Aus Erfahrung gut – auf den Mann mit Menjou-Bärtchen und Pomade im Haar zu Karoweste und Breeches trifft das allemal zu: Robert Kreis, seit mehr als einem Vierteljahrhundert eleganter Verweser der exzentrischen Unterhaltungskultur der 20er-Jahre, betörte bei der Uraufführung seines Erotik-Programms „Das frivole Grammophon“ seine Gäste auf dem Kleinkunst-Kahn „Das Schiff“. Süffisant und selbstironisch, dabei souverän und punktgenau jonglierte der holländische Kabarettist und Chansonnier mit den von ihm gemeinsam mit Ton van Londen zusammengestellten Texten und Liedern. Dazu begleitete sich Kreis wie gewohnt auf dem Piano. Es war ein Vergnügen, dem Erbe einer Zeit zu lauschen, die Seitensprung und „Homophilie“ kannte, aber im Gegensatz zu heute die Tatbestände nicht platt direkt, sondern verhüllt und damit umso delikater formulierte – statt von „Ehebruch“ wurde lieber vom „Mieder mit den Spatzen“ gesungen. Schön auch, dass Kreis viele weniger bekannte Schlager, Werbesprüche, Aufklärungsschriften und Gedichte in die Gegenwart holte.
Redaktion: Ulrike Cordes