikanischer Geschichte Revue. Dikmen arbeitet- von Regisseur Wolfgang Marschall zu Bestform geführt- mit einem märchenhaften Duktus, der Abstruses wie Echt Kölnisch Wasser, Kehrwoche, Kopftuchzwang von Multikulti-Lehrerinnen und Sex-Stress in den Siebzigern zu genau dem Konglomerat zusammenfügt, die so typisch für unseren Patchworkalltag sind. Großes Welttheater für Kopf und Bauch!

    Nur wenige Kabarettisten können der Versuchung widerstehen beim Einsetzen einer gewissen TV-Prominenz auch auf der Bühne nurmehr Häppchen-Kost im Comedy-Format abzuliefern. Ganz anders Anka Zink. In „Zink of me“ präsentiert sich die “Lady” des Kabaretts endgültig als Grand Dame, die den Programmsubtitel “Warum es richtig ist, das Falsche zu tun” pointenreich illustriert. Den Blick scheinbar auf die Frauen-Froschperspektive verkürzend („Die Höhe deiner Absätze sollte davon abhängen, von wem du an diesem Abend geküsst werden willst“), wird immer wieder in die Tiefe des Bedeutungsraumes gezoomt, wenn es beispielsweise um die Haltbarkeit des Menschen im Vergleich zu Lebensmittel geht: „Diese Nüsschen leben noch, wenn du schon lange tot bist!“. Ob die Aufbewahrung von tiefgefrorenen toten Hamstern im Frauenhandtaschen so gut ist, lassen wir mal außen vor. Aktive Lebenshilfe ist natürlich „all-inclusiv“, wenn aus der Politik zwei alltagstaugliche Basis-Maxime herausdestilliert werden: „Da ist jemand anderer schuld, und- Davon habe ich nichts gewusst!“ Als Surplus das fabelhafte Improvisationstalent der Zink im Umgang mit dem Publikum, das in unserem Fall in der KÄS in Frankfurt vom Klingelhandy bis zum Dazwischen- und Mitreden nichts ausließ. Unser Prädikat: Zinkologisches Spitzenkabarett!

    Hier gibt es war zu entdecken: Martin Reinl. Auszusehen wie Timmy aus Lassy in der Spätpupertät und vor allem mit Puppen für den WDR zu arbeiten sind natürlich Hardcore-Vorgaben. Wer auf die Website www.mreinl.de geht findet da eine typisch „lustige“ Seite mit Fotos von Puppe Traudl, Biolek und Martin halten ein ungekochtes Huhn in einen Topf, Martin mit bloßem Oberkörper und Engelsflügelchen  und Programmtitel wie „Konrad das Comedy-Kondom“. Der Kölner Stadtanzeiger befand: „Scharf wir frisch geriebener Pfeffer, delekat wie ein Butterhörnchen und spritzig wie Prosecco!“ Und das ist richtig, denn Reinl ist eine leckere Angelegenheit! Bei seinem Auftritt in der Brentano-Scheune (Rheingau) im Rahmen des Duo-Abends „nimm 2“ zusammen mit Stephan Denzer warf sich das Publikum vor lachen weg bei einem Pointenfeuerwerk zu Themen wie Kollegenschelte, Mutti-Geschichten, Filmparodien und etlichen Spontantexten. Die bunte Mischung kommt in der kraftvollen Präsentation satt über die Rampe. Ein spezifisches Reinl-Thema ist noch nicht zu erkennen. Quo vadis, Reinl?!!

     

    Redaktion: Kathrin Schwedler

    2003-06-15 | Nr. 39 | Weitere Artikel von: Kathrin Schwedler





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