Während wir in Deutschland die neuen Superstars noch suchen, scheint zumindest in England schon einer gefunden worden zu sein: Er heißt Declan, ist 15 Jahre alt und gilt als Wunderkind. Sein erstes Album mit irischen Traditionals und speziell für ihn geschriebenen Songs war in Großbritannien außergewöhnlich erfolgreich und ging gleich in die Charts. In der Odyssey Arena, Belfast, trat er im Dezember 2002 auf, simultan verbunden mit 80.000 Kindern aus aller Welt, die mit ihm einen Choral sangen – das war sogar einen Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde wert.
Der 15-jährige Brite hat es mit seiner wandlungsfähigen und ausdrucksstarken Stimme geschafft, die internationalen Charts zu stürmen. Nach dem Debütalbum „Thank You“ hat Declan direkt die Single „Love Of My Life“ nachgelegt, die die legendäre Band Queen 1979 erstmals auf ihrem Album „A Night at the Opera“ präsentierte. Seine Fangemeinde ist wahrhaftig bunt. Declan singt sich sowohl in die Herzen der Teenies als auch die der älteren Semester. Er entfacht Begeisterung in den großen Primetime-Sendungen und auch bei den volkstümlichen Konzerten etwa eines Florian Silbereisen. Jetzt bleibt nur noch abzuwarten, wo und wie lange der junge Sänger weltweit auf sicheren Füßen die Bühnen und die davor sitzenden Zuhörer erobern kann.
Christiane Stürmer ist ebenfalls eine Newcomerin. Bereits als 15-Jährige sang sie in einer Jazzband, konzentrierte sich dann aber auf deutschsprachigen Rock. Der Durchbruch gelang ihr nach der Teilnahme an der österreichischen TV-Talentshow „Starmania“, wo sie den zweiten Platz belegte. Seither produziert die 24-jährige Popikone Hits am laufenden Band und präsentiert diese in atemberaubenden Shows. Zurzeit ist sie auf „Lebe-lauter-Tour“.
Eingetaucht in lila Nebel erscheint sie ihren Fans. Die Zuhörer drängen zur Bühne, um „Lebe lauter“ live zu hören. In bester Profimanier tönt sie „Du musst nicht perfekt sein“ – und ist selber perfekt eingepackt in eine grandiose Lightshow, begleitet von einer ebenso großartig spielenden Band. Letztere ist supergut drauf. Christiane Stürmer auch. Die 24-Jährige erzählt von den Sonnentagen. Ihre Fans umjubeln sie dafür. Sie lässt sich darauf ein, dass sie als Freundin aufgenommen wird, dass ihre Titel mitgesungen werden, dass ihre Anwesenheit einen Freudentaumel verursacht. Auch der „Ich-will-alles-Mentalität“ kann sie mit „Ich kriege nie genug“ Gehör verschaffen. Dabei ist das Publikum ihr Chor genug. Permanent heizt Christiane Stürmer ihren Fans ein und lässt sich tragen von einem Mainstream-Rock, auf dem ihre Stimme Kapriolen tanzen kann.
Mit dem Farbenspiel der Lichter ändert sie Emotionen, präsentiert ihren ersten selbst geschriebenen Song „Bist du bei mir“ als herrliche Ballade, die rockig-soft wie in einem Fluss aus den Lautsprecherboxen kommt. Das riskante Vorgehen, deutschsprachige Texte in Musik umzusetzen, geht voll auf. Ihre Bühnenpräsenz ist unglaublich, mit ihrer sympathischen, energiegeladenen Emphase erreicht sie das Publikum mit einer großartigen Leichtigkeit und Glaubwürdigkeit. Die Stürmer erstürmt quasi ihre Zuhörer mit Herz und Gesang. In der Tat ist „Keine Zeit zum Schlafengehen“, wenn diese Sängerin Song um Song zu einem musikalischen Ereignis macht.
Neben zahlreichen bereits erhaltenen Auszeichnungen ist Christina Stürmer in diesem Jahr nominiert für den VIVA Comet in der Kategorie „Beste Künstlerin“.
Inga Rumpf ist aus der Musikszene schon lange nicht mehr wegzudenken. Sie ist Hamburgs berühmteste Rock-Legende. Zwei Jahre tourte sie mit ihrem Gospel-Programm „Walking In The Light“ durch Deutschland, füllte Kirchen und Konzerthallen und avancierte zum umjubelten Star auf der Expo 2000.
