Die im letzten TROTTOIR schon angekündigte Idee der „NORDKURVE“, einer Bühnenkooperation, ist gestartet: Am 1. März begann das Dreierpack im Oldenburger UNIKUM. Geboten wurden Kurzauftritte aus den jeweils aktuellen Programmen. Im Dreierpack waren dabei Christian Hirdes, Komik und Poesie mit Klavier und Gitarre, „Anmache“ hieß sein Programm, die Münchnerin Martina Schwarzmann, nicht mehr ganz unbekannt, mit ihren Sprachkapriolen „Deaf’s a bisserl mehr sein?“, und Christoph Sieber mit seiner Comedy-Mixture „Sie haben mich verdient!“. An der Idee haben sich, neben dem Oldenburger UNIKUM, das Capitol in Bremerhaven, das BEGU in Lemwerder und das Pumpwerk in Wilhelmshaven beteiligt. Das sollte Schule machen! Am 18. November wird es weitergehen, und die dann eingeladenen Gäste stehen auch bereits fest: Es sind Michael Kerbs, Dagmar Schönleben und Marc-Uwe Kling. Ein Hoch auf diese gute Idee!
Neu in Oldenburg ist das Kulturzentrum Ofenerdiek (*KO*). Die ehemalige Pauluskirche, ein neomodernistischer Kirchenbau, ist in Privatbesitz übergegangen. Stadtteilkultur in Championsleague-Qualität soll geboten werden. Neben Kabarett und Kleinkunst sind alle Kulturangebote von Literatur über Konzerte, Theater, Kindertheater, Chorabende und ähnliche Veranstaltungen im Programm. Eröffnet wurde die Kulturreihe mit dem nachdenklichen Programm der beiden Berlinerinnen Gerlinde Kempendorff und Kim Eustice: „Wir sind noch einmal davongekommen“. Werner Finck, Wolfgang Neuss, Günther Neumann und andere aus der nahen Nachkriegszeit lieferten die Texte.
„Als Galionsfigur des neuen politischen Kabaretts, der in vornehmer Schärfe und mit charismatischer Ausstrahlung gesellschaftliche Realitäten widerspiegelt“ wurde Hagen Rether in der Laudatio anlässlich der Verleihung des diesjährigen Kleinkunstpreises „Wilhelmshavener Knurrhahn“ betitelt. Der Preis wird im Dezember im Rahmen eines großen Festakts im Wilhelmshavener Pumpwerk verliehen. Hagen Rether ist der 20. Preisträger dieser heißbegehrten Trophäe.
Und in der Oldenburger Burg Uhlenhorst fand die 20. Sonntagsmatinee statt. Rena Schwarz präsentierte ihr Programm mit dem vielsagenden Titel „… und täglich grüßt der Nachbar“. Es geht darin voller Wort- und Bewegungswitz nicht nur um die Kehrwoche und das brennende Kellerlicht. Die Gäste der Tucholsky-Börse in Leer erlebten das gleiche Programm.
Gleich zweimal – in der Seefelder Mühle, Seefeld, und in der Burg Uhlenhorst, Oldenburg, – trat Michael Hess, diesmal mit dem russischen Begleitpianisten Oleg Ykarewitsch, auf. Michael Hess, der immer wieder mit wechselnden Partnern seit 1991 als Duo Schall & Hauch unterwegs ist, bietet erneut ein herausragendes, musikalisch-literarisches „Chanson-deLuxe“-Kabarettprogramm.
Wie in den Jahren zuvor organisierte Gerd Ritzmann nun schon zum 12. Mal im UNIKUM, der Bühne des Studentenwerks der Carl-von-Ossietzky-Universität in Oldenburg, die Oldenburger Kabarett-Tage. „19% Mehrwert“ war das Motto, und das ist für den kleinen Mann, der sonst mit Promille kämpft, ’ne Menge. Hier machte sich die seit Jahren bewährte Kooperation mit der Kulturetage positiv wieder bemerkbar. Denn die unterschiedlichen Raumkapazitäten erfordern einfach eine Zusammenarbeit. Die Hälfte der acht Veranstaltungen fand im UNIKUM und die andere Hälfte in der Kulturetage statt. So waren der ehemalige Kardiologe Georg Ringsgwandl, der seit 1993 die klinisch-medizinische Betreuung seiner Patienten musikalisch-theatralisch auf die Kabarettbühne verlegte, und Deutschlands witzigster Engländer Mark Britton, der die Evolution vom Einzeller zum Homo sapiens über Hühner und Pandas evaluierte, auch im Capitol Bremerhaven und in der Oldenburger Kulturetage, und Christian Überschall und Michael Ehnert im völlig ausverkauften UNIKUM. Die Umkehrung der Verteilung hätte nichts geändert.
„Dialeckt mich am Patriarsch“ (auch wöchentlich aktualisiert im Internet!) heißt das gegenwärtige Programm von Martin Buchholz, das in Schortens im Bürgerhaus, in Bremerhaven im Capitol und in Achim im KASCH zu erleben war.
Was gab es noch?
Im Autohaus Heinemann in Wardenburg gastierte Hans Scheibner, politisch-satirisch in ungewöhnlichem Rahmen. Warum nicht? Die Hannoveraner Diseuse Alix Dudel füllte das neue Kulturzentrum *KO* in Ofenerdiek/Oldenburg mit dem Bekenntnis „Alles passiert nur mir“. Zwei Traditionskabaretts, die Leipziger Pfeffermühle und die Münchener Lach- und Schießgesellschaft, waren mal wieder im Bürgerhaus in Schortens. Es ist erfreulich festzustellen, dass Provinz mit „provinziell“ durchaus nichts zu tun haben muss, dies ist der handfeste Beweis dafür. Auch Thomas Freitag präsentierte hier im Jeverland sein 14. Soloprogramm.
Das war’s in Kürze, schöne Sommerferien und viel Spaß bei allen kommenden Kabarett- und Kleinkunstbesuchen nicht nur in der Region wünscht
Redaktion: Klaus Groh
Bremerhaven
15.09.07 Bernd Lafrenz „Ein Sommernachtstraum“ Capitol
26.09.07 Vince Ebert „Urknaller - Physik ist sexy“ Capitol
05.10.07 Herrchens Frauchen „Fuffzich“ Capitol
18.10.07 Werner Kaczwara „Best of“ Capitol
07.–24.11 SATIRICA 2007 Capitol
Oldenburg
08.06.07 Dagmar Dreke „Pfui nein! Muss das sein?“ *KO*
07.09.07 Kaktusblüte „Best of 30 Jahren“ *KO*
27.09.07 Wolfgang Nitschke „Hauptsache Wind“ UNIKUM
12.10.07 Herman van Veen „Unter vier Augen“ Kulturetage
01.11.07 Frank Schulz „Komische Zeiten“ UNIKUM
16.12.07 Beppo Pohlmann „Ich war mal schön“ Burg Uhlenhorst
Achim
30.09.07 Wolfgang Nitschke „Hauptsache Wind“ KASCH
14.10.07 Trifoli „Avanti! Avanti!“ KASCH
18.11.07 Nordkurve, „Kabarett im Dreierpack“ KASCH
Wilhelmshaven
07.12.07 Hagen Rether „Verleihung des Wilhelmshavener Knurrhahns“ Pumpwerk
AdNr:1045
2007-06-15 | Nr. 55 | Weitere Artikel von: Klaus Groh