Kann man's glauben? Da tourt ein Künstlerehepaar seit über 25 Jahren mehrere Monate pro Jahr mit Zelt und Wagen durch die deutschsprachige Schweiz und spielt Puppentheater. Bei Kälte und Regen, bei Hitze und Sturm, die beiden sind von Mai bis Oktober mit drei bis vier Stücken im Programm unterwegs. Christoph und Silvia Bosshard-Zimmermann gründeten in den späten 70ger Jahren ihre Tokkel-Bühne und seitdem sind sie Stückeschreiber, Puppenbauer, Bühnenbildner, Regisseure, Schauspieler, Bühnenarbeiter und Manager in einem. Die beiden haben sich am Städtebundtheater Biel-Solothurn kennengelernt. Silvia Bosshard-Zimmermann arbeitete dort in verschiedenen Funktionen u.a. als Regieassistentin und Requisiteurin und Christoph Bosshard war Dekorateur und Bühnenbildner. Sie beschließen gemeinsam das Puppentheater der normalen Bühnenarbeit vorzuziehen: " Puppentheater ist klein und überschaubar, man kann alles selber machen: die Figuren, das Bühnenbild, die Geschichten. Es ist selbst bestimmt, untersteht keiner Hierarchie und ist nicht abhängig von einem großen Theaterbetrieb." (Baseler Zeitung 2.8.200). Sie besuchen für mehrere Jahre die Schule für Sprachgestaltung und dramatische Darstellungskunst in Basel, bauen mit Hilfe eines Freundes ein stabiles, tonnenförmiges Zelt und gehen mit einer Mitarbeiterin und ihrer einjährigen Tochter auf die erste Tournee. Seitdem sind 25 Jahre vergangen, die Kinder groß, aber der jährliche Rhythmus ist immer noch der gleiche. Im Winter werden die Stücke vorbereitet und einstudiert, Figuren gefertigt, Tourpläne geschmiedet, eine Mitarbeiterin gesucht, auch mal in festen Häusern gespielt, und im Mai geht dann die Fahrt los. Mit einem Kasperletheater, einem Märchen und einem Erwachsenenstück im Spielplan wird ein breites Publikum angesprochen, jedes Jahr wird ein Stück durch eine Neuinszenierung ersetzt. Sie sind bemüht soziale und politische Anliegen in ihren Stücken kindgerecht umzusetzen. Die Herbstmesse in Basel beendet jeweils die Reisesaison und dann geht es wieder nach Hause, nach Liestal in der Nordschweiz. Weitere Auftritte im Ausland, Workshops z.B. am anthroposophischen Goetheanum in Dornach und Mitarbeit an Projekten ergänzen die künstlerische Tätigkeit der beiden. Eine Bühne wie diese sucht wohl ihresgleichen und das Engagement der Künstler, sowie ihr hübsches Theaterzelt machen einen Besuch unvergeßlich.
Redaktion: Rainer Katlewski
2002-12-15 | Nr. 37 | Weitere Artikel von: Rainer Katlewski