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    Klopfzeichen aus der Anstalt

    Irgendwie ist er Comedy – obwohl er nie als Entertainer auf einer Bühne gestanden hat. Dafür verfasste Mirko Bott einschlägige Stücke wie den 2005 im Polittbüro mit Emmi & Herrn Willnowsky uraufgeführten Historienkracher „Bei Emmy Göring zum Tee“. Als Journalist schrieb er unter anderem für die Hamburger Morgenpost über die Szene.

    Doch seit anderthalb Jahren ist er vielleicht erst richtig in seinem Element: Seither leitet Bott die Abteilung „Programm, Pressearbeit und PR“ bei Schmidt und Schmidt’s Tivoli. „Modernes Volkstheater für Kopf, Herz und Bauch, lautet unser Anspruch“, berichtet der agile 34-Jährige beim Trottoir-Gespräch im hauseigenen Restaurant „Dips’n’Stix“. „Inhaltlich sind wir nicht strikt festgelegt – wenn etwas tolle Unterhaltung ist, schlage ich zu.“

    Betreuung von Schmidt-Matadoren wie Kay Ray und Emmi & Herr Willnowsky, Entdeckung von Newcomern aus Comedy, Varieté, Showband und Chanson sowie Planung großer Musicalproduktionen („Heiße Ecke“ lief bereits mehr 600 Mal) gehören zu Botts Aufgaben. Dafür wirkt der Gedanken sprühende geborene Essener mental und biografisch gut gerüstet: Nachdem ihn als Schüler heftigst der Theater- und Opernvirus gepackt hatte, studierte er in Bochum entsprechende Fächer. Zugleich gastierte Bott als Regieassistent und Opern- und Operettenregisseur („Ich liebe Operette und Wagner“) an Stadttheatern und auf Festivals.

    „Frust mit dem verbeamteten Stadttheater-System“ und Liebe zum Entertainment („Inszenierungen dürfen mich nicht stören“) führten den Umtriebigen, der bis vor kurzem auch kulturpolitischer Sprecher der Hamburger FDP war, an die beiden Häuser am Spielbudenplatz mit ihren 420 und 620 Plätzen.

    „Einmal geballt zu präsentieren, was wir unterhaltungstechnisch so auf der Pfanne haben“: Dieser Gedanke stand, so Bott, Pate bei „SchmidtCom!“, dem ersten Comedy-Festival in der mit zwei regelmäßigen Kabarettfesten gesegneten Hansestadt. 90 Künstler in 28 Produktionen, darunter 15 Hamburg-Premieren, frozzelten von Anfang Mai bis Mitte Juni auf dem Kiez. Bekannte und Unbekannte waren dabei, Star Ingo Appelt genauso wie Geheimtipps à la The Pops mit ihrer hinreißend skurrilen „Popolski-Show“, die die Musikgeschichte neu schreibt.

    Als Hamburg-verbundene Künstler partizipierten, neben Kay Ray und Emmi & Herr Willnowsky (in ihrer umjubelten, aufgefrischten Oscar-Wilde-Parodie „Emmi – die Salomé vom Spielbudenplatz“, Regie: Thomas Hermanns), Käthe Lachmann, Bo Doerek, Konrad Stöckel, die Impro-Gruppe Hidden Shakespeare, Pianist David Harrington sowie Kristian Bader als „Caveman“.

    Insgesamt kamen rund 25.000 Besucher, wobei nicht immer die größten Namen die meisten Menschen anzogen. Publikumsknüller waren etwa The Pops, Olaf Schubert und Thomas Nicolai – allesamt relative Newcomer. „Nicht die reinen Stand-up-Comedians machten am meisten Furore, sondern oft die, die sich ein bisschen Figur, ein besonders originelles Konzept ausgedacht hatten“, analysiert Programm-Macher Bott. Sein Fazit: „Nächstes Jahr im Herbst gibt es wieder SchmidtCom!“

    Derweil war man im Eppendorfer Alma Hoppes Lustspielhaus auch nicht faul. Nach dem Kabarett-Fest im März zum 12. Bühnengeburtstag präsentierte sich das Hausherren-Duo Alma Hoppe erstmals als „Glücksforscher“. Außerdem gaben sich noch andere Kollegen die Premieren-Ehre: Satire-Urgestein Hans Scheibner, der im August 70 geworden ist, zog Zwischenbilanz mit „Aber hallo! Das Beste aus 40 Jahren“. Mit seiner Mischung aus Spottliedern (am Flügel: Berry Sarluis), kritischer Lyrik und Beziehungsgeschichten amüsierte er sein Publikum auf bewährte Weise. Bemerkenswert: wie sehr auch ältere Scheibner-Texte – neben manch oberflächlich Witzigem –den Nerv der neuen Zeit treffen. „Klopfzeichen“ aus der Anstalt etwa gehören in diese hintersinnige Kategorie.

    Einen Abend von ganz eigenem Charme bot Emmanuel Peterfalvi alias Alfons, der französische Reporter-Trottel mit dem Puschel-Mikrofon: Unter dem Titel „Die Rückkehr der Kampfgiraffen“ zeigte er, musikalisch unterstützt von Natalie, per Leinwand seine beliebt-berüchtigten Fernsehumfragen („extra 3“) auf Wochenmärkten und Einkaufsstraßen („Wenn man zwei Arbeitslose kreuzt – wird das Kind dann faul?“ – „Ja, es hätte keine Chance.“) Echte menschliche Rührung kam immer dann auf, wenn der Franzose den Lebenserinnerungen eines 90-jährigen Rentners lauschte. Resümee: Komisch und melancholisch zugleich, profiliert sich Alfons zusehends als echter moderner Clown.

    Aus gegebenem Anlass hatte es sich „Alma Hoppe“-Chef Nils Loenicker nicht nehmen lassen, zum einwöchigen „Satire-Fest zur Fußball-WM“ mit Großbildleinwand zu laden: H. G. Butzko („... macht Party“), Der ObeL („Auf Asche“), die Impro-Gruppe Hidden Shakespeare sowie Jens Neutag & Martin Maier-Bode („Doppelpass“) gehörten zur Mannschaft, die aufgrund des Biergartenwetters leider nicht die Zuschauerzahlen bekam, die sie verdient gehabt hätte. „Der letzte Mann“ nannte dabei der Hamburger Lutz von Rosenberg-Lipinsky sein Programm „über Frauen und Fußball“, das er zuvor im neuen Kehrwieder-Varieté vorgestellt hatte: Die Show dauerte 90 Minuten, nach der Show war vor der Show, und die Show war rund.

    Redaktion: Ulrike Cordes

     

     

    Termine

    Polittbüro  

    01.10. Global Kryner – das besondere Konzert

     

    St. Pauli-Theater

    02.10. Georg Ringsgwandl, „Der schärfste Gang“

     

    Alma Hoppes Lustspielhaus

    03.-07.10. LaLeLu, „Nimm mich! – Die Hochzeitsshow“

     

    St. Pauli-Theater

    20.11. Finale „Jugend kulturell“ Förderpreis 2006 der

    HypoVereinsbank, Sparte Kabarett

     

    Varieté-Musik-Theater Kehrwieder

    bis 05.11. "China Express"

    Moderation: Jan Mattheis

    08.11.-07.01.06 "Magic Moments",

    Moderation: Topas

    2006-09-15 | Nr. 52 | Weitere Artikel von: Ulrike Cordes





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