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    „Mondkuss“

    ... nannte sich das verführerische Frühlingsvarieté im Apollo Varietétheater in Düsseldorf. Verwandlungskünstler Chris bezauberte mit seiner Stimme sowie vielen Kostümwechseln und legte für die Artisten den roten Teppich aus. Sopranistin Elisabeth Haumann unterstütze Chris dabei nicht nur stimmlich, sondern auch kostümtechnisch. Beide entführten mit Live-Gesang in das Reich des Musicals, zusammen mit Christian Gall, dem musikalischen Leiter und Bandleader. Prima vollführte mit traumwandlerisch grazilen Bewegungen einen spektakulären Tanz am Trapez. Umgeben von einer geheimnisvollen Aura erschuf sie mit ihrem biegsamen Körper immer wieder neue Bilder. Marco Noury präsentierte Luftakrobatik voller Stil und Eleganz. Kraft, Anmut und Perfektion vereinte er zu einem Gesamtkunstwerk an den Strapaten hoch unter dem Bühnenhimmel. Mandy Mercedes wirbelte in ihrer Antipodenjonglage Tücher geschmeidig durch die Luft und kombinierte dies mit einer kraftgeladenen Handstandakrobatik. Den dynamischen Tanz auf dem Seil bot Manuel Lorador mit spektakulären Sprüngen und Drehungen sowie einem Salto als Höhepunkt. Eine tempogeladene Jonglage voller Leidenschaft zu hinreißenden Samba-Rhythmen vollführte Valentino. Dos ToledosEr hob die Gesetze der Schwerkraft mühelos auf und katapultierte Bälle, Keulen und Ringe in waghalsige Höhen. Ernest Palichikov schuf in seiner Handstandequilibristik höchst anspruchsvolle Traumbilder mit seinem Körper, welche er zu dramatischer Musik atemberaubend in Szene setzte. In einem fulminanten Finale verabschiedeten sich nochmals alle Künstler von einem begeisterten Premierenpublikum.

    „Otto und die Strolche“ gastierten im GOP Varieté in Essen. Otto Kuhnle führte mit lockerem Mundwerk und schrägem Humor durch den Abend und ließ seine Strolche auf das Publikum los. Aaron Walker schlug seine Kapriolen in der Luft am Vertikalseil und kombinierte Kraft mit Körperbeherrschung zu einer modernen Akrobatik. Karl 3Ds Werkzeuge waren die Diabolos, die er, inspiriert von Funsport, Coolness und MTV-Sounds, mit innovativen Tricks durch die Lüfte kreisen ließ. Robert Choinka beeindruckte mit einer Handstandequilibristik vom Feinsten. Auf einem schlichten Reifenstapel spielte er mit dem Gleichgewicht, gepaart mit einem Hauch von Erotik und Ironie. Ein Spaßvogel auf dem Drahtseil war Ernesto Terri, der mit tänzerischen Einlagen und Sprüngen virtuos die Balance hielt. Nesto Hato manipulierte fingerfertig mit farbigen Karten und färbte dazu noch seinen Haarschopf. Hoch am Trapez agierten Tempo Rouge mit einem atemberaubenden Trapezakt voller Hänge und Faller. Leichtigkeit und Geschmeidigkeit waren die Kennzeichen der Hand-auf-Hand-Akrobatik-Darbietung des Duos Diving, die in die malerische Unterwasserwelt führte. Starbugs zogen alle Breakdance-Register und bei ihnen kam auch der Humor nicht zu kurz. Im großen Finale verabschiedeten sich noch einmal alle Künstler von einem begeisterten Publikum.

    Pate für den Programmtitel im GOP Varieté Münster stand die A-capella-Band maybebop: Bei der unglaublichen stimmlichen Bandbreite von Jan Bürger, Sebastian Schröder, Lukas Teske und Oliver Gies wurden Musikinstrumente völlig überflüssig. Mit temperamentvoller Bühnenpräsenz, unverbrauchtem Witz und sympathischer Publikumsnähe führten die jungen Männer auf unvergleichliche und harmonische Weise durch ihre Show.

    Erika Lemay erzählte am Luftring anfangs ruhig, schließlich aber umso dynamischer, die Geschichte einer Frau, die sich von ihrer Schüchternheit befreit und zu einer selbstbewussten Persönlichkeit entwickelt. Sie zeigte den Tanz einer Seele, die nach Freiheit strebt und ihre Sorgen am Boden zurücklässt. Die Vertikalseildarbietung von Sylvain Genois ist ein Kraft-Marathon, der durch Humor und scheinbare Leichtigkeit beeindruckte. Seine Darbietung zeichnete sich durch eine faszinierende Mischung aus theatralischem Ausdruck und künstlerisch hochwertigem Können aus.

    Yves Gagnon und Marco Dieckmann vom Trio Barre Russe katapultierten ihre Partnerin Christine Bédard wie ein lebendiges Geschoss durch die Luft. Ihre turbulenten Sprünge und spektakulären Salti begannen und endeten immer wieder wie durch ein Wunder auf dem schmalen Grat des Russischen Barrens.

    Tony Frebourg verband die chinesische Kunst der Diabolo-Jonglage mit spektakulären Elementen der Bodenakrobatik. Ein Hauch asiatische Körperkunst sowie vornehme Zurückhaltung und hohe Geschicklichkeit ergaben ein wunderbares Gesamtbild.

    Eine atemberaubende Choreografie in einem überdimensionalen Hula-Hoop-Reifen – dem sogenannten „Cyr“ – zeigte die junge Kanadierin Valerie Bilodeau. Mal langsam, dann wieder schneller tanzte sie stets perfekt auf die mitreißende Musik abgestimmt.

    Was beim Duo Manducas aussah, als sei es ein Versehen, war die hohe Kunst der Comedy-Hand-auf-Hand-Akrobatik. Antonio Ferreira, der in diesem Jahr sein 40-jähriges Bühnenjubiläum feiert, und sein Partner Andrey Silchev beherrschen sie perfekt. In Kostümen von anno dazumal und zu Musik aus Großvaters Tagen brachten die beiden Artisten die Zuschauer mit komödiantischem Können und akrobatischen Kraftelementen zum Lachen und Staunen. In einem großen Finale verabschiedeten sich die virtuosen Klangkünstler und vielseitigen Körperkünstler von ihren Zuschauern.

    Geht man zu den Ursprüngen des Varietés zurück, so begann alles als Artistentheater mit Gastronomie. An diese Zeit knüpfte die Trattoria San Marco in Bochum an und präsentierte erstmals zusammen mit Calvero’s Salon-Zaubertheater unter dem Motto „Dinner meets Magic“ ein Drei-Gänge-Menü mit einer zauberhaft-artistischen Show. Calvero und sein Assistent führten nicht nur in das Reich der Illusionen, sondern auch manch artistisches und in Vergessenheit geratene Kabinettstück vor. Der „Gang durch das Schlüsselloch“ war ein solches, und es erforderte unter den kritischer Blicken der Zuschauer alle akrobatischen Fähigkeiten des Assistenten, um durch die vorgegebene und zuvor geprüfte Öffnung zu gelangen. Eine außergewöhnliche Performance, zugleich Auftakt für weitere Shows dieser Art.

    Redaktion: Hartmut Höltgen-Calvero

    AdNr:1027  

    2007-06-15 | Nr. 55 | Weitere Artikel von: Hartmut Höltgen-Calvero





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