Als Team haben sie die Herzen der deutschen Frensehnation erobert: Das RTL-Samstag-Nacht-Ensemble. Nachem sich ,,Die Doofen" schon länger selbständig gemacht hatten zieht nun auch Stefan Jürgens als Solist durch die Lande (gesehen im Neuen Theater Höchst). Der Schauspieler und Texter ist auf der Bühne im Doppelpack zu haben. Als schusseliger ,,Gottfried" mit Brille und drei linken Händen assistiert er dem Entertainer Jürgens. Das ist Comedy pur, immer bereit unter die Gürtellinie zu gehen und keinen Kalauer zu verschmähen. Brilliant dagegen aktuelle Sotisen zum Thema Guildo Horn und Schmankerl aus den Zeiten, da Jürgens ganz ordentlich an der Schauspielschule das Theaterhandwerk lernte. Da lauert unversehens sogar Niveau! Unter der Sparte ,,Stand-up-Comedy" gibt es in Rhein-Main einen vielversprechenden Neuzugang: Vince Weber aus Neu-Isenburg. Programmtitel: ,,Blasenschwach im Sauerland". Mit seinem Käppi und seiner abgespacten Sportmontur sieht der fast Zwei-Meter-Mann schon zeimlich bescheuert aus. ,,Isch bin de Vinc!" ist eine Kampfansage an smartes Entertainment. Weber ist echt hessisch und läßt voll den Anti-Sympat raushängen. Man soll sich für seine sexy Knie und schönen Hände begeistern, muß die Schnittchen-Diskussionen mit seine Freundin mitmachen und Ausführungen über das Thema Reizblase anhören. Unterlegt mit dem Spruch ,,Ich sag ja zu Wurstsaft!", nimmt Vince den ein oder anderen Schluck aus dem Einmachglas, um mit Anekdoten von seinem Hausgenossen, einem Pantoffeltierchen zu erzählen. Weber ist nichts für zarte Gemüter. Das macht ihn zu einem ernst zu nehemenden Protagonisten der Stand-up-Szene. Nach einem Durchhänger zeigt sich das Kabarett Dusche aus Mannheim in der Klappsmühl am Rathaus diesmal wieder in Top-Form. "Die Aventgarde läßt grüßen" aus der Feder und in der Regie von Wolfgang Marschall ist ein aufgefrischtes Programm aus dem Jahr 1988. Damenlos tritt das Trio Klaus-Jürgen-Hoffmann, Wolfgang Schmitter und Hans Georg Sütsch an und läßt bei einem fiktiven Ex-Studitreff der altern Recken Vergangenheit und mögliche Zukunft Revue passieren. Hofmman mimt die linke Rotwein-Fraktion. Schmitter paradiert als Wertkonservativer und brilliert mal wieder in der Rolle eines Altersheim-Dealers. Sütsch ist liberal und kann so als Profi-Buhmann alle Sympatien auf seine Seite ziehen und singt Rot-Kohl Schröder sein Liedchen. ebenfalls in der Klappsmühl zeigte Frederic Hormuth sein drittes Solo ,,Kabarazzo". Zu zweit mit Nicole Kaufmann tritt er in einem Chansonabend auf. Ergänzt durch Uwe Heene ist man das Trio ,,Die Allergiker". Am Klavier und im Frontalangriff auf die Zuschauer versteht es Hormuth sich selbst und seine Generation gnadenlos durch den Kakao zu ziehen. Da wird aus dem harmlosen Reinigungszettel "Einmal Hose voll" die Metapher für ein Leben zwischen Wok-Ologie, Hera Lind und Verheiratungswahn. Pianistisch pflegt Hormuth gekonnt den klassischen Kabarett-Song mit Jazz und Boogieanklängen. ,,Dobermann der Satire", nannte ihn die Zeitung Rheinpfalz. Hormuth hat das Zeug zum Wadelbeißer auch wenn er bisher mehr die Zähne fletscht und dann doch immer wieder gern der ,,charming boy" sein möchte. Nebenbemerkung: Wo bleibt eigentlich mal wieder der weibliche Nachwuchs?
Redaktion: Kathrin Schwedler
1998-09-15 | Nr. 20 | Weitere Artikel von: Kathrin Schwedler