Inga Rumpf, laut „Rolling Stone“ Deutschlands „einzige Soulsängerin von Weltklasse-Niveau“, kehrt jetzt zu ihren Wurzeln zurück. „Back to the Roots“ heißt dann auch ihr derzeitiges Programm mit Klassikern und brandneuen Titeln. Begleitet wird sie von ihren „Friends“. Und denjenigen Friends, die sie auf ihrem musikalischen Lebensweg als Fans begleitet haben, fühlt sie sich sehr verbunden. Ihnen widmet sie ihr neues – und altes – Repertoire, das einer Zeitreise nach Noten gleicht. Inga Rumpf verbindet temperamentvoll und charismatisch die unterschiedlichen Stile, schlägt souverän den Bogen über einige Jahrzehnte populärer Musik. Blues und Gospel, Rhythm und Rock, Soul und Jazz, Reggae und Pop – die Sängerin, Komponistin und Instrumentalistin (Gitarre, Piano, Akkordeon) liebt die Abwechslung und fühlt sich in fast jedem Genre wohl. Und natürlich erinnert sie an ihre Zeiten als Frontfrau von „Frumpy“ oder „Atlantis“, mit denen sie in den 70er-Jahren Musikgeschichte geschrieben hat. Somit also sind Ingas Gigs ein angesagtes Treffen sowohl für Nostalgiker als auch für Liebhaber heutiger Klassemusik, die das einfach nicht verpassen wollen.
Ein ebenso alter Hase im Musikgeschäft ist Roger Chapman – und auch er ist eine Kultfigur. Seinen Anhängern sind seine großen Erfolge mit „Family“ oder der Rhythm-and-Blues-Band „Streetwalkers“ aus den 70er-Jahrer noch gut im Ohr. Spektakulär waren – und sind es bis heute – seine Bühnenauftritte. Und ebenso spektakulär ist sein bluesiges Vibrato in der Stimme. In den 80ern startete Chapman seine Riesenkarriere auch bei uns. Und er landete mit Mike Oldsfields Werk „Shadow on the Wall“ einen Chartbreaker, der auch heute noch bei den Radiostationen zu den häufig gespielten Titeln gehört.
Es ist nicht leiser um den Bluesbarden geworden. Und seine stimmliche Urgewalt ist auch heute zum Glück noch auf den Bühnen präsent. Derzeit ist „Chappo Chapman“ mit Shortlist auf der „One More Time for Peace Tour“. Ein Besuch wird dringend empfohlen.
Wer echten Spaß auf der Bühne erleben will, geht derzeit am besten zu Trovaci. Die vierköpfige Band um Frontmann Danko Rabrenović stammt aus dem ehemaligen Jugoslawien, lebt jetzt allerdings in Düsseldorf. Seit 2003 sind Trovaci in der Musikbranche gewaltig auf dem Vormarsch. In den letzten Jahren tourten sie mit einer energetischen Mischung aus Ska, Reggae und Punk durch die Lande. Mit ihrer extrem sportlichen Live-Performance sammelten sie neue Fans und Groupies von Lübeck bis München. Nach ihrem Debütalbum „Balkanplatte“ und der Single „Welcome to Deutschland“, mit der die Vier die Fußballnationen der Welt zur WM 2006 in Deutschland begrüßten, präsentieren sie nun in einer mitreißenden Show ihre neue CD „Kuku Lele“, übersetzt: „Ach du dickes Ei“.
Mit gewohnt balkanesischer Schlitzohrigkeit und Selbstironie werden der deutsche Alltag, Gastarbeiterklischees und Herzschmerz-Themen verhandelt – auf Serbisch, Kroatisch und Deutsch.
Bei alldem ist die Musik von Trovaci absolut tanzbar und partytauglich. Überzeugt euch persönlich davon. Trovaci sind ständig im gesamten Bundesgebiet auf Tour.
Und zu guter Letzt noch ein Blick auf die musikalischen Nachfahren des legendären Django Reinhardt. Die Gruppe Bratsch kommt aus Frankreich. Francois Castiello, Nano Peylet, Pierre Jaquet, Bruno Girard und Dan Gharibian sind allesamt gestandene Jazz-Musiker. Ihre Musik ist aber mehr als das, was der Begriff „Zigeunerstil“ ausdrücken kann. Neben Sinti-Swing ist da auch noch so mancher Einfluss aus den Musiken der ganzen Welt zu hören. Und Freejazz gehört bei Bratsch auch zu den Möglichkeiten, aus allem, was es an Tönen und Rhythmen schon gibt, doch noch ein tolles, eigenes Ding zu machen. Und zwar so, dass es einem manchmal die Beine weghaut oder den Atem verschlägt. Und das schon seit fünfzehn Jahren. Eine lange Zeit, in der diese virtuosen Frohnaturen Spaß auf die Bühnen gezaubert haben. Sie werden es hoffentlich auch in den kommenden Jahren weiter tun.
Das war’s einstweilen.
Bis demnäx.
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