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    Es brummt !

    Rückblick

    Das sechzehnte 3sat-Zelt-Festival wurde auch dieses Jahr wieder zum Publikums-Mekka in Sachen Kleinkunst. Seitdem man sich vom Ballast getrennt hat als Kultursender immer auch innovative Programme anzubieten, brummt der Laden. Elke Frühling- mit allen Wassern gewaschene Kleinkunst- und TV-Fachfrau- und ihr Team schöpften wieder aus dem Vollen und nutzen den Standortvorteil im Schatten des Lerchenbergs aus, um die Szene-Highlights an ihren Kanal zu binden. Internationalität der Künstler ist dabei das Sahnehäubchen, das man in der Fernsehlandschaft nur hier bekommt. Machen wir einfach ein Name-Dropping: Dieter Nuhr, Urban Priol, Evi&Das Tier, Django Asül, Horst Evers, Paul Moroccone&Olé, Maren Kroymann, Georg Schramm, Konstantin Wecker und Aziza Mustafa Zadeh waren mit von der Partie. Auch gut: Die Sendung der Aufzeichnungen wurde diesmal nicht tief in die Nacht verlegt.-

    Einen Start nach Maß legte die neue Leitung des Fresche Keller hin. Dorotheé Arden und Michael Glebocki wirkten schon im Main-Taunus-Kreis als Veranstalter und können jetzt eigenverantwortlich Flagge zeigen. Nicht im Stammhaus der Wetterau-Metropole Ortenberg-City, sondern einen Steinwurf weiter in der romantischen Ruine der Klosterkirche in Konradsdorf-Selters präsentierte man sich mit einem Sommer-Festival. Allein der innen knuffig aufgepeppte Klerikalbau, der momentan Teil eines landwirtschaftlichen Betriebes mit soziokulturellen Untermietern in Ateliers und Nebengebäuden ist, machte Laune. Zwei Termine sorgten für  "Musik in alten Mauern": Die Poesie-Pop-Formation ALEA gastierte mit ihren gefühlvollen wie heiter-ironischen Songs. Neue Wege der Unterhaltungs-Musik bot HISS mit ihren in schwäbisch getexteten Tanzhits. Titel:  "Polka für alle". Die Varieté-Show "Sommergefühle", für die als Künstler und Moderator Monsieur Agon zeichnete, machte ihrem Namen durch zirzensische Sensationen wie sympathische Acts alle Ehre. Vertikalseilartistik vom Feinsten in der Apsis mit Antje Pode, Laternen-Turnen mit Noah und vor allem der Charme von Herrn Niels und seinen Slowmotion-Slapsticknummern sorgten für fulminante Stimmung. Ein ländlich-sittlich in Preis und Angebot gestaltete Catering-Angebot machte die Sache endgültig rund. Ohne den Sponsor "Kultursommer Mittelhessen" wäre diese Form der Entdeckung eines neuen Spielorts allerdings nicht möglich gewesen. Mit den monatlichen Angeboten im Fresche Keller selbst von Irmgard Knef bis Bodo Wartke zeigt die Bühne ebenfalls Linie.

    Die Frankfurter KÄS ist umgezogen. Die Kellerbühne, die im Logenhaus in der Finkenhofstraße die einzige reinrassige Kabarett-Bühne der Stadt war, platzte wahrlich aus den Nähten. Bühnenchef Sinasi Dikmen und sein Leitungsteam fanden in der Naxoshalle unweit vom Theaterzentrum Mousonturm eine neue Bleibe. Mit Gästen wie Bruno Jonas, Henning Venske, Anka Zink, Andreas Giebel oder Reiner Kröhnert wird auch in der neuen Spielstätte vorrangig politisches Kabarett geboten. Natürlich immer wieder on Stage Dikmen selbst mit seinen aktuellen Programmen wie "Du sollst nicht türken" oder "Quo vadis, Türke?!". Neue Adresse: KÄS, Wittelsbacher Allee 29, 60316 Frankfurt a.M., Tel.: 069 55 07 36.

    Als "hausbackene Biederkost" bezeichnete der Kritiker des Wiesbadener Kuriers die Auswahl der Teilnehmer des diesjährigen Bewerbs "Zarah 2002". Das Frankfurter Literaturhaus hat sich ja auf die Fahnen geschrieben das deutschsprachige Chanson zu fördern. Schirmherren und -damen mit klangvollen Namen und der Hessische Rundfunk als Sponsor haben in den vergangenen Jahren eine Niveaulatte vorgegeben, unter denen etliche der jeweils letzten sechs Endausscheider problemlos abtauchten. Diesmal wurde Jörg Kokott (Jahrgang 1955) von der Jury unter der Präsidialleitung von Manfred Maurenbrecher gekürt. Der aus dem Osten stammende Klampfenkünstler ist Verfertiger artiger Allerweltslieder im Stil einer Ach-wir-sind-so-wild-und-romantisch-Ästhetik der siebziger Jahre in der DDR. Verschnarchter geht's nimmer! Da kann auch der Zuschauerpreis nicht helfen, der sich dann an der Restrampe bedienen muss. Es ist wohl eine Mixtur aus Veranstalterversagen und Marktsituation, dass deutscher Songkunst nun mal auch nicht durch Preise auf die Beine zu helfen ist. So wie der "Zarah" abläuft kann man auf diese Veranstaltung verzichten.

    Redaktion: Kathrin Schwedler

    2002-12-15 | Nr. 37 | Weitere Artikel von: Kathrin Schwedler





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