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    Von „Afrika! Afrika!“ bis „Circus auf dem Eis“

    Vom 29. Juni bis 2. September war in Berlin, unmittelbar am neuen Hauptbahnhof, die von André Heller inszenierte und von Matthias Hoffmann produzierte Show „Afrika! Afrika!“ zu erleben. Nun hat Heller ja ein Gespür für Außergewöhnliches, erinnert sei an seine Varietéproduktion „Flic Flac“, die „Entdeckung“ der chinesischen Akrobatik für Europa mit den „Begnadeten Körpern“ oder die Vorstellung der Kultur der Sinti und Roma mit „Magneten“. So durfte man auf diese neue Show durchaus gespannt sein, wenn auch ein wenig Skepsis blieb, ob nicht zu viel Folklore dominieren würde. Aber die Überraschung steigerte sich von Darbietung zu Darbietung: es gab echte gute und sehr gute Akrobatik, die vom Choreografen Georges Momboye, der von der Elfenbeinküste kommt und in Paris lebt, geschickt mit folkloristischen Tanzszenen, kleinen Einlagen und Übergängen verbunden wurde.

    Natürlich kommen die 110 Künstler nicht alle direkt aus Afrika, einige waren auch schon in europäischen und US-Shows zu sehen, wie etwa die King-Charles-Truppe bei Ringling, aber das ist nicht das entscheidende Kriterium. Zu den besten akrobatischen Darbietungen gehört sicher „Huit Huit“, Klischnigg von Makaya Dimbelolo, der dieses nur noch selten zu sehende Genre mit unglaublichen Verbiegungen vertritt und auch bei den schwierigsten Tricks sein sympathisches Lächeln behält. Das Gegenstück dazu, Kautschuk, zeigt Nokulunga Buthelezi in einer ebenfalls trickreichen Arbeit. Jean-Claude Belmat an den Strapaten präsentiert sich im internationalen Varietéstil mit kraftvollen Schwüngen, dabei interessante Kombinationen der Haltetechnik an den Strapaten. Das historische Genre der Jonglerie mit einer Art Dreizack zeigten Mohamed Ed Nomby und Ehad Wasfy, bis zu acht Bälle zum Boden jongliert Abdurazak Reshid. Zwei Damen des Ensembles drehen in ihrer Antipodenarbeit Tische und Feuerstangen. Die King-Charles-Truppe gehört zu den weiteren Highlights des Programms, ihr Basketballspiel auf Einrädern ist eine perfekte Darbietungsinszenierung, die auch exzentrische Einfälle nicht auslässt. Zu einem Publikumsliebling des Abends wird der „Waterman“ Dickson Oppong aus Ghana, der sieben große Schalen an seinem Körper kreisen lässt und unentwegt und unerschöpflich Wasser spuckt. Zwanzig Akrobaten, zehn in folkloristischen und zehn in modernen Kostümen – eine gelungene Kombination – bauen große und 5-Mann-hohe Pyramiden, sie sind im Programm auch als Akrobaten an vier Masten und als Springer zu erleben.

    Leben bekommt die Show aber vor allem durch die Choreografie, die beim Opening mit geballter Kraft aus Tanz, Musik und Gesang auf das Publikum einstürmt, es gibt aber auch Szenen mit (leider nur) Tierfiguren zu Musik aus „König der Löwen“. Die folkloristischen Elemente werden immer wieder durch moderne Szenen gebrochen, sodass nie der Eindruck einer „Völkerschau“ entsteht, kommen doch die Akteure aus immerhin 15 afrikanischen Nationen.

    „Afrika! Afrika!“ ist eine Show, die so noch nicht zu erleben war. 400.000 Besucher bis zum Berlin-Gastspiel beweisen, dass das Konzept aufgegangen ist.

    Ein Euro pro verkaufter Karte geht an einen Hilfsfonds zur Unterstützung kultureller Projekte in Afrika.

    Ab 14.9. ist die Show in Düsseldorf zu sehen, dann folgen Wien und Stuttgart, nach Auskunft von Matthias Hoffmann sind im Jahr 2007 auch Gastspiele in Zürich, Amsterdam und London geplant.

     

    Circus auf dem Eis ...

    ... in seiner Mischung aus Eislauf, Artistik und Revue gehört sicher zu den interessantesten Programmformen, auch wenn dafür im Reisegeschäft ein hoher technischer Aufwand erforderlich ist. Erinnert sei daran, dass Circus Aeros bereits Mitte der 50er-Jahre eine Kombination aus Eisrevue und Circus zeigte. 1964 hatte in der Sowjetunion der von A. G. Arnold kreierte „Circus auf dem Eis“ Premiere, der danach in zahlreichen Ländern gastierte.

    Die Stuttgarter „agenda production“ reist seit längerem mit einem Programm „Moscow Circus on Ice“ und kam damit vom 12. bis 23. Juli in den Berliner Friedrichstadtpalast.

    Die rund 25 Akteure sind in mehreren Darbietungen zu sehen, da besonders auf Gruppenbilder Wert gelegt wird. Nach dem Auftakt, bei dem „Kalinka“ nicht fehlen darf, gibt es eine Stangenwurfdarbietung, die ihre Schwierigkeit aus den Sprüngen mit Schlittschuhen bezieht, allerdings vorwiegend Akrobatik an den Stangen zeigt. Die Keulenjonglerie mit sieben Personen in Charleston-Kostümen hatte leider am Premierenabend viel Pech bei ihren Würfen.

    Sehr gut choreografiert und mit hoher Showwirkung war die Balance von ebenfalls sieben Personen mit geometrischen Figuren: Kugeln, Würfeln, Pyramiden. Überzeugend auch die Rhönradarbeit. In der Luft werden eine eher durchschnittliche Arbeit am Vertikalseil und Balancen am Luftring präsentiert, kombiniert mit Laufarbeit auf der Eisfläche. Attraktiv die in der Art von Rollschuhakrobatik arbeitenden Artisten, die auf Kufen u. a. mit vier Partnerinnen Genickhangwirbel zeigten. Ein großes Bild ebenfalls mit bis zu zehn Personen eine Rad-Revue auf dem Eis: Einräder, Hocheinrad, Normalrad und Motorräder in einer durchgängigen Choreografie. Weiterhin im Programm sind Sprünge vom Minitrampolin, ein Diabolo-Duo, Hula-Hoop und drei auf Stelzen laufende Tänzerinnen. Schlusspunkt des Programms war eine sehr temporeiche und mit schönen Sprüngen gearbeitete Sprungseildarbietung.

    Für Spaß sorgt eine Eisclownerie mit netten Einfällen, etwa dem nach dem Motto des „Hier ist das Spielen verboten“ stattfindenden Mützenwechsel.

    Dazu kommen große Ballettbilder wie etwa der Frauentanz „Gzhel“, russische Folklore darf in solch einem Programm selbstverständlich nicht fehlen. Die Kostüme sind zum Teil folkloristisch, zum Teil verspielt nostalgisch, aber auch modern, sehr farbig und ergeben mit den Lichteffekten schöne Bildern.

    Insgesamt ist der „Circus on Ice“ eine gelungene Kombination aus Eislauf und Artistik, die so in einer „herkömmlichen“ Eisrevue nicht zu erleben ist.

     

    Ab 28. August beginnt der Cirque du Soleil seine Europa-Tournee von „Dralion“ in Berlin, und für Roncallis WeihnachtsCircus im Tempodrom vom 15.12. bis 7.1.07 läuft bereits der Kartenvorverkauf.

     

    Redaktion:D. Winkler

    2006-09-15 | Nr. 52 | Weitere Artikel von: D. Winkler





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