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    Kritik: Kabarett nach dem großen Crash

    Kann man nach dem 11. September noch Kabarett machen? Kann man den Tag und seine Folgen satirisch beleuchten ? Das Renitenz-Ensemble kann. Schnell wurde die babylonische Sprachverwirrung mit Hilfe der Texterriege Hannelore Kaub, Frings, Jakob, Buchholz, Kurbjuhn und Woyda überwunden.

    Herausgekommen ist ein textlich dichtes, choreographisch interessantes und musikalisches Programm. Die vielseitigen gesanglichen, tänzerischen und schauspielerischen Begabungen von Mueller, Pleva, Weingarten, Michel und Weidemann kommen voll zur Geltung. Der Raum: Ein Fahrstuhl, der stecken geblieben ist. Hier kann in aller Ruhe ohne jede Störung oder Bedrohung  von außen geprobt werden, aber auch die kleinen persönlichen Kämpfe brechen

    immer wieder durch. Das Haupthema beschäftigt sich mit den Fragen, ob Nichtraucher nach der letzten Steuererhöhung schon zu Terroristen zu rechnen sind, ob vom Orientalen im Bus bis zur eigenen Frau sich nicht alle irgendwie auffällig verhalten und unschädlich gemacht werden müssen, ob Schily Stoiber nicht schon lange rechts überholt hat, im Herzen aber immer
    noch ein Grüner geblieben ist.

    Weitere aktuelle Themen über den Euro, Gregor Gysi, Schröder  und die FDP-verschlingende Wester-Welle wechseln sich mit privaten wie Emanzipation und Schwulenehe ab. Der Hauptfaden geht nie verloren, das Publikum wird nach seiner Erwartung ans Kabarett nach dem großen Crash befragt und kurz danach spontan auf der Bühne zitiert: Unterhaltung, Aufklärung, Nachdenklichkeit, Amüsieren. Was darf das Kabarett, was darf die Satire? Alles! Nach gut zwei Stunden fällt nach dem Song über Absurdistan der Vorhang. Absurdistan ist überall!


    2002-03-15 | Nr. 34 |





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