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  • Themen-Fokus :: Clown | Mime

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    Wissenschaft Humor

    Als Clown, Comedian, Pantomime, Komiker oder Impro-Spieler fragt man sich, ob ein neuer Gag beim Publikum ankommen wird. Oder warum er an einem Abend „landet“, am anderen aber nicht.

    Ist das alles eine reine Sache der Erfahrung?

    Natürlich: Als Komiker sollte man lernen, wie man Gags setzt, egal, ob improvisiert oder vom Textbuch vorgegeben. Man sollte fühlen, was das Publikum braucht.

    Ist Humor also ein Gefühl? Oder gibt es Techniken und Regeln, mit denen man sich Humor erarbeiten kann?

    Ja. Es gibt sie. Es gibt Rezepte, mit denen man Gags konstruieren kann. Was sehr interessant ist für all jene, die komische Nummern und Stücke kreieren oder ihre Nummern um komische Momente bereichern wollen.

    Aber wo holt man sich dieses recht theoretische Wissen her?

    Es gibt die Lach-Wissenschaft, genannt Gelotologie, welche sich mit den körperlichen und psychischen Auswirkungen des Lachens beschäftigt.

    Interessant für die Clowns unter uns mag folgendes Zitat von Wikipedia sein:

    Clownschule Uli TammDie Forschungsergebnisse der Gelotologie haben zur Einrichtung der sogenannten „Clown-Doktoren“ geführt. Dabei handelt es sich um Spaßmacher, die sich bei den Ärzten nach dem Befinden der Patienten erkundigen und diese – nach Absprache mit den Medizinern – gezielt aufheitern, sich ihre Probleme und Sorgen anhören. Ziel der Clowns ist die Lockerung der oft tristen Klinik-Atmosphäre. Sie möchten die Patienten zum Lachen bringen und so zu ihrer schnelleren Genesung beitragen. Clown-Doktoren gibt es inzwischen weltweit, vor allem in den USA und Europa.“

    Für die Belange der Kliniken – Clowns im Speziellen und Förderung des Humors im Allgemeinen – existiert ein gemeinnütziger, internationaler Verein namens Humorcare „zur wissenschaftlich fundierten Anwendung von Humor in klinischen, psychosozialen, pädagogischen und beratenden Berufen“. Die Website des Vereins (www.humorcare.com) bietet viele Informationen für Humorschaffende.

    Es gibt aktuelle Neuigkeiten zum Thema, Buchempfehlungen, wie z. B. Alfred Kirchmayr: „Witz und Humor – Vitamine einer erotischen Kultur“. Oder einen Link zu „Clowns on the Road. Mit dem Clownmobil durch Südamerika“ unter www.clown-projekt.com. Und natürlich auch Seminare für praktisch angewandten Humor.

    Eine weitere Möglichkeit, sich den Mysterien des Lachen-Machens zu nähern, bietet Mr. Bean höchstpersönlich. Ein nicht mehr ganz neuer, aber ungemindert gültiger Vortrag zum Thema visuelle Komik und deren Techniken ist auf VHS erhältlich und gibt amüsant und anschaulich Basiswissen des Humor-Gewerbes preis. In „Visual Comedy“ zeigt Rowan Atkinson, wie man Menschen zum Lachen bringt. Wie setzt man die unterschiedlichen Körperteile ein, um komisch zu wirken? Welche Techniken regen den Zuschauer zum Lachen an? Atkinson führt mit akademischer Gründlichkeit in verschiedenen Kapiteln vor, welche Kleidung ein physischer Komiker tragen muss, wie man verschiedene Körperteile und Objekte für komische Effekte einsetzen kann. Im Kapitel „Slapstick und Gewalt“ zeigt er die Wirkung übertriebener Brutalität und die Art und Weise, wie klassische Slapstickstandards gut oder schlecht eingesetzt werden können. In „Magie und Surrealismus“ werden die Tricks, Techniken und Illusionseffekte der Filmkomik behandelt, in „Imitation und Parodie“ wird erläutert, wie Personen und Institutionen zu Witzfiguren werden. „Pantomine und Körpersprache“ schließlich zeigt, wie ein komischer Charakter mit dem Körper kreiert wird.

    Seine urkomischen Demonstrationen würzt Rowan Atkinson mit lustigen Eskapaden seiner Komiker-Kollegen Laurel und Hardy, Buster Keaton, Harry Langdon, Charlie Chaplin und anderer Meistern dieses Genres. (Visual Comedy – A Lecture by Rowan Atkinson, Großbritannien 1992, Regie: David Hinton, Buch: David Hinton, Rowan Atkinson, Robin Driscoll)

     

    Wer tiefere Einblicke in jene Techniken bekommen und die Komik nicht nur vom visuellen Standpunkt aus betrachten möchte, dem sei ein Comedy-Seminar angeraten. Die Freie Film Akademie in Berlin (www.filmakademie-berlin.de) hat einen Bildungszweig namens „Comedy Akademie“ ins Leben gerufen. Der Dozent Christian Eisler ist Autor für Harald Schmidt, Kaya Yanar und andere TV-Comediens. Er hält im 2-tägigen Kurs „Comedy 1 / Theorie“ einen Vortrag zum Thema „Comedy-Schreibhandwerk“. Inhalte sind u. a.: Was ist Humor?; Comedy und Adressat; die komische Figur; 12 Comedy Tools (wie z. B. unangemessene Reaktion, Übertreibung, Dominoeffekt); Konstruktion von Onelinern ( interessant für Stand-up); Sketch; Sitcom etc.

    Das Wissen wird sehr konzentriert und fachkundig vorgetragen. Man erhält eine gute Übersicht. Das Beste ist die Möglichkeit, Fragen zur Theorie stellen zu können, für praktisch Humorschaffende ist das sehr lehrreich. Teilnehmer sind u. a. Werbeleute, Regisseure, Redakteure. Im Kurs „Comedy 2 / Praxis“ gibt es Übungen und Anleitungen zum Selberschreiben. Empfehlenswert, mit 199 Euro Kosten pro Kurs leider nicht eben günstig.

    Für solche, die es vorziehen, zuhause in Ruhe zu studieren, ist folgendes Buch zu empfehlen: John Vorhaus, „ Handwerk Humor“ ist ein Arbeitsbuch mit vielen Übungen. Inhalte sind, ähnlich wie im Comedy-Kurs, komische Figuren, Comedy Tools etc. Geeignet, sich ein Grund- und Praxis-Wissen zum Comedy-Schreiben anzulegen.

    Wer darauf aus ist, sein eigenes Stand-up- Programm zu schreiben und seine Nummern aufzuputschen oder witziger zu machen, dem sei folgendes Buch ans Herz gelegt: Judy Carter, „Stand Up Comedy“, leider nur in englischer Sprache erhältlich. Auf sehr angenehme Art führt Mrs. Carter an das Stand-up-Schreiben heran. Das Buch ist voller Übungen und man hat damit tatsächlich die Chance, ein kleines Stand-up zu kreieren.

    Zu guter Letzt bleibt noch der Einzelunterricht beim geeigneten Regisseur, wie Detlef Winterberg für die visuelle oder Karl Heinz Helmschroth für die sprachgewaltige Komik.

    Da dürften keine Fragen offenbleiben.

    Redaktion: Kassandra Knebel

    AdNr:1007

     

    2007-03-15 | Nr. 54 | Weitere Artikel von: Kassandra Knebel





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