„Alles irrsinnig komisch“ lautete der Titel des ersten Programms des Berliner Kabaretts Die Stachelschweine, das Ende Oktober 1949 in einem Jazzlokal namens „Badewanne“ startete. Der heiße Krieg war kaum vorbei, die Trümmer noch allgegenwärtig, der kalte Krieg nahm an Schärfe zu und die deutsche Spaltung vollzog sich gerade – genug Stoff also für zeitkritisches Kabarett. Es waren junge Schauspieler, die zuerst nur zwei- bis dreimal die Woche während der Tanzpausen spielten, und die auf Anhieb mit ihren Sketchen Erfolg beim Publikum hatten. Die Spielorte wechselten, die Programme wurden professioneller, Eintrittsgelder und Gagen kamen dazu und schon Mitte der fünfziger Jahre wurde aus dem Kollektiv die erste Kabarett-GmbH in Deutschland. Mit Wolfgang Gruner, Jo Herbst, Achim Strietzel, Günter Pfitzmann, Inge Wolffberg, Edith Hancke, Ingrid van Bergen, Beate Hasenau und vielen anderen Mitwirkenden gelang es der Gruppe, bundesweit zu einem der bekanntesten Kabaretts aufzusteigen. Seit 1965 haben sie im Europa-Center ihr festes Quartier. Götz Kronburger erzählt die Geschichte der Stachelschweine auf acht CDs, ergänzt um Gespräche mit dem Gründungsmitglied und langjährigen Leiter Rolf Ulrich und mit vielen Ausschnitten aus alten Programmen angereichert. Dazu gibt es ein aufwendiges Begleitbuch mit reichlich Text- und vor allem Bildmaterial. Eine außergewöhnliche Würdigung! Die Stachelschweine – Berliner Literarisches Kabarett (Bear Family BCD 16066 HD / ISBN-13: 978-3899162509; 8-CD-Box mit Begleitbuch (96 S.), LP-Format) Szenenwechsel: „Kuschelig-bissige Songpoesie“ verspricht Klaus-André Eickhoff auf der neuen CD „Schafspelz“ (cap!music, CD-Nr. 07008). Da kokettiert der Wortakrobat mit der eigenen Schüchternheit, um sie dann zur Erfolg versprechenden Masche umzumünzen. Mal angriffslustig („Land in Not“, „Ein X für ein U“), mal nachdenklich („Sommerregen“, „Feines Gift“), mal ganz still und anrührend („Frag mich nicht“, „Sehr viel mehr Fragen“). Mit dabei: Werner Hucks (Gitarre), Ralf Gustke (Schlagzeug, Percussion), Luca Genta (Bass, Flöten), Torsten Harder (Cello, Arrangements), Manfred Grabolle (Akkordeon). – Mit sprachlichem Feingefühl und Sinn für eine ausgeklügelte Dramaturgie hat Claus von Wagner eine eigenständige Form von Kabarett-Theater entwickelt. Messerscharfe Politsatire und die sensible Ernsthaftigkeit einer gut erzählten Geschichte begegnen sich auf Augenhöhe. Claus von Wagner gehört zu den größten Kabaretttalenten in Deutschland. Dies wird auf seiner neuen CD Im Feld (WortArt / Random House Audio / SPV - ISBN: 978-3-86604-489-5) bestätigt. – Keine Bestätigung mehr braucht Piet Klocke, der auf seiner CD Puffy Egborn II oder Scheitern als Weg (KEIN & ABER Records) seine Paraderolle des verdrehten Professors intoniert. Klocke untermalt darin musikalisch seine Formulierungsnot. So zeigt sich ein Potpourri verschiedener Musikrichtungen und Themen; Von Hip-Hop über Techno und klassische Klavierstücke, vom Blues „Zufriedigung“, einer zeitlosen Ode an die Lebensfreude, bis hin zur Ballade an den Weltschwund in „Das Leben als Mann“. Klocke, wie man ihn bisher nicht kannte!
2007-03-15 | Nr. 54 |