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    Tanzmusik: Ulrich Tukur und seine Rhythmus Boys

    Dass Schlager eigentlich nichts mit dem musikalischen Müll eines Chanson d'Eurovision zu tun hat, ist leider nur noch den wenigsten Menschen bekannt. Um so erfreulicher, dass es Ulrich Tukur und seine musikalischen Begleiter gibt – die »vornehmlich aus optischen Gesichtspunkten zusammengestellt« sind. Im altmodischen Nadelstreifenanzug betritt Ulrich Tukur alleine die Bühne um mit anspruchsvollen Kalauern sein Publikum einzustimmen und einen nach dem anderen seine drei Musiker vorzustellen, die vom nur 1,59 Meter großen Schlagzeuger Kalle Mews (»Kleinster, aber gefährlichster Schlagzeuger des Ruhrgebiets«), dem mit 150ml Haargel gestylten Gitarristen Ulrich Mayer (»Fettigster Gitarrist Baden-Württembergs) bis zum 2,06 Meter Bassmann Günter Märtens schließlich wie die Orgelpfeifen auf der Bühne stehen. Dann beginnt die »Fangopackung der guten Laune«. Mit Liedern aus den Dreißiger und Vierziger Jahren und eigenen Kompositionen loten Tukur und die Band die musikalischen Möglichkeiten des Schlagers aus und stellen eine erstaunliche Lebendigkeit der alten Songs fest. Wie in Tukurs selbstgeschriebenen Stück »Tanzpalast«, worin er den Glanz der ehemaligen Flora in Hamburg besingt, wird eine musikalisch vergangene Zeit heraufbeschworen, die an diesem Abend wie nie vergangen anmutet. »Die Männer sind schon die Liebe wert«. »Mit der letzten Straßenbahn«. »Mein fröhlicher Kakadu«. Wer kennt schon noch diese Lieder? Für brillante Unterhaltung sorgten nicht zuletzt die Tierstimmenimitationen von Mews. Während er Schlagzeug spielt, macht er einen ganzen Urwald nach, brummt wie ein Eisbär, ersetzt ein ganzes Orchester oder schreit und krächzt als vorwitziger Kakadu. Von ebenbürtiger Qualität sind die Stepptanzeinlagen seines Kollegen Märtens am Bass und umwerfend schließlich sein Bauchtanz während des Songs »Skandal im Harem«. Gitarrist Meyer dagegen wirft sich in Hendrix-Pose – und spielt die Gitarre auf dem Rücken beinahe wie der Meister persönlich. Schlager, Chanson, Swing, Walzer, Foxtrott, Rumba – es fehlte eigentlich nur die Tanzfläche und das Pantheon hätte sich an diesem fulminanten Abend in einen Tanzpalast verwandelt.

    Redaktion: Christoph Pierschke

    2002-12-15 | Nr. 37 | Weitere Artikel von: Christoph Pierschke





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