Aus der gesamten Republik reisten sie wieder an, um sich in Stadtteilkulturzentren sowie zum Finale erstmals in Schmidts Tivoli von ihrer witzigsten Seite zu zeigen: Auch die fünfte Verleihung des Hamburger Comedy Pokals (Ergebnis siehe unter „Preise“) lockte einmal mehr reichlich Newcomer. Doch auch die Elbmetropole selbst nährt vielversprechende Talente, der sich in zum Teil ebenfalls neuen Lokalitäten präsentieren. In lockerer Folge wollen wir einige von ihnen vorstellen – junge Künstler und junge Bühnen.
Im ersten Stock eines Bürogebäudes im Gewerbe-Stadtteil Bahrenfeld hat sich die bahrena etabliert. Das neue Bürger- und Veranstaltungszentrum schließt damit eine Lücke in Hamburgs Westen. Regelmäßig freitags findet hier Kleinkunst statt: So laden zwei bereits preisgekrönte Ladies, Lotta & Geli, einmal pro Monat zur „Multikultishow“ – nicht nur mit Comedy und Kabarett, sondern auch mit (nach Trottoir-Stichprobe gut ausgewähltem) Nachwuchs aus Artistik (Lucy Lou), Musik (Songwriter Meike Schrader, A-cappella-Quintett Voicebusters, Pop-Band m.a.g.) und vielem mehr. Die beiden moderierenden sexy Damen sind ausgebildete Sängerinnen und amüsieren ihr oft großes Publikum mit frechen eigenen Texten zu bekannten Melodien.
„Wir ironisieren Frauenrollen und machen öffentlich, was Freundinnen sich sonst nur hinter vorgehaltener Hand erzählen“, sagt Vamp „Lotta“ Yvonne Kaufner (28). Mit Girlie „Geli“ Johanna Hans (26) wird sie mittlerweile bundesweit gebucht, ihr erstes Abendprogramm zeigen die beiden auch in der bahrena. An anderen Freitagen öffnet hier die Theatergruppe Steife Brise ihr „Improlabor“. Comedian Gunther Marks wiederum präsentiert eigene Nummern wie sein beliebtes drittes Solo „Nerz für’s Volk“ ausnahmsweise an „Marks’ Mittwoch“.
Die Eichel ist ein dreifaltiges Geschöpf: eine spießige, wienerische Kunstfigur in weißem Anzug und mit weißen Haaren („Das Leben des Herrn Eichel“), ferner ein Comedy-Kracher, der jeden Mittwoch höchstpersönlich mit seiner Show an Mallorcas Ballermann biertrinkende Urlauber zum Brüllen bringt, sowie die Reporter-Eichel, die schon mal ganz seriös Robbie Williams interviewt. Alles zusammen macht Stefan Scheichel, 1979 geborener Tiroler und Ex-Mitglied der österreichischen Ski-Nationalmannschaft. Jetzt startet (Sch-)Eichel, der seit gut einem Jahr an der Elbe lebt, noch gezielter zum Angriff auf die Lachmuskeln.
„2007 will ich mich nur auf Stand-up-Comedy konzentrieren,“ erzählte der frühere Radiomoderator sowie Animateur und Conférencier in Clubs zwischen Argentinien und Zypern. Seine bunt gemischte „absolut Eichel Show“ mit Gästen wie Nandini Mitra, Christoph Brüske, Vincent Kliesch und Fatma Express läuft bereits seit Oktober an jedem letzten Freitag im Monat im cool-angesagten Café imood – in Altona, unweit der bahrena. (Hier wird übrigens ansonsten der Mittwoch als Comedy-Tag etabliert.) Mut machten Scheichel nicht nur die vielen Besucher, sondern auch sein Mentor, der Karnevalist, Kabarettist und Comedy-Star („7 Tage, 7 Köpfe“) Bernd Stelter, der ihn einst an der Comedy Academy in Köln unterrichtet hatte. Bis zum hoffentlich großen Durchbruch betätigt sich die umtriebige Eichel noch mit sporadischen Auftritten, wie etwa in der Klara-Koch-Show.
Bei so viel Jugendfrische vergesse man aber auch die alten Hasen nicht. Zwei von ihnen, die hoch geschätzten Männergestalten („Voll vermessen“), haben sich bis auf Weiteres getrennt. Nach sieben Jahren als Duo mit originellem Mix aus Männerkabarett, Puppenspiel und Gesang will Jens Heidtmann zunächst als Solist weitermachen. Und Detlef Wutschik schloss sich mit dem Hannoveraner Matthias Brodowy für eine neue Puppen-, Menschen- und Musikshow („Bert Engel sagt tschüß“) zusammen.
Keine sieben Jahre existierte das Kehrwieder-Varieté als Spielstätte, mit eigenen, sechswöchig wechselnden Programmen: Nach nur 15 Monaten schloss der Musical-Konzern Stage Entertainment diesen Betrieb und stellt die modernen Räume im alten Hafenspeicher nun als Mietbühne und Event-Location zur Verfügung. Dass die Auslastung des 320-Plätze-Hauses den Erwartungen nicht entsprochen hätte, bestätigte eine Sprecherin nicht. Vielmehr wolle sich die Stage Entertainment auf ihre Musical-Kompetenz zurückziehen. Und so gab der Lizenznehmer denn auch den Quatsch Comedy Club im für 200.000 Euro umgebauten Reeperbahn-Café Keese nach rund einem Jahr ab, an Thomas Hermanns (Berlin) und sein „Serious Fun“-Unternehmen – bisher hatte der Entertainer nur das Programm zusammengestellt. „Die Partnerschaft soll aber nicht ganz beendet werden,“ hieß es dazu. Hermanns sagte, für die Zuschauer bliebe alles beim Alten. Auch strebe er eine QCC-Expansion in weitere Großstädte an.
Redaktion: Ulrike Cordes
GoldbekHaus
30.03.: Matthias Egersdörfer, Gewinner 5. Hamburger Comedy Pokal: „Falten und Kleben“,
bahnrena
30.03.: Lutz v. Rosenberg-Lipinsky: „Der letzte Mann“
Alma Hoppes Lustspielhaus
bis 31.03.: Kabarett-Fest, u. a. mit Reiner Kröhnert und Duo Alma Hoppe,
03. - 07.04.: German-Impro-Open, Theatersport-Festival
10.04.: D. Wutschik und M. Brodowy, Premiere: „Bert Engel sagt tschüß“
02.05. Duo Alma Hoppe, Premiere: „Im Dickicht der Dummheit“,
2007-03-15 | Nr. 54 | Weitere Artikel von: Ulrike Cordes